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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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davon dort draußen. Also arbeite ich weiter in Ornsters privater Organzuchtstation. Aber wie gesagt, es macht mich extrem nervös.
    GEÄNDERT AM:
    04.04.2059, 08:00 Uhr

Abschiedsinterview: Die Alkoholikerin

    Marta, unsere heutige Klientin, hatte bereits eine halbe Flasche Jack Daniels geleert, als wir bei ihr ankamen. Das Zimmer, das sie sich gemietet hatte, war makellos. An der Wand hingen Dutzende Bilder, die Marta in verschiedenen Posen vermutlich mit ihren Freunden und ihrer Familie zeigten. Es gab viele Bilder aus ihrer Collegezeit: Marta in einem T-Shirt der Universität von Georgia, wie sie gerade von zwei Freunden an den Beinen hochgehoben wurde und mit dem Kopf nach unten aus einem Bierglas trank. Marta in einem Sweatshirt der Universität von Georgia, wie sie gerade ein Glas Schnaps hinunterstürzte. Marta in einem Sweatshirt der Universität von Georgia, wie sie gerade auf der Ladefläche eines Wagens saß und trank. Ich sah die Bilder und bereute sofort, dass ich nicht dort zur Uni gegangen war. Marta lächelte uns glücklich und betrunken an, als wir durch die Tür traten.

    Marta: Ah, da sind sie ja. Die Männer meiner Träume.
    Ernie: Sie sind doch nicht zu betrunken, um das hier durchzuziehen, oder, Ma’am?
    Marta: Oh, ich denke, ich bin gerade genug betrunken, um das hier durchzuziehen. (Sie umkreist den Flaschenhals mit ihrem Zeigefinger.) Das ist mein erster Drink seit sechs Jahren. Es ist wunderbar. Ich fühle mich phantastisch. Und wisst ihr, was das Beste daran ist? Ich muss mir keine Sorgen darüber machen, dass ich um zwei Uhr morgens aufwachen und mich wie ein Arsch fühlen werde, so dass ich nicht mehr einschlafen kann, weil ich so sauer auf mich selbst bin. Denn ihr beide seid ja hier, um sicherzustellen, dass es kein Morgen geben wird, nicht wahr?

    Ich wollte nicht allzu sehr auf Marta eingehen. Ich versuchte, ihre Aufmerksamkeit auf die Erbschaftsangelegenheiten zu lenken. Marta zeigte auf mehrere Schachteln, die sie neben dem Schrank aufgestapelt hatte. Jede Schachtel war mit einem bunten Etikett versehen. Die gleichen Etiketten befanden sich auf allen Dingen im Raum, die sich auf irgendeine Weise hatten verpacken lassen. Die Schachteln waren bereits mit einer Adresse in Stone Mountain, Georgia, versehen.

    Marta: Das ganze Zeug hier ist für meine Mutter. Sie wird sich freuen, es zu bekommen.
    (Ich drücke die Aufnahmetaste.) Ich: Warum sind wir heute hier, Marta?
    (Sie nimmt einen großen Schluck Bourbon. Sie scheint keinen natürlichen Würgereflex zu besitzen.) Marta: Es macht einfach keinen Spaß mehr, okay? Ich hasse es, wenn ich gezwungen werde, erwachsen zu werden, wisst ihr? Es gibt so viele Spielverderber. Ich kann mich noch erinnern, als ich das erste Mal wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet wurde. Das war der Tag, an dem es aufhörte, Spaß zu machen. Sie zogen mich aus dem Verkehr, ließen mich die Tests machen, legten mir Handschellen an und nahmen mich mit auf die Wache. Man fühlt sich dabei wie ein VERLIERER. Man fühlt sich so verdammt dämlich und faul und egoistisch und so. Ich erinnere mich, dass ich mir schwor, mich niemals wieder in eine ähnliche Situation zu bringen. Und das machte mich traurig, wisst ihr? Es machte mich traurig, weil ich nicht mehr das leichtsinnige kleine Mädchen sein konnte, das ich einmal gewesen war. Man sieht die ganzen Vierundzwanzigjährigen da draußen, die alle trinken bis zum Umfallen und dann über die Straße wanken. Sie müssen sich noch keine Gedanken über die Realität machen. Manche von ihnen werden es niemals tun müssen. Meine Mutter ist eine von ihnen. Sie führt ein geborgenes Leben. Sie trinkt, so viel sie will. Sie trinkt und fährt, so oft sie will. Sie musste nicht einmal die Konsequenzen dafür tragen. Sie ist aus dem Schneider. Sie kann tun, was sie will. Sie sitzt nicht in der Falle, wie ich es tue.
    Ich: Weshalb?
    Marta: Nun, ich gehe zu den Treffen der Anonymen Alkoholiker. Ich gehe oft dorthin. Und man MUSS dorthin gehen, denn wenn man es nicht tut, dann beginnt man wieder zu trinken, und das ist schleeeeecht und böse. Aber ich sag euch was, Jungs. Der Tag, an dem man zum ersten Mal zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker geht, ist der Tag, an dem man ALT wird. Es ist mir egal, wie alt ihr seid, oder was euer Deaktivierungsalter ist, alle, die an diesen Treffen teilnehmen, sind so verdammt ALT und langweilig. Das erste Mal, als ich zu einem der Treffen ging, war ich irgendwie aufgeregt. Es war eine neue

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