Die Unsterblichen: Roman (German Edition)
wissenschaftlichen Durchbruch zu erleben, der sogar den seines Vaters in den Schatten stellt. Es handelt sich dabei um einen nanogestützten Impfstoff, der den Code-Namen Skeleton Key trägt. Es handelt sich hierbei um eine Entdeckung, die er, wie er selbst sagt, beinahe schon verworfen hätte.
Otto: Wenn Sie mir bitte einfach ins Labor folgen würden …
Resnick (erzählt): Otto arbeitet hier, in einem Labor in der Nähe von Portland, das von einem anonymen privaten Spender finanziert wird. Um in das Labor zu gelangen, müssen Besucher durch eine sogenannte Luftdusche, in der sie fünfzig Sekunden lang von einem kalten Lufthauch umspült werden, der lose Haare und Hautschuppen fortblasen soll. Außerdem tragen wir einen vollständigen Chemikalienschutzanzug und Helme, als wir die Räumlichkeiten betreten. Es sind keine offenen Stellen erlaubt. Otto führt uns zu einer Reihe von Glasröhrchen, in denen sich nichts als reine Flüssigkeit befindet, zumindest soweit man es mit bloßem Auge erkennen kann.
Resnick: Es befinden sich also Roboter in dieser Flüssigkeit?
Otto: Sehr kleine, ja.
Resnick: Und welche Fähigkeiten haben sie?
Otto: Wir sind noch dabei, die letzten Fehler zu beheben, doch im Idealfall schafft es Skeleton Key, feindliche Viren, gefährliche Bakterien und bösartige Zellen im menschlichen Körper zu identifizieren und sie zu zerstören, bevor sie die Möglichkeit haben, sich zu vermehren und bleibende Schäden zu verursachen.
Resnick: Wovon sprechen wir hier? Sprechen wir davon, Krebs zu heilen?
Otto: Wir sprechen davon, eine Krebserkrankung im Vorfeld zu vermeiden, ja.
Resnick: Wie sieht es mit Herzkrankheiten aus? Mit verstopften Arterien?
Otto: Ja.
Resnick: Grippe?
Otto: Ja.
Resnick: Könnte es beim Abnehmen helfen?
Otto: Im Grunde ja. Ja, das ist möglich. Wir könnten ein Idealgewicht eingeben, das auf Ihrem genetischen Code basiert, und Skeleton Key würde alle Fettzellen zerstören, die das Zielgewicht übersteigen.
Resnick: Wie eine innere Fettabsaugung?
Otto (lacht): Das passiert immer wieder. Die Leute schwenken sofort von dem Teil, in dem ich davon spreche, Krebs zu heilen, zu dem Teil, in dem es darum geht, ihr Idealgewicht zu erlangen.
Resnick: Ihr Vater hat also das Heilmittel gegen das Altern erfunden, und nun haben Sie das Heilmittel gegen alles andere entdeckt.
Otto: Nun, wir haben noch einen langen Weg vor uns. Aber es ist unser Ziel, einen umfassenden Impfstoff zu entwickeln, der Ihr ganzes Leben lang in Ihrem Blut aktiv bleibt, egal wie lange es auch dauern wird. Das, was wir bisher erreicht haben, macht mir Mut. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es uns in den nächsten zehn Jahren gelingen wird, Skeleton Key zu verbessern und den Impfstoff einer breiteren Masse zur Verfügung zu stellen.
Resnick: Was hat Sie dazu gebracht, mit den Forschungen zu beginnen?
Otto: Unser Hund. Wir hatten doch diesen Hund. Sein Name war Buggle. Buggle war ja der erste Hund, dem man den Vektor verabreicht hatte. Doch nachdem er etwa dreißig Jahre oder so bei uns gelebt hatte, wurde er krank. Ich wollte nicht zusehen, wie er starb.
Resnick: Sie haben ihn geliebt.
Otto: Natürlich. Er war unser Familienhund. Und er war der Hund meines Vaters. Buggle war für mich das Vermächtnis meines Vaters. Etwas Wahrhaftiges, das ich anfassen und dem ich in die Augen sehen konnte. Ich wollte ihn nicht verlieren. Ich war nicht bereit, darauf zu verzichten. Man hört überall, dass Menschen ihre Haustiere deaktivieren lassen, und dann werden die Haustiere krank und sterben, und die Besitzer rufen schließlich einen Euthanasie-Spezialisten, weil sie mit der Trauer nicht fertig werden. Ich kann es bis zu einem gewissen Grad verstehen. Wie auch immer. Anstatt mit Buggles Krankheit umzugehen wie ein vernünftiger Mensch, entschied ich mich also, ein Heilmittel gegen Krebs zu finden. Das ist doch um vieles einfacher, nicht wahr?
Resnick: Wollten Sie auch in gewisser Weise den Erfolg Ihres Vaters toppen?
Otto: Nein, das war nie meine Absicht. Die Entdeckung meines Vaters ist und bleibt meines Erachtens die größte wissenschaftliche Entdeckung in der Geschichte der Menschheit.
Resnick: Eine Entdeckung, die ihn letzten Endes sein Leben gekostet hat.
Otto: Nein. Seine Entdeckung hat ihn nicht das Leben gekostet. Es waren Menschen , die meinen Vater getötet haben. Das darf man nicht verwechseln. Menschen wie Casey Jarrett haben beschlossen, ihn in diesen Van zu werfen und ihn in Brand zu
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