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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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drehte mich zu Ernie um, der in den Beifahrersitz gesunken war. »Wirst du weitermachen?«, fragte ich ihn.
    »Ich sag dir jetzt mal was«, meinte er. »Matt ist verrückt. Das wissen wir beide. Aber er ist loyal. Und es spielt verdammt noch mal keine Rolle, ob ich weitermache oder nicht. Hinter jeder Tür, die ich dieser Tage öffne, könnte jemand stehen, der versucht, mich umzubringen. So ist das eben, Kumpel. Das hier ist, was ich eben derzeit mache. Wenn dich das Leben einmal in eine Richtung führt, dann war’s das. Du kommst da nicht mehr so leicht raus. Mein Vater war Tischler. Ein Handwerker. Er hat mir gesagt, dass es egal ist, welchen Job man hat, so lange man nur Stolz darauf ist und ihn mit Sorgfalt ausführt. Und das mache ich auch. Und wenn sich herausstellt, dass der Job demnächst beinhaltet, eine Horde Trolle und Terroristen in die Luft zu jagen, dann umso besser. Wir brauchen alle etwas zu tun.« Er nahm einen Schluck Wasser. »Ja, ich werde weitermachen. Aber ich will auch eine Woche bezahlten Urlaub. Eigentlich will ich sogar zwei Wochen. Immerhin war ich der Glückspilz, der das Messer abbekommen hat, du Schlappschwanz.«
    GEÄNDERT AM:
    22.06.2059, 03:06 Uhr

»Ich lasse mich von ihm überwältigen«

    Ich verbrachte den Großteil des heutigen Tages damit, sehr wenig zu tun und meine Energien für einen Anruf bei David aufzusparen, in dem ich ihm erklären wollte, wie es seine Leute geschafft hatten, mir innerhalb eines Abends zuerst das Leben zu retten und mich dann zu bedrohen. Ich hatte das Gefühl, als wäre ich David zu einem gewissen Dank verpflichtet. Aber ich war auch verärgert, und ich fühlte mich schuldig, weil ich verärgert war, denn immerhin hatte ich ihn vernachlässigt. Die Dynamik dahinter verwirrt mich zeitweise. Schließlich rief ich ihn kurz vor dem Abendessen an. Er nahm ab. Wegen der Anruferkennung wusste er bereits, dass ich es war. »Ich dachte, du würdest dich ausruhen«, sagte er. »Ich wollte dich nicht anrufen.«
    »Sie haben mich bedroht, David.«
    »Sie würden dir nie etwas antun.«
    »Nein, sie haben mir sehr klar zu verstehen gegeben, dass sie andere Möglichkeiten haben, als jemandem physische Schmerzen zuzufügen.«
    »Das sind leere Drohungen. Mehr nicht. Reverend Swanson weiß genau, über welch gute Kontakte deine Branche verfügt.«
    »Warum wurde ich überhaupt bedroht?«
    »Hast du wirklich gedacht, dass ich es auf sich beruhen lassen würde, dass du als Euthanasie-Spezialist tätig bist, John? Ich habe mir Sorgen gemacht. Und ich meine damit nicht, dass ich dich bekehren wollte. Ich weiß, dass die Kirche im Moment nicht das Richtige für dich ist, und das ist in Ordnung. Aber ich mache mir auf menschlicher Ebene Sorgen um dich. Ich mache mir um deine Sicherheit Sorgen. Ich mache mir Sorgen um deinen Seelenfrieden.«
    »Du musst dir keine Sorgen machen. Es geht mir gut. Es ist meine Aufgabe, mir Sorgen um dich zu machen.«
    »Ich möchte nicht gemein sein, aber ich denke, wir wissen beide, dass du dafür nicht gerade geeignet bist.«
    Ich seufzte.
    »Es tut mir leid«, sagte er.
    »Das muss es nicht. Ich habe es mehr als verdient.«
    »Was war euer letzter Auftrag? Vor dem Überfall? Wie war es? Lass mich daran teilhaben. Erklär es mir.«
    »Macht es dir etwas aus, wenn ich etwas trinke, bevor ich dir davon erzähle?«
    »Nein.«
    Ich schenkte mir einen Bourbon auf Eis ein, bis das Glas beinahe überlief wie ein Kochtopf voller Reis, den man zu heftig hat kochen lassen. Ich nahm einen Schluck und erzählte ihm die Geschichte. Ich erzählte ihm von dem extrem reichen Mann aus Herndon. Seine Frau war gerade gestorben, und er wollte sein Geld seiner Tochter vermachen, ohne dafür Schenkungssteuer zahlen zu müssen. Er war in Massachusetts aufgewachsen und wollte dort sterben. Also bezahlte er Ernie und mich dafür, dass wir mit ihm in einem Privatflugzeug flogen, für das er irgendwie die behördliche Erlaubnis bekommen hatte. Er nahm uns mit auf sein riesiges Grundstück an der Küste. Er kochte ein gewaltiges Festessen und lud alle seine Freunde und seine Familie zum Mittagessen ein. Es gab Hummer und in Butter geschwenkte Muscheln und auf einer Bierdose gegrillte Hähnchen. Überall standen Flaschen mit gutem Wein. Alle tranken und redeten und sahen zufrieden aus. Es war ein Gefühl der absoluten Behaglichkeit, als könnte die Welt ihnen allen nichts anhaben. Die Gäste gingen gegen drei Uhr, und er bat Ernie und mich, die Sache durchzuziehen.
    Er

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