Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
Vom Netzwerk:
von Jungen albern. Vor einiger Zeit war ich auf einer Party und ein Typ stellte mir eine Frage über China, und ich tat so, als wüsste ich nichts über China, obwohl ich es tue . Ich weiß eine Menge über China: über den Staatschef Mao, über den Platz des himmlischen Friedens, über die Periode der Öffnung und über die Rückkehr in die Isolation. Kennst du jemanden in China? Hast du jemanden bei den Bombenangriffen verloren?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Ich auch nicht. Aber trotzdem weiß ich darüber Bescheid. Aber die Hälfte der Zeit fühle ich mich verpflichtet, mich wie ein dummes kleines Mädchen zu benehmen.«
    »Es ist, als würde dein Körper deinem Gehirn die Rolle vorgeben, die du zu spielen hast.«
    »Ja, genau! Ich lese ein Buch oder so, und dann ist da diese kleine Stimme in meinem Kopf, die mich fragt, warum ich nicht rausgehe und Party mache. Aber ich habe schon seit Jahren genug von diesen Dingen. Ich bleibe an einem Freitagabend zu Hause, und das Mädchen im Spiegel sagt mir, wie langweilig das doch ist. Aber ich bin eine zweiundvierzigjährige Frau. Es macht keinen Sinn, hinauszugehen und die Sau rauszulassen. Es macht keinen Sinn, Schlauch-Tops zu tragen – aber mein Schrank ist voll mit diesen dämlichen Dingern. Ich weiß auch nicht … Ich wünschte bloß, ich hätte die Chance bekommen, zu werden, was ich hätte werden sollen.« Sie nippte an ihrem Wasser. Ich ließ ihr Zeit. »Warum fragst du mich das alles? Sag bloß nicht, dass du auf der Suche nach einer Freundin bist oder so.«
    »Nein, nein. So bin ich nicht. Ehrlich. Es ist bloß … ich konnte nicht schlafen, und ich brauchte Gesellschaft. Ich denke, ich bin wohl einsam, obwohl ich mich selbst nicht als einsamen Menschen sehe.«
    »Das ist okay. Ich verstehe das.« Der Strom fiel wieder einmal aus. Wir blieben allein zurück, umgeben von dem von Menschenhand gemachten Schimmer, der aus jenen Teilen der Stadt kam, wo das Netz noch funktionierte, und der durch das Fenster schien. »Ich habe zwei Jahre auf der sogenannten Honigfarm in Los Angeles gelebt«, sagte sie. »Sie gehörte einem schmierigen Porno-Typen. Ständig kamen Schauspieler und Sportler vorbei, um zu kiffen und im Pool flachgelegt zu werden. Wie auch immer, dieser Porno-Typ lebte dort mit seiner Mutter. Mit seiner Mutter ! Sie war eine sehr nachlässig gekleidete, fünfzigjährige Frau. Maude. So hieß sie. Ich glaube, sie war für die Finanzen zuständig. Und manchmal ging sie herum, während alle nackt im Pool Volleyball spielten und so. Ich starrte sie immer an. Ich konnte keine zehn Meter durch dieses Haus gehen, ohne dass mir jemand an den Hintern fasste. Doch Maude wurde von niemandem belästigt. Die Männer ignorierten sie, und ich glaube schon, dass einen das als Frau nicht immer freut. Aber sie ließen sie immerhin in Ruhe. Sie hatte die Freiheit, einfach so herumzuspazieren. Und wenn die Typen mit ihr sprachen, dann sprachen sie mit ihr. Sie starrten nicht ihre Brüste an und holten gleich darauf ihre Kreditkarten hervor. Für mich war das irgendwie – ich weiß nicht … cool. Ich wäre gern schon so weit entwickelt gewesen, um ebenfalls so behandelt zu werden.«
    »Du möchtest fünfzig sein?«
    »Nun, vielleicht nicht fünfzig. Das ist verdammt alt.«
    »Das stimmt.«
    »Und was machst du beruflich, nachdem du jetzt schon so viel von mir weißt?«
    »Ich arbeite als Euthanasie-Spezialist.«
    »Wirklich?«
    »Ja, im Großen und Ganzen. Eigentlich bin ich Berater.«
    »Und wie funktioniert es? Wie tötet ihr?«
    »Mit einer Spritze. Es ist schmerzfrei.«
    »Was kostet es?«
    »Das hängt vom Einkommen ab«, erklärte ich ihr. »Die Regierung subventioniert unser Honorar, wenn der Klient ein geringes Einkommen hat.«
    »Wenn ich also nicht allzu viel verdiene, dann machst du mir einen guten Preis, oder?«
    »Ja, aber das willst du doch nicht wirklich.«
    »Sagt wer?«
    »Es muss einiges erledigt werden, wenn du es machen lassen willst. Du musst ein Formular ausfüllen. Du brauchst ein Testament. Und ich brauche deinen Führerschein für die Freigabe.«
    »Ich habe meinen Führerschein dabei, und ich habe nichts, das ich jemandem hinterlassen könnte.«
    »Selbst wenn ich wollte, kann ich nicht. Ich bin nicht derjenige, der die Spritze verabreicht. Das macht mein Partner, und es ist ein bisschen zu spät, um ihn noch hierher zu holen.«
    »Dann mach es doch selbst. Komm schon.« Sie rückte näher. »Das wird ein Spaß. Wir werden dich heute

Weitere Kostenlose Bücher