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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary
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streckte sich und stöhnte, als sie den Punkt erreichte, an dem es kein Zurück mehr gab. Dann rammte ich ihr die Spritze in den Rücken. Sie sah mich über die Schulter hinweg mit einem teuflischen Grinsen an und ließ ihren Kopf auf das Kissen fallen. Ihre Augen waren halb geöffnet, als wäre sie betrunken. Ihr Lächeln ermattete ein wenig, als hätte sie gerade eine gute Zeit, wäre sich aber gleichzeitig sicher, dass sie bald alles vergessen würde. Ich sah ihr ins Gesicht. Dann warf ich einen Blick auf die leere Spritze in meiner Hand.
    Und dann hatte ich einen Herzinfarkt.
    GEÄNDERT AM:
    29.06.2059, 04:56 Uhr

»Warten Sie dort drüben«

    Scott kam ins Zimmer und sah das nackte, tote Mädchen auf meinem Bett und daneben mich, wie ich mich vor Schmerzen wand. Es war, als hätte jemand die Zugleine einer Schwimmweste um mein Herz gewickelt und dann so fest wie möglich daran gezogen. Er kam auf mich zugerannt. »Was zum Teufel ist hier los?«
    Ich keuchte und schaffte es kaum, ein paar verständliche Worte zu artikulieren. »Sie … war … eine Klientin«, sagte ich. »Krankenhaus …«
    Scott rief im Krankenhaus an und bestellte einen Rettungswagen. Dann warteten wir. Er deckte Julia mit einer Decke zu. Er hielt meine Hand, als ich mich zusammenkrümmte und mein Gesicht violett anlief. Er versuchte, mir eine Hose anzuziehen, doch meine Beine waren so verkrümmt, dass er die Jeans nicht hochziehen konnte. Er deckte mich mit einem Bettlaken zu, und ich wartete, während Julia neben mir lag – zwei Tote in einem unterschiedlichen Stadium gleich nebeneinander.
    Es fühlte sich an, als wäre ein winziger Greenie in meinem Körper, der mit der einen Hand versuchte, mein Herz zu zermalmen, während er mit der anderen ständig mein Zwerchfell durchbohrte. Ich atmete vorsichtig ein. Bei jedem Atemzug schien der Griff des Greenies fester zu werden, als hätte er es nicht gern, dass ich mich seinen Anweisungen widersetzte. Scott sah mir zu, wie ich mich auf dem Bett wand, und entschied, dass es keine gute Idee war, noch weiter auf den Rettungswagen zu warten. Er warf meine Hose in einen Beutel und wickelte einen Gürtel um das Laken, das er um mich geschlungen hatte. Er schnallte es fest, und nun trug ich eine behelfsmäßige Toga. Er wollte mich aus dem Bett heben, doch ich schob ihn beiseite.
    »Sie … zuerst.«
    »Ich komme nachher wieder«, sagte er.
    »Wir können … sie nicht … hier lassen … O mein Gott!«
    Ein Feuerball explodierte in meiner Brust, und mein Hals krümmte sich so stark zur Seite, dass mein Ohr beinahe meinen Rücken berührte. Ich wurde vor Schmerzen ohnmächtig, und als ich wieder aufwachte, befand ich mich auf dem Beifahrersitz von Scotts Elektroauto. Julia lag zugedeckt auf der Rückbank. Ich sah, dass einige Haarsträhnen unter der Decke hervorlugten.
    Die Straßen waren überfüllt, und alle paar Meter kam der Verkehr zum Erliegen, da Elektroautos gruppenweise am Straßenrand und auf der ersten Spur parkten und so improvisierte Autosiedlungen bildeten. Der Druck auf meiner Brust wurde während der Fahrt nach und nach weniger, bis ich mich sogar aufsetzen konnte. Ich warf einen Blick zurück auf Julias Körper. Ich wollte nicht, dass man sie einfach ignorierte. Ich kämpfte gegen die Erinnerung an ihren Tod an, und gegen die Tatsache, dass mich der Ausdruck tiefer Befriedigung auf ihrem Gesicht immens angetörnt hatte. Wir kamen in der Notaufnahme an. Scott lief hinein und ließ das Elektroauto einfach stehen.
    Die riesigen Glastüren der Notaufnahme waren bereits weit geöffnet. Eine Menschenschlange führte durch die Türen hinaus, an der Seite des Gebäudes entlang und um die Ecke. Einige Menschen saßen in Rollstühlen. Manche lagen jammernd am Boden. Scott lief in das Gebäude, um den Anfang der Schlange, die sich vor der Anmeldung gebildet hatte, zu finden. Zwischen den beiden Glastüren am Eingang des Gebäudes hatten sich Menschen angesammelt, sie drückten sich an jede Wand. Von dem Raum dahinter war kaum etwas zu sehen. Nur noch mehr Menschen. Jedes Mal, wenn sich eine Lücke zwischen zwei Personen bildete, weil sie sich gegenseitig beiseite schubsten, wurde diese sofort von einer weiteren Person aufgefüllt. Scott gab auf und lief wieder hinaus.
    Vor dem Eingang zur Notaufnahme befand sich ein Kreisverkehr mit einem Fleckchen Rasen in der Mitte. Scott trug mich hinüber zum Rasen und ließ mich fallen. Ich lag neben zahlreichen anderen Typen mit Schussverletzungen,

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