Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Drew Magary

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wusste keine Antwort. Vor drei Wochen half ich meiner Firma, eine neue, lukrative Art des Ehevertrags zwischen einem Banker und seiner Verlobten auszuhandeln. Es handelte sich dabei um eine vierzigjährige Ehe. In Stein gemeißelt. Eine Scheidung ist ohne erhebliche Einbußen nicht möglich. Das Paar vereinbart, vierzig Jahre zusammenzubleiben. Danach wird die Ehe automatisch aufgelöst und das Vermögen nach einem vorab festgelegten Prozentsatz aufgeteilt. Das Paar hat auch die Möglichkeit, auf Wunsch weitere vierzig Jahre verheiratet zu bleiben. Mein Chef hat sogar einen neuen Namen dafür erfunden: »Lebensabschnittsehe«. Er sagt, dass dadurch die Zahl der Eheschließungen wieder einen Wert wie vor einigen Jahren erreichen könnte. Die Klienten mögen es, da dadurch die Bitterkeit, die üblicherweise mit einer Scheidung einhergeht, vermieden wird. Es ist weniger wahrscheinlich, dass man einander an den Hals geht, wenn bereits ein Ende in Sicht ist. Ein Paar heiratet, gründet eine Familie und geht dann wieder auseinander, um das Single-Leben zu genießen, sobald die Kinder groß und außer Haus sind. Es ist eine Win-Win-Situation, vor allem für den Anwalt, der den Vertrag aufsetzt.
    »Was hältst du von einer Lebensabschnittsehe?«, fragte ich sie.
    »Diese vierzigjährige Ehe, die ihr euren Arschloch-Bankern anbietet? Meinst du das ernst? Das ist doch Schwachsinn.«
    »Mehr kann ich dir nicht anbieten.«
    Sie stand auf und strich sich den Rock glatt. »Dann steht es also fest. Du möchtest es wirklich nicht?«
    »Nein. Es liegt noch zu viel vor mir. Ich liebe dich. Aber ich habe nicht die Gewissheit, die du hast. Ich bin nicht bereit dazu.«
    »Es tut mir leid, dass du so empfindest. Es tut mir leid, dass das alles deine Fähigkeit, jemanden zu lieben, beeinträchtigt hat. Ich kann nicht hier bleiben.« Sie zog ihre Jacke an. »Wirst du mir helfen, es großzuziehen? Wirst du uns unterstützen?«
    »Das werde ich. Ich verspreche dir, dass ich der beste Vater sein werde, der ich nur sein kann.«
    »Dann ist das wohl alles, worauf ich hoffen kann.«
    Ich sah zu, wie sie ihre Sachen zusammensammelte und auf die Tür zuging. Sie drehte sich zu mir um. Sie weinte nicht. Aber ich konnte sehen, wie enttäuscht sie war. Sie hatte Pläne für uns. Sie hatte sich ein ganzes Leben für uns vorgestellt und geglaubt, dass es eines Tages Realität werden würde. Und sie hatte sich sehr darauf gefreut. Sie hatte gedacht, dass ich auch so fühlen würde. Sie war sich sicher gewesen. Sie hatte an mich geglaubt. Doch nun, da sie die Wahrheit kannte, war ich in ihren Augen ein anderer Mann geworden – ein Mann, von dem ich glaube, dass sie ihn nicht besonders mochte.
    »Ich gebe dir Bescheid, wann der erste Ultraschall sein wird«, sagte sie. »Ich werde meine Sachen diese Woche zusammenpacken, wenn du bei der Arbeit bist.«
    »Es tut mir leid, Sonia. Es tut mir leid, dass ich dich enttäuscht habe.«
    »Auf Wiedersehen, John.«
    Und dann ging sie.
    GEÄNDERT AM:
    31.10.2029, 05:33Uhr

Die Suche nach dem Heiligen Gral

    Ich habe einen Freund, der seine Deaktivierungsparty nächste Woche in Las Vegas feiern wird. Und er lässt es sich auch einiges kosten. Er hat eine Suite im Hotel Der Jungbrunnen gebucht, also wird unser Trip entweder kitschig im faszinierenden, herausragenden Sinn des Wortes oder kitschig im furchtbaren, auslaugenden Sinn. Es gibt kein Mittelding, wenn man nach Las Vegas fährt. Vor allem, wenn man vorhat, in diesem Monstrum abzusteigen. Vor dem Trip hatte mein Freund noch einen Wunsch.
    »Du hast dich deaktivieren lassen, nicht wahr?«, fragte er mich.
    »Ja.«
    »Hast du einen Gral?«
    »Nein, das ist doch lächerlich.«
    »Du musst dir einen besorgen. Wir kaufen uns alle einen Gral und nehmen ihn mit. Du musst es tun. Es ist die Grundvoraussetzung.«
    »Ach, komm schon. Wirklich? Ich muss eines von diesen dämlichen Dingern kaufen?«
    »Wir steigen im Jungbrunnen ab. Wir müssen das durchziehen. Ich bezahle ihn dir sogar. Ich will keine halbe Deaktivierungsparty.«
    »Kann ich ihn nicht dort kaufen?«
    »Nein, denn wir werden bereits im Flugzeug daraus trinken. Mann, auf den Flug freue ich mich schon am meisten.«
    Also musste ich einen Gral kaufen. Derricks Gral-Shop befindet sich in der Christopher Street, zwischen einem Sexshop für Schwule und einem Hanfladen. Derricks Laden ist ebenfalls ein Hanfladen, aber es sieht so aus, als würde der Verkauf von Gralen derzeit so einträglich sein, dass die