Die Unsterblichen: Roman (German Edition)
Wasserpfeifen in einen kleinen Bereich des Ladens zurückgedrängt wurden. Ich fragte mich, wann das auch der Hanfladenbesitzer von nebenan mitbekommen würde.
Ich ging hinein und sah mich um. Sie hatten Tausende dieser Dinger. Ich erinnerte mich an eine Szene aus einem Indiana-Jones-Film, in der Indy den Raum betrat, in dem sich der Gral befand, und er all diese glänzenden goldenen Kelche sah. Doch bei dem echten Gral handelte es sich um einen rohgefertigten Kelch, der in der hinteren Reihe stand. Die ganzen schönen Grale in dem Film töteten einen sofort. Nun, Derrick hatte keine rohgefertigten Grale – keine echten Grale. Sie sahen alle so aus wie die Fälschungen, aus denen die Nazi-Typen getrunken hatten. Dazu da, dich zu verführen und dann alles Leben aus dir herauszusaugen.
Das heißt, sie sahen alle ziemlich hübsch aus. Manche waren Imitate, wie man sie im Diamond District bekommt. Falschgold und riesige, angeberische Schmucksteine, die den Rand zierten. Aber es gab auch einige coole Exemplare. Ich sah einen aus genähtem Leder mit einer Einlegearbeit aus Falschgold. Vom Haushaltswarenhersteller Oxo gab es einige aus Edelstahl mit bequemen Gummigriffen – der Gral für praktische Menschen, wenn man so will. Es gab auch gruselige Grale, einer davon hatte einen zusammengerollten Drachen als Handstück. Hätte ich einen Van, würde ich auf alle Fälle diesen Gral auf meine Tür malen lassen. Sie hatten Grale aus kunstvoll geschnitzter Eiche für die umweltbewussten Unsterblichen. Keiner von ihnen hätte zu Jesus gepasst, aber hey, sie waren trotzdem alle ziemlich hübsch.
Ich entdeckte einen Gral in einer Box aus Acrylglas. Er bestand aus Kristallglas und war mit einem Muster aus Unendlichkeitssymbolen graviert. Ich sah den Verkäufer hinter der Theke an und zeigte auf die Box.
»Was ist denn das da?«
»Das ist der DX3490«, sagte er. »Er wurde vom Swift persönlich entworfen. Es ist der Gral, aus dem er auf seiner Tour trinkt. Man kann ihn ihm sogar schicken lassen, damit er ihn signiert.« Er deutete auf das Poster an der Wand. Und da war tatsächlich der Swift in einem weißen Anzug, der eine violette Flüssigkeit aus genau diesem Gral trank. Schick.
»Glauben Sie, ich könnte auch rockend durchs Land ziehen, wenn ich aus dem gleichen Gral trinke wie der Swift?«
»Ehrliche Antwort? Nein.«
Er zeigte mir einen Raum im hinteren Teil, in dem man seinen eigenen Gral entwerfen konnte. Sie hatten dicke Mustermappen zum Durchblättern, wie wenn man Hochzeitseinladungen entwarf. Man konnte sich das Muster, die Schrift und das alles aussuchen. Sie hatten sogar vorgefertigte Sprüche, die man in den Gral gravieren lassen konnte. Man konnte seinen eigenen Gral aus Ton glasieren und ihn im Ofen brennen lassen. Auf dem Regal standen einige, die darauf warteten, abgeholt zu werden. Auf einem stand: BETTYS GRAL. Ich weiß nicht, warum mich das zum Lachen brachte, aber ich hätte mir fast in die Hose gemacht, als ich ihn sah. Sie hatten auch zusammenpassende Sets bestehend aus einer Wasserpfeife und einem Gral, die mich beinahe in Versuchung geführt hätten. Aber Gott bewahre, sollte man die beiden um fünf Uhr morgens mal verwechseln.
Letzten Endes entschied ich mich für einen einfachen Gral aus Gold. Ich wollte einen Gral, mit dem ich mich fühlte wie ein Ritter, der nach einem langen Tag voller Plünderungen nach Hause kommt. Die Art, die man in der einen Hand hält, während man in der anderen einen Truthahnschenkel hält und herzhaft hineinbeißt. Die Art, die einen sprechen lässt wie einen Stadtschreier, während man ihn hält. Das ist die Art von Gral, die ich haben wollte, und die Art von Gral, die ich schließlich auch bekam. Zwanzig Mäuse. Nicht schlecht für den Kelch Christi.
Ich nahm ihn mit nach Hause. Mixte mir Rum mit Cola darin und sprach meinen üblichen Toast auf Katy. Ich muss schon sagen, der Swift hatte da einen Trend entdeckt. Die Drinks schmecken weit besser, wenn man sie aus einem Gral trinkt.
GEÄNDERT AM:
07.11.2029, 20:51Uhr
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