Die Unsterblichen: Roman (German Edition)
Titel Ponce de León und der Jungbrunnen vorbei. Es schien mir eine vollkommene Zeitverschwendung zu sein, weshalb es mich neugierig machte.
»Hey, lass uns da reingehen.«
Scott war nicht so begeistert. »Das da? Das ist doch was für Kinder.«
»Wir gehen da rein, wir trinken unsere Drinks aus, wir holen noch eine Runde, und dann gehen wir wieder zurück zur Schlange, ohne dass es jemandem auffällt. Die Schlange bewegt sich nicht einmal.«
»Oh, in Ordnung.«
Also gingen wir in die Ausstellung, die schlecht besucht war. Erstens war es schon spät, und zweitens war sie dämlich. Wir gingen durch einen etwa zwanzig Meter langen dunklen Korridor. Dann fanden wir uns vor einem gigantischen beweglichen Bühnenbild wieder. Eine lebensgroße Puppe von Ponce de León saß in einer detailgetreuen Nachbildung des Hofes von König Ferdinand von Spanien. Eine Stimme im Hintergrund erzählte, während wir zusahen, wie die Puppe auf ein Schiff sprang und eine Miniaturversion des Atlantiks überquerte (mit echtem Wind und Wasser!):
»Fünfzehnhundertdreizehn beauftragte König Ferdinand von Spanien den Entdecker Juan Ponce de León, den Atlantik zu überqueren und den sagenumwobenen Jungbrunnen zu finden. Es war eine gefährliche Reise, denn Ponce de León und seine Männer kämpften gegen den Skorbut, gegen Stürme und Piraten!«
Drei Piratenpuppen sprangen aus dem Wasser und kämpften mit der Puppe von Ponce de León, die schließlich ihre Köpfe abschlug. Ich trank auf seinen Sieg. Ponce de León entdeckte Land, während wir weitergingen.
»Nachdem er in einem neuentdeckten, exotischen Land angekommen war, das wir heute unter dem Namen Florida kennen, belohnte Ponce de León seine Männer mit dem neu erlangten Reichtum aus Gold, Zuckerrohr, köstlichen Zitrusfrüchten und wunderschönen eingeborenen Frauen!«
Einer aus der Puppencrew machte daraufhin mit einer drallen weiblichen Indianerpuppe herum. Es hätte mich schockieren sollen, doch ich war zu angetörnt. Ponce de León entdeckte bald darauf eine riesige Fontäne, die schließlich im Boden verschwand.
»Ponce de Leóns Suche nach der schwer zu findenden, sagenumwobenen Wassersäule erwies sich als erfolglos, und der legendäre Entdecker starb beim Streben danach.«
Ponce de León schrie: »Neeeeeeeeiiiiiiin!« und fiel nach vorn.
»Doch nun wurde Ponce de Leóns Traum endlich wahr!«
Die Leiche des Ponce de León erhob sich in die Luft und wurde an Seilen über eine falsche amerikanische Landschaft gezogen, bis zu einer Miniaturausgabe des Hotels, in dem wir uns gerade befanden.
»Hier, in Daniel Benjamins Hotel und Casino Der Jungbrunnen ! Machen Sie alles, von dem Ponce de León geträumt hat! Essen Sie im Freien im Fukuku Oh zu Abend! Sehen Sie Eternia , die exklusive neue Show des Cirque du Soleil! Oder versuchen Sie sich im Texas Hold ´Em! Das alles gibt es hier bei uns, zusammen mit über fünfhundert zertifizierten Genetikern, die Ihnen das Heilmittel gegen den Tod verabreichen können! Nur hier in Daniel Benjamins Hotel und Casino Der Jungbrunnen ! Das ewige Leben war noch nie zuvor so luxuriös! Nicht wahr, Ponce?«
Daraufhin setzte sich Ponce de León auf, sah uns an und sagte »Sí.« Wir verließen die Ausstellung.
»Ich glaube nicht, dass die Vorführung historisch fundiert war«, sagte Scott.
»Nun, manchmal muss man sich etwas künstlerische Freiheit nehmen.«
Den Rest des Wochenendes verbrachten wir in einem betrunkenen Nebel, und jede Stunde war so sinnlos und verschwommen wie die vorhergehende. Für seine Deaktivierungszeremonie suchte sich unser Freund einen Stuhl mit dem Namen »Samtener Traum« aus. Er war ein drei Meter hoher Thron aus einem purpurfarbenen Stoff, der angeblich Samt hätte sein sollen, aber in Wirklichkeit mit hoher Wahrscheinlichkeit eine neumoderne Mikrofasermischung war, die am Körper kleben blieb. Es war eine praktische Entscheidung gewesen. Wenn man drei riesige Spritzen in den Körper gerammt bekommt, möchte man sich dabei so entspannt wie möglich fühlen. Danach besuchten wir einen Nachtclub. Jedes der Mädchen dort hatte eine lange, gewinnbringende Karriere vor sich. Ich fühle mich in solchen Lokalen nicht besonders wohl und finde das auf gewisse Weise beruhigend.
Neben dem Casino des Jungbrunnen befindet sich ein Einkaufszentrum, das so groß wie ein Stadion ist und in dem man nichts anderes als Deaktivierungssouvenirs bekommt. Man kann Erinnerungs-T-Shirts kaufen (ICH BIN HEISS … UND DAS WIRD
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