Die Unsterblichen: Roman (German Edition)
geschehen wird.‘»
»Aber du könntest es, wenn du dich nicht hättest deaktivieren lassen? Das ergibt keinen Sinn.«
»Doch, das tut es. Ich könnte es tun, wenn wir wüssten, dass unsere Leben endlich sind. Aber das sind sie nicht. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was als Nächstes kommen wird, und ich kann dir nicht versprechen, dass ich von jetzt an bis zum Ende aller Tage an deiner Seite sein werde. Denn das weiß ich nicht. Und du kannst es mir auch nicht versprechen, denn du weißt es auch nicht.«
»Aber darum geht es doch in einer Ehe. Es geht um zwei Menschen, die sagen: ‚Wir wissen zwar nicht, was geschehen wird, aber wir versprechen, es gemeinsam durchzustehen.’ Verheiratet sein bedeutet, dass es immer etwas gibt, worauf man zählen kann.«
»Ich weiß nicht, ob ich das möchte. Es tut mir leid. Früher heirateten die Menschen, weil sie tief in ihrem Inneren wussten, dass sie früher oder später zu alt, zu hässlich und zu gebrechlich sein würden, als dass jemand anderes als ihr Ehepartner sich noch um sie kümmern würde. Man brauchte jemanden, der einem half, die Bettpfanne zu leeren und die Schuhe zuzubinden und so. Das ist nun alles vorbei, Sonia. Diese Ängste sind verschwunden. Und welchen Grund die Menschen auch haben, sich einen Partner fürs Leben zu suchen … ich habe keinen mehr. Jedem Typen, den ich kenne, geht es genauso. Du möchtest ein Zugeständnis von mir? Ich liebe dich, aber ich möchte nicht heiraten, und ich weiß nicht, ob ich es jemals möchte. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich nichts daran ändern wird.«
Sie kniff die Augen zusammen, als müsse sie sich auf einen Schlag beim Baseball konzentrieren.
»Ich bin schwanger.«
»Was?«
»Ich bin schwanger.«
»Wie lange schon?«
»Seit zehn Wochen. Ich habe es heute Morgen erfahren.«
»Und das sagst du mir jetzt?«
»Ich habe keine Angst davor, unser Kind allein großzuziehen, John. Das habe ich nicht. Ich bin eine starke Frau, und ich weiß, dass ich es kann. Aber ich möchte, dass du dabei bist. Ich möchte es gemeinsam mit dir großziehen, als deine Ehefrau. Es wäre keine lästige Pflicht. Es wäre wundervoll. Unauslöschlich. Es wäre fünfzigmal lohnender, als die nächsten dreißig Jahre auf Partys zu gehen und sich mit deinen Freunden Football anzusehen oder was auch immer.«
»Ich weiß nicht. Ich mag Football.«
»Sei kein Klugscheißer. Jetzt nicht.«
»Ich bin kein Klugscheißer. Das ist bloß … ernster, als ich es haben möchte. Das ist mehr Verantwortung, als ich haben möchte.«
»Glaubst du nicht, dass es Zeit wird, erwachsen zu werden?«
»Nein. Genau das stört mich. Es stört mich, dass ich mich, sobald ich ein gewisses Alter erreicht habe, hinkauern und aufhören muss, mein Leben zu genießen. Dass ich den ganzen Spaß einer jüngeren Generation überlassen muss. Ich glaube nicht mehr daran, und niemand, den ich kenne, tut es noch. Es ist eine Befreiung, Sonia. Ehrlich, warum sollten wir das Kind jetzt bekommen? Möchtest du dein Leben nicht noch ein wenig genießen, bevor du dich damit belastest?«
»Es ist keine Belastung. Es ist etwas, das ich will. Ich sehe dieses Kind nicht als eine Bestrafung. Bloß weil ich auch in hundert Jahren noch Kinder haben kann, heißt das nicht, dass ich so lange warten möchte. Ich bin nach wie vor eine Frau. Ich habe nach wie vor noch den Wunsch, eine Mutter und Ehefrau zu sein. Ich spüre nach wie vor diesen Drang. Du redest von Befreiung. Ich bin frei. Ich brauche mir keine Sorgen mehr darüber zu machen, alt zu werden und keinen Mann zu finden, wie es mir diese ganzen gottverdammten Magazine weismachen wollten. Ich habe nun die Freiheit, zu heiraten wen und wann ich will und Kinder zu bekommen, wann ich will. Und ich will dieses Kind jetzt , und ich will es mit dir großziehen. Nicht, weil ich eine Spielverderberin bin. Sondern weil ich weiß, dass das Leben besser sein wird, wenn wir drei zusammen sind. Ich möchte etwas in meinem Leben, das von Bedeutung ist. Siehst du es nicht? Es steckt keine unsichtbare Macht dahinter, John. Es bin bloß ich. Und ich sage dir, dass ich dich sehr liebe und mit dir zusammen sein möchte. Du sagst mir, dass du es nicht willst. Aber stimmt das wirklich? Hast du wirklich solche Angst davor, all die Partys und anderen Frauen zu versäumen? Warum warst du so lange mit mir zusammen, wenn es doch das ist, was du willst?«
»Weil ich dich liebe.«
»Dann sag mir, warum es morgen anders sein sollte.«
Ich
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