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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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beiseite wie ein Riese. Der Baum war kahl und ragte anderthalb Mal so hoch auf wie das Haus selbst. Der Anblick erinnerte an eine aufgeplatzte Samenschote.
    Ich begriff instinktiv. Es war der Patriarch – oder was von ihm übrig war. Er starb nicht, allerdings lebte er jetzt auf eine Weise, die man nicht wirklich als lebendig bezeichnen konnte. Cranich hatte die Familie Tomb ausgelöscht, ihr Geschlecht, ihren Platz im Rat und ihren Besitz. Alles auf einen Schlag.
    Ein Problem für später. Ich wandte mich der Kirche des Algorithmus zu und sprang vom Torhaus auf die Straße darunter hinab. Neun Meter, und ich landete, ohne mir einen blauen Fleck zu holen. Das verbannte ich in den Hinterkopf und rannte einfach los.
    Alles wirkte heller. Über der Stadt hingen immer noch tiefe, schwere Wolken, aber die Reibungslampen entlang der Straßen loderten grell in meinem Geist. Ich ging völlig in der geschmeidigen Anstrengung des Laufens auf. Das Kopfsteinpflaster flog unter meinen Füßen dahin wie in einem Traum. Ich atmete, und die Stadt atmete mit mir. Gesichter spähten mit geweiteten Augen aus geschlossenen Häusern zu mir heraus, als ich vorüberrannte. Ich spielte mit dem Gedanken zu winken, um sie zu beruhigen, war jedoch nicht sicher, ob das helfen würde. Ich hatte keine Ahnung, wie ich aussah. Ein Wahnsinniger, der durch die Straßen rannte, schneller als ein Gedanke.
    Valentine hatte mir einen Revolver gegeben. Das hatte ich völlig vergessen. Als ich die letzte Terrasse überwand und den Abstieg zur Kirche begann, holte ich die Waffe heraus und überprüfte die Ladung. Sah gut aus. Zusätzliche Patronen steckten an meinem Gürtel, hoben sich glänzend von dem dunklen Leder ab. Sorgen über die Zeit, die sie im Fluss verbracht hatten, gingen in dem alles verzehrenden Optimismus dessen unter, was durch meine Adern strömte. Meine Kleider waren nicht nass. Warum also sollten meine Patronen beschädigt sein?
    Warum waren meine Kleider nicht nass? Egal, einfach weiterlaufen. Laufen, laufen, laufen.
    Da war die Kirche. Die Motoren liefen nicht mehr, waren letztlich durch das, was Camilla – oder Cranich – tief unter dem Komplex tat, zum Stillstand gekommen. Der Hof präsentierte sich frei, doch an den Toren standen Erschaffer. Erschaffer mit Schusswaffen. Ich änderte die Richtung, sodass Gebäude zwischen uns blieben, aber sie hatten mich bereits gesehen. Zeichen wurden gegeben. Gewehre wurden angelegt. Ich grinste und rannte weiter.
    Tatsächlich rannte ich schneller. Ich hatte Mühe, mit den eigenen Füßen Schritt zu halten. Es fühlte sich an, als renne etwas durch mich, ein riesiges Auge, das durch meinen Körper brannte. Mein Grinsen wurde steif, meine Hände zitterten angesichts der Gegenwart dieses entsetzlichen Geistes. Die ersten Schüsse der Erschaffer spritzten von den Pflastersteinen neben meinen Füßen, von den Mauern, pfiffen hoch über mir hinweg. Warnschüsse oder schlecht gezielt. Der vernünftige Jacob wäre in Deckung gegangen und hätte eine bessere Möglichkeit gefunden, sich dem Gebäude zu nähern. Der vernünftige Jacob hätte sich den Weg hinein mit List und Tücke erschlichen oder aufgegeben und sich den Fluss hinab treiben lassen. Der vernünftige Jacob wäre nicht lächelnd geradewegs auf sie zu gerannt. Ich war nicht der vernünftige Jacob.
    Ich kam durch die Straße, die in den Hof vor der Kirche mündete, und schwenkte zur Seite, als ich das Kopfsteinpflaster betrat. Dort stand ein Wagen, ein Lieferkarren, der vor der Ausgangssperre von seinem Besitzer zurückgelassen worden war. Ich duckte mich dahinter und trat die Stopper unter den Rädern weg. Mit einer mächtigen, stöhnenden Anstrengung stemmte ich die Schulter dagegen und setzte ihn in Bewegung. Schneller und schneller mit jeder Rammbewegung meiner Schulter. Sobald ich etwas Geschwindigkeit aufgebaut hatte, betätigte ich die Bremsen am Innenrad und lenkte den Wagen auf die Tore zu. Ein wenig versetzt, sodass ich während des Großteils des Wegs Deckung haben würde. Aufgrund des ausreichend vorhandenen Gefälles hatte ich wenig zu tun, sobald die Trägheit ins Spiel kam. Ich zog den Revolver, streckte den Arm um den Rand herum und feuerte blindlings. Kugeln peitschten gegen die Räder des Wagens, prallten davon nach oben ins Holz ab oder zischten an meinen Beinen vorbei. Gute Schützen, diese Erschaffer. Ich legte eine Hand auf die Ecke des Wagens und schob weiter, beschleunigte auf das Tor zu. Nach wie vor grinsend.
    Einer

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