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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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müssen für künftige Verwendungszwecke unberührt bleiben.«
    »Wenn du den Anzug nicht reparieren kannst, was, zum Geier, kannst du dann tun?«
    Der Blick der Kugel strich innerhalb eines halben Atemzugs ein Dutzend Mal über mich hinweg.
    »Vieles ist defekt. Alles kann repariert werden.«
    Ich rieb mir das Gesicht. Allmählich begann ich zu bedauern, mich nicht draußen auf dem Flussbett der angenehmen Schwärze des Sauerstoffmangels ergeben zu haben. Im Moment erschien mir das so viel einfacher.
    »Wie du meinst. Reparier, was du musst. Schaff mich nur hinauf in die Kirche.«
    »Präzisierung erforderlich. Willst du in die Kirche des Algorithmus, oder willst du, dass der Anzug in die Kirche des Algorithmus geht?«
    »Ich habe zwar noch nicht gesehen, wie der Anzug kämpft, aber ich würde wetten, dass ich mich besser schlage. Ich muss da rauf, Mutter.«
    »Klarstellung ausreichend. Bitte stillhalten.«
    Die gesamte Schneckensäule waberte auf mich zu. Ich wich einen Schritt zurück.
    »Klarstellung. Jede Bewegung deinerseits kann zu schweren und dauerhaften Schäden führen, unter anderem, jedoch nicht ausschließlich zum Tod.« Die Kugel verstummte einen Atemzug lang, dann wiederholte sie: »Bitte stillhalten.«
    »Was …«, stieß ich hervor. Als sie abermals vorwärtsschlitterte, rannte ich praktisch vor ihr weg. Viel Platz gab es dafür nicht, aber ich glich den Mangel an Abstand durch Geschwindigkeit aus. »Bleib mir vom Leib.«
    »Klarstellung. Nicht. Bewegen.«
    Die Kugel begann zu pulsieren, die Platten und Rohre, die den Lichtkern umgaben, bimmelten wie ein Windspiel, dann bestand der Raum plötzlich nur noch aus Licht und Hitze. Gefolgt von Schwärze. Ich war weg.
    Zweimal hintereinander. Herein war ich in weggetretenem Zustand gelangt. Hinaus gelangte ich auf dieselbe Weise.

Kapitel 19
GRELLES LODERN
    Ich fühlte mich lebendig. Lebendiger, als ich es je gewesen war, lebendig wie ein Stern, der vom Himmel fiel. Meine Lungen standen in Flammen, mein Blut glühte in den Adern. Der vernünftige Teil meines Geistes beharrte darauf, dass all das sehr schlecht sei, doch es kümmerte mich nicht. Alles fühlte sich gut an.
    Ich trieb auf einer Säule sich windender schwarzer Schnecken empor und aus dem Reine. Sie brachten mich ans Ufer, meilenweit unterhalb des Stadttors und in Sichtweite des Wasserfalls, der beinah mein Leben gefordert hätte. Den fernen Horizont füllten die breiten Felder der Arbarra-Öde aus, jenes fernen Lands, das wir seit Generationen gesehen, aber erst mit der Erfindung der Luftschiffe erreicht hatten. Ich zog mich ans schlammige Ufer des Reine und wandte das Gesicht Veridon zu. Und rannte.
    Keine Ahnung, was die Fehn-Mutter mit mir gemacht hatte, aber es war erstaunlich. Ich wurde nicht müde, hatte keine Schmerzen. Meine Hände waren sauber und neu, so als hätte sie all die Abschürfungen und Schwielen eines Lebens voll Arbeit einfach abgewaschen. So fühlte ich mich bis auf die Knochen. Neu. Rein. Ich lief die Flussstraße entlang auf Veridon zu, und meine Beine fraßen die Entfernung förmlich. Im Nu erreichte ich die vereinzelten Häuser, die zur Stadt führten, und bald darauf das Stadttor selbst. Das breite Tor war verschlossen. In diesen Tagen der Luftschiffe und motorisierten Droschken kam das selten vor. Es waren lange Jahre vergangen, seit zuletzt Belagerungen praktiziert worden waren. Jedenfalls stellte das Tor keine Herausforderung dar. Hand für Hand erklomm ich das Eisengitter und hievte mich auf das unbemannte Torhaus. Ich hielt nicht inne, um darüber nachzudenken, wie unwahrscheinlich das war, vor allem, da gute drei Meter den oberen Rand des Tors von der Oberkante der Mauer trennten. Diese Distanz hatte ich mich gerade hinaufgeschwungen, als wäre es gar nichts. Natürlich konnte mir das gelingen. So gut, wie ich mich fühlte, würde mir alles gelingen.
    Vom Dach des Torhauses konnte ich die Stadt überblicken, die sich vor mir erstreckte. Die Straßen präsentierten sich angesichts der Ausgangssperre immer noch menschenleer. All meine Erschöpfung, all meine Zweifel waren verflogen. Drei Dinge stachen mir ins Auge: die Rauchsäule, die vom Herrenhaus der Burns aufstieg; die schwarzen, kreisenden Krähenschwärme rings um die Kirche des Algorithmus auf der gegenüberliegenden Seite der Stadt; und zuletzt die rissige Hülle des Herrenhauses der Tombs. Ein gewaltiger Baum wuchs daraus hervor, krumm und knorrig. Er wucherte durch die Fenster und schob Mauern

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