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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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zurück. Zehn Zentimeter.
    »Viel, viel weiter weg«, sagte ich ungeduldig. Die Schnecken flüchteten in die fernen Winkel des Raums. Ich seufzte. »Gut. Also. Was hat Valentine noch mal über dich gesagt? Dass du wie eine Bibliothek wärst, nur ein wenig verrückt. Das scheint mir ziemlich zutreffend zu sein. Mutter, was weißt du über Cranichs Pläne mit Camilla?«
    »Querverweise auf früheren Benutzer mit Abfragen betreffend das gemeinhin als Camilla bekannte Dienstwesen. Ergebnis. Wiedergabe des Protokolls beginnt …«
    »Fass es zusammen«, forderte ich sie auf.
    »Zusammenfassung. Es gibt dreihundertdreiundfünfzig direkte Instanzen nodaler Aktivität zu diesem Thema. Zweiundfünfzig weitere Instanzen können ähnlichen …«
    »Vergiss es. Gib mir das Protokoll.«
    »Verbal oder gedruckt?«
    »Gedruckt?«
    Papier erschien. Es sah ganz so aus, als erbreche eine Horde von Schnecken in der Ecke einen Stapel Papier, und danach befanden sich in dem Bereich weniger Schnecken. Eine schaurigere Demonstration von Verwaltungsarbeit hatte ich noch nie gesehen.
    Aber das Protokoll las sich faszinierend. Cranich hatte viel Zeit damit verbracht, sich mit der sonderbaren Art der Kommunikation der Mutter zurechtzufinden. Er unterbrach sie ständig und stellte seine Fragen zunehmend komplizierter neu. Regelmäßig entglitt mir der Faden ihrer Unterhaltung. Allerdings war es Cranich ebenso ergangen, wenn man sich ansah, wie oft er mit der Abfolge seiner Fragen von vorn beginnen musste.
    Ein Muster kristallisierte sich heraus. Es gab zwei Erkundigungssequenzen. Zum einen stellte Cranich eine Menge Fragen über die Verbindung zwischen der Funktionsweise von Mechagenen und der Magie der Schöpfer. Anscheinend handelte es sich um dieselbe Disziplin in verschiedenen Anwendungsbereichen. Ich wusste nicht genug darüber, um es wirklich zu verstehen, konnte jedoch feststellen, dass Wilsons Theorie zutraf. Ezekiels Krähen dienten demselben Zweck wie die Schöpferkäfer: Sie lieferten Material und Pläne für das, was der Benutzer zu erschaffen versuchte. Was sich meinem Verständnis entzog, war die Verbindung zwischen den Schöpferkäfern und dem Fötalmetall.
    Mechagene entstanden durch die Verwendung von Fötalmetall, einer silbrigen Flüssigkeit, die aussah wie zinnfarbiges Quecksilber. Das Metall wurde mit einer Art Muster versehen, in der Regel durch den Einsatz eingeprägter Berechnungen und andere an Mystik grenzende Mentaltechniken. Das Verständnis dieser Muster stellte das Talent eines Erschaffers dar, das er angeblich durch das jahrelange Studium der Offenbarungen des Algorithmus erlangte. Das Metall wurde dann einer Zielperson injiziert und bildete so etwas wie schwebende Kristalle – die Mechagene. Deshalb funktionierten Mechagene nur bei Lebewesen, und deshalb brauchten Luftschiffe die lebende Maschine des Piloten, um fliegen zu können. Es hatte etwas mit dem Blut oder dem Fleisch zu tun.
    Anscheinend arbeiteten die Schöpfer ganz ähnlich, nur schienen sie zu glauben, dass sich das Fötalmetall bereits in allen Lebewesen befand und nur angezapft werden musste. Ich hätte das ja als verrückt bezeichnet, allerdings hatte ich in den vergangenen Tagen zunehmend die Bedeutung dieses Wortes aus den Augen verloren. Immerhin führte ich gerade eine Unterhaltung mit einer Lichtkugel und einer Schneckensäule. Verrückt war relativ.
    Bei Cranichs zweiter Reihe von Fragen ging es um die Funktionsweise von etwas, das Dienstwesen genannt wurde. Mir fiel ein, dass die Fehn-Mutter Camilla als Dienstwesen bezeichnet hatte. Mir persönlich kam an ihr rein gar nichts dienstmäßig vor. Andererseits hatte Camilla selbst sich als Botin bezeichnet, als wir vor zwei Jahren miteinander gesprochen hatten, und den Engel, der mich verfolgte, als Zerstörer. Als wäre sie für einen Zweck gebaut worden und er für einen anderen. Und die Schlüssel für diese Rollen waren ihre Mechagenherzen. Das Muster ihrer Beschaffenheit hing von jenen Herzen ab. Ohne sie konnten sie ihre Form nicht lange bewahren. Mit ihnen konnten sie sich verschiedenen Aufgaben verschreiben, je nachdem, welches Herz sie in sich trugen. Camilla hatte das Herz des Zerstörers gewollt, um sich zu befreien und ein wenig Rache an der Stadt zu üben.
    Die Verbindung traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Camilla und ihre Engelsverwandtschaft verwendeten die kompliziertesten Muster, die Veridon je gesehen hatte. Jede Technologie, jedes Mechagen stellte lediglich eine

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