Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)
Vorwürfe?«
»Zerstörung von Eigentum. Diebstahl.« Er kniff die Augen zusammen, als er mit dem Finger über die Seite fuhr. »Hier steht auch etwas von Verschwörung, aber ich glaube nicht, dass dieser Punkt Bestand haben wird. Ich denke eher, Matt hat ihn nur angefügt, weil Sie es sind.« Er rieb mit dem stumpfen Ende des Bleistifts über die Seite. »Ein Witzbold, dieser Matthew.«
»Ich habe diese Fabrik nicht niedergebrannt. Dafür waren eher die Ordnungshüter verantwortlich.«
»Ihre Freundin, die so gern springt. Das geht auf ihr Konto. Aber Sie gehören zu ihrem Team. Und das Boot auf dem Sie waren …«
»Boot?«, hakte ich jäh nach.
»Mal sehen.« Wieder fuhr er mit dem Finger über die Seite. »Hier. Dienstboot Bandikut , gesunken heute Morgen im Hafen auf der Seite des Ebd. Hat Feuer gefangen und ein Versorgungsfloß sowie mehrere andere Schiffe beschädigt.« Er blätterte um, las einige weitere Zeilen und musterte mich über das Klemmbrett hinweg. »Die gesamte Besatzung tot oder verschollen.«
»Das Boot, auf dem ich war. Das Boot, das unter mir gesunken ist, meinen Sie? Die Ordnungshüter können doch nicht ernsthaft mich dafür verantwortlich machen, was dort passiert ist.« Ich hatte im Kopf ein Bild von den Reihen der Ordnungshüter, die sich aufgestellt und ins Wasser gefeuert hatten. Die gesamte Besatzung tot. Perlweiße Körper, die aus dem Fluss strömten, sich mit Krallenhänden auf das Deck hievten, die Schreie des Kapitäns, als sie in die Kabine einbrachen. Tot oder verschollen. »Sie müssen doch wissen, was sich zugetragen hat. Oder?«
»Hier steht, dass es ein Feuer an Bord gab. Etwas, das Sie als Fracht mitgebracht haben, ging in Flammen auf, als Sie versucht haben, es zu benutzen.« Er starrte mich an, ohne auf das Papier zu achten. »Hier steht, dass Sie die ganze Sache begonnen haben.«
»Wie kann das da stehen, wenn die gesamte Besatzung tot oder verschollen ist?«
Er wollte gerade etwas erwidern, als die Tür aufklappte und ein weiterer Mann den Raum betrat. Ein aalglatt wirkender Kerl, dem die Ordnungshüteruniform für die breiten Schultern und beachtlichen Arme maßgeschneidert worden war. Bei einem solchen Kerl erwartete man, dass er Schwielen an den Knöcheln oder zumindest eine schiefe Nase hatte, die unübersehbar schon einmal gebrochen worden war. Seine Hände waren um die Mitte verschränkt, glatt und weiß.
»Nun, dadurch wird eine Verschwörung daraus, nicht wahr?«, sagte er. Seine Stimme klang abgehackt, seine Ausdrucksweise war pedantisch. Er ging an dem Mann mit dem Klemmbrett vorbei und blickte auf mich herab, der ich auf meiner dreckigen kleinen Bank hockte. »Wir müssen mit niemandem reden, der sich auf dem Boot befand, um zu erfahren, was Sie dort getan haben, Jacob. Wir müssen nur mit den Leuten reden, mit denen Sie es geplant haben. Also, nur der Unmissverständlichkeit halber: Sie sind Jacob Burn.«
»Das haben wir schon durchgekaut. Wahrscheinlich haben Sie ja von nebenan zugehört.«
»Selbstverständlich. Aber Aussagen erfordern offizielle Zeugen. Vor einem Gericht gilt es nicht als Bezeugung, von einem anderen Raum aus zugehört zu haben.«
»Also tätige ich gerade eine Aussage?«, fragte ich.
Er lächelte nachsichtig, dann streckte er eine Hand aus, als wolle er mir aufhelfen.
»Sie sind Jacob Burn«, wiederholte er.
»Bin ich.«
»Und Sie haben eine Gerätschaft auf das Schiff mit dem Handelsnamen Bandikut befördert. Und diese Gerätschaft wurde Ihnen von einer Drittpartei in der Absicht übergeben, sie zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort zu aktivieren.«
»Was meinen Sie, warum hat man es Bandikut getauft?«, erkundigte ich mich. »Scheint mir ein fürchterlicher Name für ein Schiff zu sein. Ist das nicht eine Art Ratte?«
»Mr. Burn, bitte beantworten Sie die Fragen, die Ihnen gestellt werden.« Seine Hand blieb unerschütterlich vor mir. »Es sind doch ziemlich einfache Fragen, nicht wahr?«
»Ziemlich einfach, klar. Aber heikel. ›Ja‹ kann eine Menge bedeuten.« Ich lehnte mich an die Wand zurück und zuckte zusammen, als meine schmerzende Schulter den Stein berührte. »Ich vermute, Sie sind Matthew, der Witzbold. Oder ziehen Sie Matt vor?«
Ordnungshüter Matthew warf dem Mann mit dem Klemmbrett einen finsteren, missbilligenden Blick zu, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder mir zuwandte.
»Lassen Sie mich die Dinge für Sie zusammenfassen, Jacob. Wir wissen, woher diese Gerätschaft stammt. Wir
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