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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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Ich sah mich auf dem Boden um. Aufgebrochener Beton, wo zuvor Maschinen gestanden hatten. Feuer, wo sich die Ordnungshüter befunden hatten. Nichts, wo die Eisenfrau gewesen war.
    Er schüttelte mich erneut. Ich begriff, was er wollte. Wir mussten weg. Sofort.

Kapitel 6
DAS FORMALAGGREGAT
    Ich war in schlechterer Verfassung, als ich gedacht hatte. Ohne Wilsons Hilfe hätte ich es nicht durch das Chaos der Werkshalle zu der Leiter geschafft, die zum Steg hinaufführte. Das Gebäude war nach wie vor umstellt. In dem Rauch und all den Wirren hätten wir es vielleicht auch durch eine der Türen nach draußen geschafft, aber die Ordnungshüter hielten sogar die Feuerwehr von den Flammen fern. Demnach nahmen sie ihre Absperrung ziemlich ernst. Keine Ahnung, warum sie uns mit solcher Inbrunst zu fassen suchten.
    Wilson schaffte mich zur Leiter und folgte mir auf das Dach hinauf. Teile der Stahlblechlagen waren bereits eingestürzt, und Rauchsäulen quollen aus dem Gebäude. Wir krochen vorsichtig bis an den Rand des Daches und spähten auf die Gasse hinunter. Ordnungshüter, überall.
    »Ich kann den Sprung schaffen«, sagte Wilson, als hätten je Zweifel daran bestanden. »Du?«
    »Keine Ahnung«, gab ich zurück. Mein Bein fühlte sich taub an, in meiner Hüfte hingegen pulsierte etwas auf äußerst unangenehme Weise. Wahrscheinlich hatte ich mir nichts gebrochen, trotzdem litt ich unter den Schmerzen. Eine gebrochene Hüfte, das wäre richtig peinlich gewesen: ein Sprung wie von meiner Großtante Ada. »Ich bin ziemlich übel zugerichtet.«
    Wilson sah sich beunruhigt auf dem Gebäude um. Weitere Teile der Dachfläche stürzten ein, immer mehr Rauch quoll heraus. Aus den zerbrochenen Dachfenstern stiegen glimmende Aschewolken wie Schwärme brennender Insekten auf. Ich musste an die trockenen Hüllen denken, die unten den Boden übersäten, und an den Ausbruch der Schöpferkäfer aus dem Leichnam. Ich spürte schon, dass dies einige verstörende Träume nach sich ziehen würde.
    »Es gibt keinen anderen Weg vom Dach«, erklärte Wilson. Mir wurde klar, dass er schon länger geredet hatte. »Entweder springen wir, oder wir geben ihnen mit Zeichen zu verstehen, dass wir kapitulieren.«
    »Oder wir tun beides«, meinte ich. Er bedachte mich mit einem fragenden Blick.
    »Du nimmst die Maske und verschwindest. Halt sie von der Frau fern. Ich kann mich des Gefühls nicht erwehren, dass sie diejenige ist, die Cranich erwartet hat.« Ich rollte mich auf den Rücken und schloss die Augen. »Ich bleibe hier und stelle mich den Ordnungshütern. Wir haben ja nichts wirklich Verbotenes gemacht.«
    »Und du glaubst, das spielt für die Ordnungshüter eine Rolle?«, fragte Wilson.
    »Nein. Aber für den Rat. Wenn sich jemand aus einer solchen Lage herausreden kann, dann bin ich das. Und ehrlich gesagt sitzen im Rat einige Leute, mit denen ich mich gern mal unterhalten würde. Denen ich ein paar Fragen stellen möchte.« Ich rieb mir Asche aus den Augen und verzog das Gesicht. »Einige Leute in dieser Kammer wissen mehr über celestische Dinge, als sie zugeben.«
    »Bist du sicher, dass du klarkommst?«
    »O ja. Hab mir das Bein ruiniert, wurde fast von einem Haufen toter Flussbewohner gefressen, hab mit einem Mann voller Insekten geredet und ein uraltes, womöglich mörderisches Artefakt entdeckt.« Ich streckte überzeugt den Daumen hoch. »Was sollte da noch schiefgehen?!«
    »Dein Enthusiasmus ist bewundernswert«, meinte Wilson mit einem verkniffenen Lächeln. »Tja. Versuch aber, nicht neun Meter tief in die brennende Fabrik abzustürzen. Der Aufprall würde dich wahrscheinlich umbringen, und es wäre jammerschade, wenn dein Vater nur einen Haufen Asche hätte, den er beerdigen könnte.«
    »Du kannst einem echt Mut machen, Wilson.«
    Er klopfte mir auf die Schulter, dann huschte er über das Dach und sprang auf das nächste Gebäude. Ich beobachtete, wie er hinter einem Kamin verschwand. Als er weg und in Sicherheit war, schleppte ich mich zum Rand des Dachs und brüllte hinunter.
    »Meine lieben Herren Ordnungshüter! Ich habe mich mit der Unausweichlichkeit meiner Verhaftung abgefunden. Bitte hören Sie auf, das Gebäude abzufackeln, um mich zu kriegen!« Eine Hand voll Gesichter schaute verständnislos zu mir herauf. Niemand rührte sich. »Ich ergebe mich«, rief ich zur Verdeutlichung meines Ansinnens. »Und bitte holt eine Leiter. Auf diesem Dach wird es allmählich heiß.«
    Als die ersten Menschen das Delta von Veridon am

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