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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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ich sagte.
    Es waren überraschend wenige Wachen, und denen gingen wir einfach aus dem Weg. Sie schienen nicht wirklich etwas zu bewachen. Hauptsächlich schlichen sie mit gezückten Waffen von Gebüsch zu Gebüsch und von Säule zu Gebüsch. Ängstlich. Sie verbrachten genauso viel Zeit damit, zum Haus zu schauen, wie damit, das Umfeld des Anwesens im Auge zu behalten. Irgendetwas hatte sie verschreckt.
    »Ich schätze mal, da Angela weg ist, gibt es drinnen nicht viel zu bewachen.«
    »Da ist immer noch der Patriarch«, gab ich zu bedenken. »Und der über mehrere Generationen angehäufte Reichtum. Hübsche Möbel und all so Zeug.«
    »Kein guter Tag, um Möbel zu stehlen. Der Regen würde die Polsterung ruinieren.«
    »Guter Einwand.« Ich duckte mich, als eine der nervösen Patrouillen an uns vorbeischlich. Die beiden Männer schauten nicht einmal in unsere Richtung. Stattdessen hielten sie kerzengerade auf die Mauer zu, überwanden vor unseren Augen das Tor und verschwanden die Straße hinunter.
    »Jacob«, meldete sich Wilson zu Wort. »Wenn ich mich nicht irre, sind diese Männer gerade geflohen.«
    »Ja. Sind sie.«
    »Vielleicht wissen sie etwas, das wir nicht wissen.«
    »Vielleicht. Aber das will ich lieber selbst herausfinden.«
    Wilson seufzte. Er schien es immer noch kaum erwarten zu können, Leute zu metzeln. Schließlich erreichten wir das Haus und schlichen uns in die Küche. Die Öfen waren kalt, und es war niemand da.
    »Ziemlich ungewöhnlich«, befand ich. »Es sei denn, die Tombs haben dieselben Personalprobleme wie die Burns.«
    »Die Tombs haben ihren Abstieg besser bewältigt als deine Familie«, entgegnete Wilson. »Ihnen ist es immer gelungen, den äußeren Schein zu wahren. Und sie konnten auch ihren Sitz im Rat halten.«
    »Wir haben unseren Sitz nicht verloren«, sagte ich. »Es ist bloß im Moment keiner da, um ihn einzunehmen.«
    »Sicher. Im Moment.«
    Wir hörten auf zu reden und lauschten, weil wir es beide hörten. Eilige Schritte, und das Rauschen von Wind. Ich huschte hinter einen Schrank. Wilson verschwand im zugigen Gebälk der Decke.
    Ein Dienstmädchen eilte herein. Die junge Frau umklammerte mit beiden Händen ein Küchenmesser, das Gesicht weiß wie ein Laken. Sie rutschte auf dem Fliesenboden aus, fiel hinter eine Anrichte, und das Messer schlitterte klirrend davon. Sie kroch darauf zu, bis das Windgeräusch deutlich näherkam. Verängstigt erstarrte sie, die Hand auf halbem Weg zum Messer.
    Eine große Dunkelheit füllte den Eingang aus. Mit unvorstellbarer Geschwindigkeit sauste sie vorbei, ein Schemen aus glänzenden schwarzen Federn und eisenharten Schnäbeln, Augen gleich Perlen aus Öl und Krallen, die rot von frischem Blut waren. Das Geräusch war unglaublich – tausend Schwingen, die in der Luft schlugen. Es klang wie das Rascheln von samtenen Karten, hundertfach verstärkt. Ohrenbetäubend und leise zugleich, ein in weiches Leder gehüllter Donner. Die rasende Dunkelheit bewegte sich weiter und weiter, eine schier endlose Abfolge von Schwingen und Schnäbeln, die wie ein fliegender Fluss aus Tinte dahinströmten. Entferntes Geschrei, das Knallen von Türen, dann ein jähes Splittergeräusch, gefolgt von Stille.
    Die junge Frau keuchte vor Angst. Langsam rappelte sie sich auf, die Hände an den Knien, bis sie aufrecht stand. Sie starrte auf den verwaisten Flur hinaus. Von dem donnergleichen Besucher war nur eine zu Boden schwebende Feder zurückgeblieben.
    »Also, meine Liebe«, sagte Wilson, als er sich mit seinen Spinnenarmen von der Decke herabließ. »Ich will, dass du jetzt nicht schreist.«
    Sie schrie ganz gehörig, größtenteils vor Schreck. Sie wich vor ihm zurück, bis sie gegen mich stieß. Ich ergriff sie an den Armen und drehte sie herum.
    »Es ist in Ordnung. Alles ist gut. Wir wollen nur …«
    Sie verlor das Bewusstsein. Ich seufzte und ließ sie behutsam zu Boden sinken.
    »Toll gemacht. Wann kapierst du es endlich?«, fragte ich. »Sieh dich doch mal an. Die Leute haben eine Heidenangst vor dir, Wilson. Erst recht, wenn du dich so von der Decke herablässt.«
    »Ist nicht mein Problem«, gab er zurück, hob das Küchenmesser des Mädchens auf und steckte es zu den anderen Klingen in seine Weste. »Das waren Krähen.«
    »So ist es.«
    »Was bedeutet, dass er noch hier ist.«
    »Was bedeutet, dass seine Haustierchen noch hier sind«, korrigierte ich. »Und er ist es vielleicht auch. Jedenfalls hoffe ich es.«
    »Ja«, sagte Wilson und grinste mit

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