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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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bildeten dabei keine Ausnahme. Die beiden obersten Stockwerke des Gebäudes waren versiegelt. Steife Planen hingen vor den Türbögen neben der Treppe, die zu den Räumlichkeiten führten. Ich war versucht, sie aufzuschneiden und nachzusehen, was sich dahinter verbarg, welche üppigen Gewächse zwischen dem Leinen und dem Staub Wurzeln geschlagen hatten. Mein Drang, zu Cranich zu gelangen und all dem hier ein Ende zu bereiten, hielt meine Neugier im Zaum.
    Der Umstand, dass alles versiegelt war, gestaltete es recht einfach, den Weg zu Cranichs Turm zu finden. Sein Flur war als Einziger offen, seine Tür als Einzige nicht abgeschottet. Merkwürdig, dass man ihn hier oben untergebracht hatte, so weit von seinem vermutlichen Auftrag entfernt. Andererseits: Wenn ich einen Mann wie Ezekiel Cranich in meinem Haus hätte, würde ich auch so viel Abstand wie möglich zwischen uns haben wollen. Abstand und Schlösser.
    Wir würden uns unmöglich an ihn anschleichen können, so viel stand fest. Die Treppe bestand aus in jahrelanger Verwendung abgenutzten Steinstufen, die sich in einer engen Spirale emporwanden. Ich vermutete, dass es sich um eine der ursprünglichen Strukturen des Gebäudes handelte, aus einer Zeit, in der die Anwesen der Gründerfamilien durch die Notwenigkeit bedingt eher bewaffneten Festungen als luxuriösen Eigenheimen glichen. Unsere Schritte auf den Stufen waren nicht zu überhören, und es gab keine anderen Geräusche, um sie zu übertönen. Wilson ging vorsichtig voraus. Seine Spinnenklauen berührten die Wände zu beiden Seiten des Gangs. Unsere Hoffnung bestand darin, dass er schneller als ich in der Lage sein würde, auf einen Hinterhalt oder eine plötzliche Konfrontation zu reagieren. Wir hätten uns darüber keine Sorgen machen müssen.
    Cranichs Zimmer präsentierte sich verwaist. Die Wände strotzten vor leeren Käfigen und Vogeldreck. In der Mitte des Raums stand ein schmales, neben einen Schreibtisch geschobenes Bett. Bücher und Papier übersäten den Tisch, beschwert mit tropfenden Kerzen und leeren Weinflaschen. Ein vertrauter Anblick. Diesmal konnte ich mir genauer ansehen, was sich auf dem Schreibtisch befand. Abgesehen davon, dass mir übel wurde, verstand ich allerdings nicht recht, was ich sah.
    »Anatomische Zeichnungen und Diagramme. Sieht stark nach einer Vorlage für eine Art Mechagen aus«, meinte Wilson, als er die Unterlagen durchblätterte. »Eine Pflanzengattung, gekreuzt mit einem normalen lebenden Baum. Ungewöhnliches Zeug. Erklärt allerdings nicht die Efeuuhr oder seine toten Freunde im Fluss.«
    »Gibt es hier irgendetwas, das wir verwenden können? Einen Hinweis darauf, was er im Schilde führt?«
    Mit verkniffener Miene schüttelte Wilson den Kopf. »Schwer zu sagen. Wenn ich eine Woche oder einen Monat Zeit hätte, würde es mir vielleicht ansatzweise gelingen, aus all dem schlau zu werden. Das hier ist nichts, womit ich vertraut bin. Keine traditionell gelehrte Wissenschaft, was immer er da praktiziert.«
    »Nimm mit, was du kannst. Was deiner Meinung nach vielversprechend aussieht.« Ich schaute zur Treppe, von der wir gekommen waren. Sie stellte den einzigen Weg nach draußen dar. »Er ist irgendwo da unten. Mir ist eigentlich egal, warum er tut, was immer er tut. Ich will ihn nur aufhalten. Wenn wir vielleicht …«
    Ich ließ den Satz unvollendet. Über der Tür hing ein gerahmtes, sehr altes Stück Papier. Ich griff hinauf, holte es von der Wand und legte es auf den Schreibtisch.
    »Die Schrift ist ziemlich verblasst. Dieses Ding ist alt.« Wilson hob es hoch. Kein Staub, weder am Rahmen noch auf dem Glas. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er das Papier. »Alt wie ein historisches Dokument. Und die Sprache ist schwierig zu entziffern.«
    »Ist es Celestisch?«, fragte ich und wandte den Blick ab.
    »Nein, nein. Nicht so exotisch. Nur alt. Buchstaben verändern sich mit der Zeit. Unterlängen werden kürzer, die Leute werden schlampig bei der Schreibung …«
    »Was steht da, Wilson?«
    Er wirbelte herum und sah mich an. »Du bist erwachsen. Und kannst lesen.«
    Wie er gesagt hatte, brauchte ich kurz, um mich an die Schrift zu gewöhnen. Es handelte sich um eine Art offizielles Dokument. Am unteren Rand befanden sich ein bröckliges Siegel und etliche Unterschriften in geschwungener Handschrift. Es gelang mir, die wesentlichen Worte herauszupicken.
    »Das ist ein Namensrecht. So etwas wurde eigentlich in Stein oder Stahl graviert. Auf Papier habe ich

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