Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
Vom Netzwerk:
seinen unzähligen Zähnen. »Hoffen wir’s.«
    »Bring ihn nicht sofort um«, bat ich. »Nur dieses eine Mal, bring ihn nicht sofort um. Wir sollten ihm zuerst einige Fragen stellen.«
    »Hast ja recht, aber lass ihn uns erst mal finden, diesen Cranich mit seiner Armee von Krähen.«
    Wir verstauten das Dienstmädchen in einem Schrank und hofften, dass wir kein Todesurteil über die junge Frau verhängten. Damit hatte ich in den vergangenen acht Stunden bereits zwei bewusstlose Mädchen in sicherer Gefahr zurückgelassen. Was war ich doch für ein Held.
    Warum die beiden Hausgardisten eben über die Mauer geflohen waren, wurde bald ziemlich offensichtlich. Über den gesamten Wohnbereich verstreut lagen tote Wachleute, und im Esszimmer stapelten sie sich geradezu. Ich fragte mich, ob Angela es überhaupt zur Ratsversammlung geschafft hatte, entdeckte jedoch keinen Hinweis auf Familienangehörige unter den Opfern. Nur Wachleute und Bedienstete. Die meisten sahen aus, als schliefen sie friedlich, nur die Gruppe im Esszimmer wies Verletzungen auf. Diese Opfer waren eines gewaltsamen Todes gestorben. Alle anderen wirkten, als hätten sie sich mit offenen Augen und Grauen im Gesicht hingelegt und einfach aufgehört, sich zu bewegen.
    »Unser Freund Cranich hat offenbar gerne ein bisschen Abwechslung beim Töten«, stellte Wilson fest. Wir standen am Fuß einer prunkvollen Treppe, die in den dritten Stock führte. Dort würden wir nach den Stufen zum Turm suchen müssen. Wilson bückte sich, um die Leiche eines Dieners zu untersuchen. Der Mann war zwar offensichtlich die Treppe hinuntergestürzt, hatte aber keine Verletzungen davongetragen, die tödlich aussahen. »Interessant.«
    »Zu viele Dinge an diesem Unterfangen könnte man als ›interessant‹ bezeichnen«, sagte ich. »Das gefällt mir nicht.«
    »Dann solltest du dich vielleicht mit Leuten abgeben, die sich für weniger morbide Dinge interessieren«, meinte Wilson. Er holte eine lange Pinzette hervor und benutzte sie, um im weit offen stehenden Mund des Dieners herumzustochern. Mit einem Ruck zog er etwas tief aus der Kehle des Mannes hervor. Wilson hielt die Pinzette hoch. Ein Zweig klemmte darin. »Du kannst mir nicht sagen, das sei nicht interessant.«
    »Kann ich und tu ich«, gab ich zurück und schwitzte vor Nervosität. »Im Augenblick finde ich das ungefähr so interessant, wie erschossen zu werden.«
    »Hm. Ja.« Wilson ließ den Zweig in ein Probenröhrchen fallen und verstaute es zufrieden in seiner Weste. »Also gut. Gehen wir weiter?«
    »Mit Vergnügen.«
    Der Rest des Haupthauses schien verwaist zu sein. Je höher wir uns hinaufarbeiteten, desto unruhiger wurde ich. Auch die Umgebung wurde immer seltsamer. Die Teppiche fühlten sich unter unseren Füßen so üppig an, dass sie verrottet zu sein schienen, wie aufgedunsene Schwämme. Mehrere der sorgsam gepflegten Zimmerpflanzen in den Korridoren des Hauses der Tombs hatten zu stinken angefangen, waren aus ihren Töpfen gequollen und wucherten die Wände hinauf. Eine Zwergeiche hatte ihre blauweiße Keramikvase durch übermäßiges Wurzelwachstum gesprengt, und die Äste kratzten mit trockenen Blättern an der Decke und den Wänden.
    »Dies ist ein lebendiger Ort«, meinte Wilson.
    »Schlau. Aber das ist nicht natürlich, oder?«, fragte ich.
    »Oh, eindeutig nicht natürlich.« Wilson hielt inne, um die Eiche zu untersuchen. Er strich mit dem Handrücken über die gewaltigen Blätter. »Vielleicht ist Mr. Cranich so etwas wie ein Naturenthusiast.«
    »So kam er mir nicht vor«, entgegnete ich. »Und das ist auch nicht natürlich.« Ich deutete auf eine Uhr, die an der Wand des Flurs hing. Die Rädchen waren herausgesprungen und hatten sich in verschlungene Efeuranken verwandelt. Während wir hinsahen, platzte das Pendel wie eine Samenschote auf, und ein zarter Flaum überzog den Anker, als es sich auflöste.
    »Ich mache mir allmählich Sorgen darüber, dieses Zeug einzuatmen«, sagte ich.
    »Brauchst du nicht«, gab Wilson unbeschwert zurück. »Wir atmen es seit fast einer halben Stunde ein. Falls es uns umbringt, ist der Schaden bereits angerichtet.«
    »Könntest du nicht einfach lügen? So tun, als wären wir hier vollkommen sicher?«
    »Du solltest mich doch besser kennen, Jacob. Komm weiter.«
    Wir setzten den Weg in das oberste Geschoss des Hauses fort. Mit dem Schwinden ihres Vermögens hatten viele Familien die unbenutzten Bereiche ihrer riesigen Herrenhäuser stillgelegt, und die Tombs

Weitere Kostenlose Bücher