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Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition)

Titel: Die Untoten von Veridon: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Akers
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Regen zu übertönen. »Das kommt vor.«
    Ich rannte zu einer Gasse und verschaffte mir unter den schrägen Mauern des Gebäudes daneben etwas Schutz vor dem Regen. Die Droschkentür schloss sich. Nach einigen Augenblicken erwachte der Motor klappernd wieder zum Leben, und das Gefährt rollte weiter. Ich beobachtete, wie es im überdachten Vorwerk des Massivs verschwand. Eine tolle Wahl.
    »Hat ja lang genug gedauert«, meinte Wilson und trat mit Messern in den Händen aus den Schatten.
    »Ich dachte wirklich, sie würden dich bemerken«, gab ich zurück. Seit wir das Herrenhaus der Brights verlassen hatten, hatte ich seinen von Dach zu Gasse huschenden Schatten im Auge behalten. Ich hob meine nach wie vor gefesselten Hände. »Kannst du etwas gegen die hier tun?«
    »Vielleicht. Weshalb bist du hier?«
    »Ich bin fertig mit Weglaufen, Wilson. Ich konnte es nicht. Ich meine, ehrlich, es ging nicht. Alle Docks waren geschlossen. Aber als mir klar wurde, dass ich hier festsitze … na ja, ich schätze, da wurde mir noch so einiges andere klar. Wie beispielsweise, dass vielleicht mehr dafür nötig ist, ein Held zu sein, als …«
    »Halt die Klappe«, schnitt Wilson mir das Wort ab. Er beugte sich zu den Handschellen und hatte sie im Nu entfernt. »Ich hasse kaum etwas mehr als ein Raubein, das sich für einen Dichter hält. Also, wie sieht der Plan aus?«
    »Glaubst du ernsthaft, ich hätte einen Plan?«
    »Ich glaube, du hast zumindest eine Idee. Das reicht mir schon.«
    »Na dann.« Ich rieb mir die Handgelenke und blickte sehnsüchtig zu den hellen Lichtern des Massivs. »Meine Idee sieht folgendermaßen aus …«
    Das Herrenhaus der Tombs kauerte unter den Gewitterwolken, der Regen schoss wie ein Wasserfall vom Schieferdach. Alle Lichter im Gebäude brannten und schimmerten durch die Düsternis. Wilson und ich befanden uns auf der gegenüberliegenden Straßenseite, zählten die Wachen und beobachteten, in welchen Abständen sie patrouillierten.
    »Normalerweise hat man mehr Zeit, um ein Unterfangen dieser Art zu planen, Jacob«, sagte Wilson. Seit wir das Kammermassiv hinter uns gelassen hatten, ohne einen einzigen Menschen zu erstechen oder zu erschießen, zeigte er sich mürrisch. Ihm gefiel meine Idee weniger und weniger, je weiter wir damit voranschritten. »Das gehört nicht zu den Dingen, die man aus dem Stegreif macht.«
    »Gerade das macht es so interessant«, gab ich zurück. »Damit werden sie nicht rechnen.«
    Ich schaute zum Turm hinauf. Alle Krähen befanden sich entweder drinnen oder waren weggeflogen. Ein Licht brannte, und hinter den Vorhängen bewegten sich Schatten. Cranich war da.
    »Was immer er vorhat, ich muss davon ausgehen, dass diese Versammlung des Rats mitten in der Ausgangssperre dazugehört. Angela hat die Sitzung einberufen.« Ich wandte mich Wilson zu. Auch er blickte zum Fenster hinauf und wetzte sein Messer an einem Stein. »Ich weiß nicht, ob er ihre Anweisungen befolgt oder umgekehrt.«
    »Bin nicht sicher, ob das eine Rolle spielt«, brummte Wilson. »Packen wir’s an.«
    »Ja.« Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf das Tor. Ich hatte es satt, die Abstände zu beobachten, hatte es satt zu warten. »Tun wir es.«
    Ohne ein weiteres Wort überquerte ich die Straße und kletterte über die Mauer. Wilson folgte mir, dann überholte er mich. Bevor ich oben ankam, hatte er schon das Tor überwunden und stürmte in die Wachen hinein. Ich wollte ihn noch auffordern, die Wachen nicht zu verletzen, denn schließlich waren es bloß Wachleute, bloß Männer, die einen Lohnscheck bezogen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das für Wilson etwas geändert hätte. Mit Fäusten und Messern fiel er über sie her. Er streifte nicht einmal seinen Mantel ab, um die Spinnenarme zum Einsatz zu bringen. Die Wachleute fielen wie abstürzende Luftschiffe.
    »Du hättest sie nicht töten müssen«, sagte ich, als ich auf dem schlammigen Hof landete.
    »Wahrscheinlich nicht«, erwiderte er. »Sie hätten sich aber auch nicht wehren müssen.«
    Es sah nicht so aus, als hätten sie sich großartig gewehrt. Aber das war ein Thema für einen anderen Tag. Wir rannten zum Haus, mieden den Haupteingang und hielten Ausschau nach einer Küchentür oder einer Pforte für die Bediensteten. Auf halbem Weg durch den Garten wurde Wilsons Tat entdeckt. Geschrei wurde laut.
    »Darf ich sie jetzt töten?«, fragte er. Ich antwortete nicht. Er hatte diesen gewissen Blick in den Augen. Es spielte keine Rolle, was

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