Die Unvollendete: Roman (German Edition)
schmutzigen Halbschuhen den Rasen aufrissen.
»Oh«, sagte Izzie, als sie ankam und durch das Fenster dieses athletische Trio sah. »Sie sind großartig. Kann ich einen davon haben?«
Izzie, die von Kopf bis Fuß in Fuchspelz gehüllt war, sagte: »Ich habe Geschenke mitgebracht«, ein unnötiger Kommentar, da sie mit allen möglichen, teuer verpackten Schachteln unterschiedlicher Form und Größe beladen war, »für meine Lieblingsnichte.«
Ursula blickte zu Pamela und zuckte kläglich die Achseln. Pamela verdrehte die Augen. Ursula hatte Izzie seit Monaten nicht gesehen, nicht seit sie mit Hugh im Auto nach Swiss Cottage gefahren war, um rasch eine Kiste voll Gemüse aus dem üppigen spätsommerlichen Garten von Fox Corner abzuliefern. (»Ein Kürbis?«, sagte Izzie und inspizierte den Inhalt der Kiste. »Was um alles in der Welt soll ich damit machen?«)
Davor war Izzie für ein langes Wochenende gekommen, hatte jedoch mehr oder weniger alle ignoriert außer Teddy, mit dem sie lange Spaziergänge machte, um ihn unerbittlich auszufragen. »Ich glaube, sie hat ihn aus der Herde herausgeholt«, sagte Ursula zu Pamela. »Warum?«, fragte Pamela. »Damit sie ihn aufessen kann?«
Einer eingehenden Befragung unterzogen (von Sylvie), konnte Teddy nicht sagen, warum ihm so besondere Aufmerksamkeit zuteil geworden war. »Sie hat mich nur gefragt, was ich so mache, wie es in der Schule ist, welche Hobbys ich habe, was ich gern esse. Meine Freunde. So Sachen.«
»Vielleicht will sie ihn adoptieren«, sagte Hugh zu Sylvie. »Oder ihn verkaufen. Ich bin sicher, Ted erzielt einen guten Preis.« Und Sylvie erwiderte empört: »Sag so was nicht, nicht einmal im Spaß.« Aber dann ließ Izzie Teddy so schnell wieder fallen, wie sie ihn auserkoren hatte, und niemand dachte mehr daran.
Das erste Geschenk, das Ursula auspackte, war eine Schallplatte von Bessie Smith, die Izzie sofort auf das Grammophon legte, normalerweise der Platz von Elgar oder Hughs Lieblingsmusik, The Mikado. »Der ›St. Louis Blues‹«, erklärte Izzie. »Hört euch dieses Kornett an! Ursula liebt diese Musik.« (»Wirklich?«, fragte Hugh Ursula. »Das wusste ich nicht.«) Als Nächstes kam eine schön verzierte, in rotem Leder gebundene Übersetzung von Dante. Dann eine Bettjacke aus Satin und Spitze von Liberty’s – »wie du weißt, ein Geschäft, das deine Mutter über die Maßen liebt«. Sylvie nannte die Jacke »viel zu erwachsen. Ursula trägt Flanell.« Anschließend ein Fläschchen Shalimar (»neu von Guerlain, göttlich«), das von Sylvie auf ähnliche Weise missbilligt wurde.
»Hier spricht die Kinderbraut«, sagte Izzie.
»Ich war achtzehn, nicht sechzehn«, sagte Sylvie schmallippig. »Irgendwann müssen wir mal darüber reden, was du mit sechzehn veranstaltet hast, Izzie.«
»Was?«, fragte Pamela neugierig.
»Il n’avait pas d’importance«, sagte Izzie herablassend. Schließlich wurde aus dem Füllhorn eine Flasche Champagner gezogen. (»Und auf jeden Fall zu jung dafür!«)
»Leg sie auf Eis«, sagte Izzie und reichte sie Bridget.
Ein verdutzter Hugh starrte Izzie an und fragte: »Hast du das alles gestohlen?«
»Negermusik«, sagte Howie, als die drei Jungen ins Haus zurückkamen, sich in den Salon drängten und dabei vage nach Lagerfeuer und etwas anderem, weniger Definierbarem rochen (»Hirschessenz«, murmelte Izzie und schnupperte an der Luft). Bessie Smith drehte sich jetzt zum dritten Mal auf dem Plattenteller, und Hugh sagte: »Allmählich fängt es an, mir zu gefallen.« Howie tanzte einen merkwürdigen, etwas barbarischen Tanz zur Musik und flüsterte Gilbert dann etwas ins Ohr. Gilbert lachte leicht vulgär für jemanden mit blauem Blut, wenn auch ausländischem, und Sylvie klatschte in die Hände und sagte, »Jungs, wie wär’s mit eingelegten Garnelen?« Sie dirigierte sie ins Esszimmer und sah zu spät die schmutzigen Schuhabdrücke, die sie im ganzen Haus hinterließen.
»Sie waren nicht im Krieg«, sagte Hugh, als würde das ihre Dreckspuren erklären.
»Und das ist nur gut so«, sagte Sylvie bestimmt. »Egal wie unzulänglich sie auch sind.«
»Und jetzt«, sagte Izzie, nachdem der Kuchen aufgeschnitten und verteilt war, »habe ich noch ein letztes Geschenk –«
»Um Himmels willen, Izzie«, unterbrach Hugh sie, der seinen Ärger nicht länger für sich behalten konnte. »Wer hat das bezahlt? Du hast kein Geld, du steckst bis zum Hals in Schulden. Du hast versprochen, sparsamer zu
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