Die Unvollendete: Roman (German Edition)
sein.«
»Bitte«, sagte Sylvie. Gespräche über Geld (auch Izzies) vor Fremden erfüllten sie mit wortlosem Entsetzen. Eine dunkle Wolke legte sich plötzlich auf ihr Herz. Es war Tiffin, das wusste sie.
» Ich habe es bezahlt«, sagte Izzie großspurig. »Und es ist kein Geschenk für Ursula, es ist für Teddy.«
»Für mich?«, sagte Teddy erschrocken, weil er plötzlich im Mittelpunkt stand. Er hatte gerade gedacht, wie außerordentlich gut doch die Torte schmeckte, und sich gefragt, wie groß seine Chance auf ein zweites Stück war, und nichts war ihm unangenehmer, als ins Rampenlicht gestoßen zu werden.
»Ja, für dich, mein lieber Junge«, sagte Izzie. Teddy wich merklich sowohl vor Izzie als auch vor dem Geschenk zurück, das sie vor ihn auf den Tisch legte. »Mach schon«, sagte Izzie munter, »pack es aus. Es wird schon nicht explodieren.« (Doch das tat es.)
Vorsichtig entfernte Teddy das teure Papier. Ausgepackt erwies sich das Geschenk als genau das, was alle bereits vermutet hatten, als es noch verpackt gewesen war – ein Buch. Ursula, die Teddy gegenübersaß, versuchte den Titel zu lesen. Die Abenteuer des …
»Die Abenteuer des Augustus«, las Teddy laut vor, »von Delphie Fox.« (»Delphie?«, sagte Hugh.)
»Warum ist bei dir alles ein ›Abenteuer‹?«, sagte Sylvie gereizt zu Izzie.
»Weil das Leben selbstverständlich ein Abenteuer ist.«
»Ich würde sagen, es ist ein Ausdauerlauf«, entgegnete Sylvie. »Oder ein Hindernisrennen.«
»Ach, meine Liebe«, sagte Hugh plötzlich besorgt, »so schlimm ist es doch auch wieder nicht.«
»Wie auch immer«, sagte Izzie. »Zurück zu Teddys Geschenk.«
Der dicke, feste Einband war grün, die Buchstaben und Strichzeichnungen darauf waren golden – ein Junge in Teddys Alter mit der Kappe eines Schuljungen auf dem Kopf. Er hatte eine Steinschleuder und einen kleinen Hund dabei, einen struppigen West-Highland-Terrier. Der Junge war zerzaust und blickte wild um sich. »Das ist Augustus«, sagte Izzie zu Teddy. »Was glaubst du? Ich habe mir dich zum Vorbild genommen.«
»Mich?«, sagte Teddy entsetzt. »Aber ich schaue ganz anders aus. Und der Hund ist auch falsch.«
Eine Überraschung. »Soll ich jemanden in die Stadt mitnehmen?«, fragte Izzie beiläufig.
»Du hast wieder ein Auto?«, sagte Hugh und stöhnte.
»Ich habe es vor der Einfahrt abgestellt«, sagte Izzie zuckersüß, »damit du dich nicht aufregst.« Sie gingen alle die Einfahrt entlang, um den neuen Wagen in Augenschein zu nehmen, Pamela humpelte mit den Krücken hinterher. »Die Armen und Krüppel und Lahmen und Blinden«, sagte sie zu Millie, und Millie lachte und sagte: »Für eine Naturwissenschaftlerin kennst du aber deine Bibel.«
»Kenne deinen Feind«, sagte Pamela.
Es war kalt, und keiner hatte daran gedacht, einen Mantel anzuziehen. »Aber für diese Jahreszeit ziemlich mild«, sagte Sylvie. »Nicht so wie damals, als du geboren wurdest. So viel hat es nie wieder geschneit.«
»Ich weiß«, sagte Ursula. Der Schnee am Tag ihrer Geburt war eine Familienlegende. Sie hatte die Geschichte so oft gehört, dass sie meinte, sich daran zu erinnern.
»Es ist nur ein Austin«, sagte Izzie. »Ein Tourenwagen – allerdings mit vier Türen –, aber bei weitem nicht so teuer wie ein Bentley, du meine Güte, eindeutig ein Auto für das gemeine Volk, verglichen mit deinem Luxusgefährt, Hugh.«
»Zweifellos auf Pump gekauft«, sagte Hugh.
»Ganz und gar nicht, voll bezahlt, in bar. Ich habe einen Verleger, ich habe Geld, Hugh. Du brauchst dir um mich keine Sorgen mehr zu machen.«
Während alle (außer Hugh und Sylvie) den kirschroten Wagen bewunderten, sagte Millie: »Ich muss gehen, ich muss heute Abend zu einer Tanzvorführung. Vielen Dank für die Einladung, Mrs. Todd.«
»Ich bring dich nach Hause«, sagte Ursula.
Auf dem Rückweg über die vielbegangene Abkürzung am Ende des Gartens hatte Ursula eine unerwartete Begegnung – das war die Überraschung, nicht der Austin-Tourenwagen –, als sie nahezu über Howie stolperte, der auf Händen und Knien im Gebüsch herumkroch. »Ich suche den Ball«, entschuldigte er sich. »Er gehört deinem kleinen Bruder. Ich glaube, wir haben ihn verloren im …« Er ging in die Hocke und schaute sich ratlos zwischen den Berberitzen und dem Sommerflieder um. »In der Anlage«, kam Ursula ihm zu Hilfe. »Danach trachten wir.«
»Wie bitte?«, sagte er und richtete sich mit einer fließenden Bewegung zu voller Größe
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