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Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Die Unvollendete: Roman (German Edition)

Titel: Die Unvollendete: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Atkinson
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sechs Pence. Fazit: Elend.«
    »Ach, sei still«, sagte Izzie und rauschte aus dem Zimmer, bevor Teddy ein Streichholz an den Pudding halten konnte.
    »Dickens«, sagte Sylvie zu Ursula.
    »J’étais un peu dérangée«, sagte Izzie einigermaßen zerknirscht am nächsten Morgen zu Ursula, um sich zu erklären.
    »Das war wirklich albern von mir«, sagte Izzie. »Ich habe ein kleines Schlamassel angerichtet.«
    Im neuen Jahr verschwand der Sunbeam, und die Wohnung in der Basil Street wurde für eine weniger edle in Swiss Cottage aufgegeben (ein noch langweiligerer endroit ), dennoch blieb Izzie unbestreitbar Izzie.

Dezember 1923
    J immy war erkältet, und Pamela entschied, mit ihm zu Hause zu bleiben und aus den silberfarbenen Stannioldeckeln der Milchflaschen Schmuck zu basteln, während Ursula und Teddy entlang des Wegs nach Stechpalmenzweigen suchten. Im Wäldchen gab es Stechpalmen im Überfluss, aber das Wäldchen war ein Stück weit entfernt, und das Wetter war so mies, dass sie so wenig Zeit wie möglich draußen verbringen wollten. Mrs. Glover, Bridget und Sylvie waren in der Küche mit dem nachmittäglichen Drama beschäftigt, das Weihnachtsessen zu kochen.
    »Nehmt keine Zweige ohne Beeren«, wies Pamela sie an, als sie das Haus verließen. »Und schaut auch, ob ihr Mistelzweige findet.«
    Da sie die schmerzhafte Lektion früherer weihnachtlicher Plünderungszüge gelernt hatten, zogen sie ausgerüstet mit Gartenscheren und einem Paar von Sylvies ledernen Gartenhandschuhen los. Sie wollten zu der großen Stechpalme auf der Wiese am Ende des Wegs, da die praktische Stechpalmenhecke im Garten nach dem Krieg durch fügsameren Liguster ersetzt worden war. Die ganze Gegend war zahmer und vorstädtischer geworden. Sylvie meinte, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sich das Dorf so weit ausgebreitet hätte, dass sie von Häusern umgeben wären. »Die Leute müssen irgendwo wohnen«, sagte Hugh verständnisvoll. »Aber nicht hier«, entgegnete Sylvie.
    Es war ein unangenehm windiger und verregneter Tag, und Ursula wäre viel lieber vor dem Kamin im Wohnzimmer geblieben und hätte das festliche Versprechen von Mrs. Glovers Minzekuchen eingesogen, nach dem das ganze Haus duftete. Sogar Teddy, der normalerweise immer einen Silberstreif am Horizont sah, trottete mit hochgezogenen Schultern untröstlich neben ihr her, ein kleiner tapferer Tempelritter mit einer handgestrickten grauen Sturmhaube auf dem Kopf. »Ein garstiges Wetter«, sagte er. Nur Trixie genoss den Ausflug, preschte durch die Hecken und in die Gräben, als wäre sie losgeschickt worden, einen Schatz zu finden. Sie war ein lauter Hund, der gern aus Gründen bellte, die nur er verstand, und als sie ein Stück weit vor ihnen auf dem Weg wie wahnsinnig zu kläffen begann, dachten sie sich nicht viel dabei.
    Als sie sie eingeholt hatten, hatte Trixie sich ein bisschen beruhigt. Sie stand Wache vor ihrer Beute, und Teddy sagte: »Wahrscheinlich irgendetwas Totes.« Trixie war besonders geschickt darin, halb verweste Vögel oder die vertrockneten Kadaver kleiner Säugetiere aufzuspüren. »Eine Ratte oder eine Wühlmaus wahrscheinlich«, sagte Teddy. Und fügte ein eloquentes »Oh« hinzu, als er die wahre Natur des Schatzes im Graben erkannte.
    »Ich bleibe da«, sagte Ursula zu Teddy, »und du läufst zurück zum Haus und holst jemanden.« Aber als sie seiner kleinen, verletzlichen Gestalt nachsah, die allein in der frühen Winterdämmerung den verlassenen Weg entlangrannte, schrie sie ihm nach, er solle auf sie warten. Wer wusste, welche Schrecknisse dort lauerten? Auf Teddy, auf sie alle.

    Es herrschte Verwirrung, was mit der Leiche über die Feiertage geschehen sollte, und schließlich wurde beschlossen, sie bis nach Weihnachten im Eishaus von Ettringham Hall zu lagern.
    Dr. Fellowes, der mit einem Polizisten gekommen war, erklärte, dass das Kind eines unnatürlichen Todes gestorben war. Ein Mädchen, acht oder neun Jahre alt; sie hatte bereits die zweiten Vorderzähne, obwohl sie ihr vor dem Tod ausgeschlagen worden waren. Es war kein kleines Mädchen vermisst gemeldet worden, sagte der Polizist, jedenfalls nicht im Ort. Sie spekulierten, dass es vielleicht ein Zigeunermädchen war, aber Ursula dachte, dass Zigeuner Kinder mitnahmen, nicht zurückließen.
    Erst kurz vor Silvester war eine widerstrebende Lady Daunt bereit, sie herauszugeben. Als man sie aus dem Eishaus holte, war sie geschmückt wie eine Reliquie – Blumen und kleine Dinge

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