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Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Titel: Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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sich anvertraut. Ihn liebte und bewunderte sie, wie sie einst Liebe und Bewunderung für ihren Vater empfunden hatte, der als Mitglied des Senats ein Mann gewesen war, dem Stolz und Ehre noch etwas bedeutet hatten.
    »Du erblicktest das Licht der Welt am Tag vor Weihnachten«, sagte Mylady Manderley. Nur ungern erinnerte sie sich daran. Geschneit und gestürmt hatte es. »In einem Raum im Westflügel dieses Hauses hast du deine ersten Schreie getan.« Letzten Endes sprach sie aus, was Emily vermutet hatte: »Wärst du eine Totgeburt gewesen, dann hätte uns das einige Unannehmlichkeiten erspart.« Es stimmte also. Ihre Großmutter trug ihr bis zum heutigen Tage nach, dass sie überhaupt am Leben geblieben war.
    »Mia liebte dich abgöttisch.«
    Ganz vernarrt war sie in das kleine Bündel gewesen, und vage glaubte Emily sich an Eindrücke zu erinnern. An starke Hände, die sie hochhoben und an eine Brust drückten, die nach Weihnachtsgebäck duftete. Im Waisenhaus hatte sie von einer sanften Melodie geträumt, die jemand hoch über ihr summte. Von einer Tür, die sich öffnete und die Stimmen fremder Menschen preisgab, vor denen sich das Mädchen fürchtete. War es überhaupt möglich, sich so frühe Erinnerungen zu bewahren? War es eine Tür in diesem Haus gewesen und war es ihre Mutter, deren Kleidung nach Weihnachtsgebäck geduftet hatte?
    Sie wusste nicht, ob sie jemals Antworten auf diese Fragen erhalten würde.
    Letzten Endes waren jene idyllischen Momente entschwunden wie Sand aus dem Stundenglas.
    Emily wurde fortgegeben. Nachdem man sie eine Zeit lang in den Katakomben von Manderley Manor versteckt gehalten hatte, die bis tief hinab in die uralte Metropole reichten.
    »Mr. Murdstone leitete damals das Waisenhaus in Rotherhithe. Zusammen mit seiner Schwester Mrs. Murdstone.«
    Murdstone … War dies nicht der Name, den Reverend Dombey früher getragen hatte? Und wer war Mrs. Murdstone? Konnte es sein, fragte sich Emily, dass ihre Großmutter bereits Madame Snowhitepink gekannt hatte?
    Verwirrt schwieg Emily.
    Wartete ab, was die alte Frau noch enthüllen würde.
    »Mia musste sich ihrem Schicksal fügen«, erklärte Mylady Manderley.
    Die anfängliche Hysterie, die eingetreten war, nachdem man ihr offenbart hatte, dass man ihr Mädchen fortgegeben hatte, wich einer resignierten Apathie. Mit aller Strenge sorgte Miss Anderson, die schon damals dem Hause angehört hatte, dafür, dass Mia sich ihren Pflichten beugte.
    »Das Leben ist immer grausam gewesen zu uns Frauen.«
    Es wurde Mia zudem verboten, den Bohemien wiederzusehen. Nur ein einziges Mal war es ihm vergönnt gewesen, die Tochter in den Armen zu halten. »Danach war ihm der Zugang zu Manderley Manor für alle Zeiten verwehrt worden.« Mia wurde es nur in Begleitung Miss Andersons erlaubt, das Haus zu verlassen.
    Richard Swivellers Schicksal lag von da an nicht mehr in der Hand der Familie.
    »Die Ratten nahmen sich der Sache an«, erklärte Mylady Manderley, als wäre damit alles gesagt.
    Richard Swiveller wurde außer Landes gebracht. So sah es der Plan der Ratten vor. Eines Abends, als er von einer Aufführung in der Almeida Street nach Hause zurückkehrte, spürte er einen heftigen Schlag am Kopf, und als er erwachte, befand er sich an Bord der
Shambleau
mit direktem Kurs auf die australische Küste.
    »Die Ratten sind höchst effizient, was solche Angelegenheiten betrifft.«
    Lord Brewster, dem die Planung oblag, hatte die Notwendigkeit betont, dass nichts, aber auch wirklich gar nichts der Eheschließung der beiden Häuser im Wege stehen dürfe. So verfolgte man den sicheren Weg und schaffte den Geliebten Mias außer Landes.
    »Alles geschah so, wie es die Ratten geplant hatten.«
    Mia Manderley, die nunmehr Mia Mushroom hieß, zog ins Anwesen ihres frisch angetrauten Ehemannes nach Blackheath am anderen Ende der Stadt. Doch dauerte es nicht lange, und sie bevorzugte immer öfter die gewohnten Räumlichkeiten des elterlichen Anwesens. Zudem schien sich Martin Mushroom kaum daran zu stören, dass seine Gattin gelegentlich außer Haus weilte. Allerdings sollte sie einen Erben gebären. Das war ihre Aufgabe. Niemals hatte er diesbezüglich Zweifel aufkommen lassen.
    »Eine neue graue Jägerin wurde zu ihrem Schutz abgestellt«, fuhr Mylady fort.
    Lucia del Fuego.
    »Mia freundete sich mit der Frau an. Sie wurde ihre Vertraute, doch erzählte Mia ihr nichts von dem Kind, das man fortgegeben hatte.« Mia mochte naiv sein, dumm war sie nicht. Hätte

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