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Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas

Titel: Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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die Menschen, die ihnen zum Opfer fallen, in etwas, das nicht länger Mensch zu nennen ist.«
    Die Mädchen verzichteten auf eine genauere Beschreibung.
    Dann hatte Mièville sie hierher geführt.
    In Chuzzlewitt’s Taverne.
    »Sie haben meine Andeutung demnach verstanden«, lobte ich Emily.
    Legte den Mantel ab.
    Ließ mich am Tisch nieder.
    »Weswegen die Heimlichtuerei?«, wollte Emily wissen.
    Dinsdale, der die ganze Zeit über in meiner Jackentasche gesteckt hatte, flog davon und nistete sich in einer der Lampen ein, die wie verkümmerte Arme aus den Wänden ragten.
    »Wegen Miss Monflathers«, gab ich zur Antwort.
    Keines der beiden Mädchen verstand.
    Mièville trank seinen Tee.
    Schwieg.
    »Die Black Friars«, erklärte ich, nachdem auch ich mir einen Kräutertee bestellt hatte, »rekrutieren von alters her Trickster, um sie in den Dienst der uralten Metropole zu stellen. Der Orden der Mönche ist dabei aber nur der ausführende Arm der Regentin und des Senats. Immerzu sind sie auf der Suche nach Trickster-Kindern.«
    »Und Miss Monflathers?«
    »Ihr obliegt die Ausbildung der Kinder. Es sieht zwar so aus, als beherberge ihre Schule ausschließlich gewöhnliche Kinder, doch der Schein trügt. Alle Schüler dort wissen von der uralten Metropole und halten sich zuweilen hier unten auf. Egal, ob reich oder arm. Miss Monflathers hat die Kontrolle über die Kinder und sucht diejenigen heraus, deren Talente sich für den Dienst in der Garde eignen, um sie dem Senat zu melden.«
    »Deswegen sind wir aber doch nicht hier.«
    »Nein, Miss Emily. Wir sind hier, weil Maurice Micklewhite und Miss Monflathers in erster Linie der uralten Metropole verpflichtet sind.«
    Emily sprach es aus: »Die beiden glauben, dass Mara tot ist.«
    »Ja.«
    »Was ist mit Ihnen, Wittgenstein?«
    »Wäre ich hier, wenn ich es glaubte?«
    Emily atmete bewusst ruhig. »Mara lebt also noch?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Immerhin eine ehrliche Antwort. »Aber, ja. Ich denke schon. Und, ja. Deswegen bin ich hier. Weil gewisse Dinge getan werden müssen. Es ist, wie ich Ihnen so oft gesagt habe: Zufälle gibt es nicht.«
    Emily verstand nichts von alledem.
    »Was ist mit Mara?«
    »Maurice Micklewhite und Miss Monflathers glauben, dass die Kleine bereits tot ist. Aber gibt es nicht immer noch Sie, Emily? Ein einziges Kind sollte doch ausreichen, um das Erbe Manderley Manors anzutreten. Deswegen müssen Sie in Sicherheit gebracht werden. Deswegen bestand Miss Monflathers darauf, dass Sie die nächsten Tage in meinem Haus in Marylebone verbringen. Kein Leid darf Ihnen geschehen. Sie sind von Bedeutung für die Zukunft der uralten Metropole. Gewinnt Manderley Manor die Kämpfe und behält Master Lycidas die Oberhand, so sichert trotz allem nur ein Erbe des großen Hauses die Ordnung in London.«
    »Ich dachte, dass Mara diejenige sein sollte«, gab Aurora zu bedenken.
    Mièville zündete sich eine Pfeife an.
    Paffte nachdenklich.
    Folgte jedem unserer Worte.
    »Mara ist die erste Wahl gewesen«, gab ich schnell zur Antwort. »Doch nun ist Mara entführt worden.« Ich entsann mich dessen, was mir Miss Anderson vor kaum einer Stunde offenbart hatte. »Nichts ist so, wie wir es vermutet haben. Mylady Manderley hat von der Entführung gewusst.« Ganz bleich wurde das Mädchen. »Und sie hat sie gebilligt.«
    Ihre Großmutter hatte gewollt, dass Mara dem Nyx übergeben würde?
    »Das ergibt doch keinen Sinn.« Emily hieb mit den Fäusten auf den Tisch. Nur mühsam fand sie ihre Beherrschung.
    Ich berichtete ihr von meinem Besuch im Regent’s Park und dem Gespräch mit Miss Anderson unter vier Augen. Allein der Name dieser Person ließ Emily frösteln. »Als Ihre Mutter nach Manderley Manor heimkehrte«, sagte ich, »war sie in dem Zustand, in dem Sie sie vorgefunden haben. Es war etwas geschehen in den Mauern von Blackheath. Etwas, das Mia Manderley in den Wahnsinn getrieben hatte. Auch die kleine Mara, auf der alle Hoffnungen Myladys ruhten, wirkte sonderbar. Sie sprach mit niemandem. Warum auch immer. Weinte oft. Ängstigte sich vor den Schatten im Haus. Sie kommunizierte nur in Zeichen und wenn, dann auch nur mit der Hausdame Miss Anderson. Mit anderen Worten: Die kleine Mara entsprach ganz und gar nicht den Erwartungen, die man an sie stellte.«
    »Was hat Mylady mit ihr vor?«
    »Sie überließ das Kind Lord Mushroom. Aus freien Stücken.«
    Emily verstand nicht, worum es hier ging.
    Was hatte ihre Großmutter damit bezweckt?
    »Insgeheim ist

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