Die uralte Metropole Bd. 1 - Lycidas
Gifte, die den Körper schwächen, und solche, die die Aura eines Menschen beziehungsweise deren Chakras angreifen. Das Gift der Nekir tut beides, und das macht die Sache so kompliziert.«
Aurora hielt noch immer Emilys Hand.
Die drei Steine rotierten nun dicht oberhalb von Emilys Brust. Dann bewegten sie sich, meiner Handbewegung folgend, zum Hals und Gesicht des Mädchens weiter, wo sie letzten Endes verweilten.
»Die Steine heilen zuallererst die Chakras. Jeder Stein sendet Wellen aus, die auf die Aura und die Chakras einwirken. Jeder dieser Steine hat für sich betrachtet bestimmte Heilwirkungen. Alle drei wirken entgiftend. Kombiniert man die Steine jedoch, dann erzielt man eine überaus starke entgiftende Wirkung. Die heilenden Schwingungen werden durch die Rotation der Steine immens verstärkt und durchdringen die Aura bis tief in die Chakras hinein.«
Der Heilungsprozess begann dicht am Herzen, dann wanderte die Steinformation hinauf zu Schilddrüse und Hypophyse, verharrte dort, um schließlich abwärts zu schweben, streifte die Lymphdrüsen der Achselhöhlen und kam im Bereich der Nebenniere und der Bauchspeicheldrüse zur Ruhe.
»Was passiert mit ihr?«
»Die Steine saugen das Gift aus den Chakras.«
»Und das hilft?«
Entnervt warf ich ihr einen Blick zu.
Ertastete mit dem Finger Emilys Halsschlagader.
Gut so, der Puls beschleunigte sich.
Der Atem ging ruhiger.
»Geht es ihr besser?«
»Es ist ein Anfang.«
Ich ließ die Steine in meine Hand gleiten und positionierte sie auf dem Körper des Kindes. Den Malachit ganz dicht am Herzen, den Bernstein am Solarplexus und den Jaspis über der Nasenwurzel zwischen den Augenbrauen.
»Jeder Stein entfaltet seine Kräfte am besten, wenn man ihn an dem Chakra, zu dem er gehört, positioniert. Malachit entfaltet seine Licht bringende Kraft auf allen Chakras, wirkt jedoch am Herzen am besten. Bernstein wirkt am besten auf das Sonnengeflecht ein, und Jaspis lässt das dritte Auge sehen.«
»Das dritte Auge?«
Mir an die Stirn tippend sagte ich: »Das Stirnchakra. Einflüsse auf diesen Punkt dringen bis tief ins zentrale Nervensystem vor, und die Heilkräfte sind enorm.«
»Sie glauben wirklich, dass die Steine das Gift der Nekir aufsaugen?«
»Zumindest denjenigen Teil des Nekirgiftes, der die Aura verletzt hat. Wir heilen Miss Emilys Seele.«
»Aber was geschieht mit ihrem Körper?« Die Besorgnis war noch nicht von Aurora gewichen.
Emilys Augenlider begannen zu flattern.
»Für ihren Körper können wir momentan wenig tun.«
»Das Gift fließt also nach wie vor durch ihren Körper.«
»Ja.«
»Aber was bringt es denn dann, ihre Seele zu heilen, wenn der Körper stirbt?«
»Miss Emilys Körper wird nicht sterben«, beruhigte ich sie. »Der menschliche Körper besitzt erstaunliche Kräfte. Glauben Sie mir, der Körper kann fast jede Krankheit aus eigener Kraft heraus heilen. Körper und Seele sind jedoch eine Einheit und wirken nur gemeinsam. Nur wenn die Seele gesund ist, besitzt der Körper diese Eigenschaft.«
»Sie meinen, was Sie da tun, ist gar keine Magie?«
»Man muss auf die Stimme der Natur hören, das ist alles.«
»Das ist alles?«
Dieses Kind.
»Ja, ist es. Wir heilen die Seele, und diese gibt dem Körper die Kraft, sich selbst zu heilen.« Nach einer kurzen Pause fügte ich hinzu: »Vorerst jedenfalls. Später, wenn wir nach London zurückgekehrt sind, benötigen wir eine Essenz.«
»Was bedeutet das?«
Emilys Stirn war noch immer fiebrig, doch normalisierte sich wenigstens ihr Atem.
Vorsichtig schob ich das Lid über ihrem gesunden Auge nach oben und betrachtete die Pupille. Sie war von annähernd normaler Größe, wenngleich das Auge von feinen grünen Äderchen durchzogen war.
»Wir legen Steine so lange ins Wasser, bis das Wasser ihre Kraft aufgesogen hat. Trinkt man diese Essenz, wird der Körper von innen her gereinigt.«
Aurora wirkte ungeduldig. »Dann tun Sie das doch gleich hier!«
»So einfach ist es aber nicht«, zerstreute ich ihre voreilige Hoffnung. »Die Steine müssen aufgeladen werden, weil die Energie aus ihnen abgeflossen ist. Sie sind voll gesogen mit dem Nekirgift. Zudem fehlt uns fließendes lauwarmes Wasser. Es ist wichtig, die richtige Temperatur zu haben.« Beschwichtigend fügte ich hinzu: »Wir werden aber rechtzeitig in London sein, um die Prozedur durchzuführen.«
Beide sahen wir, wie Emily die Augen halb öffnete und ihre Lippen versuchten, Worte zu formen.
Dann fiel sie erneut in einen
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