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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Sie hatten einen Gehilfen. Jemand, der sie glauben gemacht hatte, er sei ein Kind jener Dürre, die Lord Gabriel nach London hat bringen lassen. Ein Wind, so heiß und sengend, wie es eine Dürre nur sein kann.« Eliza warf einen Blick zu El-Khamsin. »Wenn er denn will.« Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
    »Der Wüstenwind hat dich befreit?«
    Sie musste lachen, und es klang zum ersten Mal, seitdem Emily sie wiedergesehen hatte, wie Musik. »Als die Mala’ak ha-Mawet endlich von dannen gezogen waren, da hat er die Schlösser geöffnet, und ich war frei.« El-Khamsin hatte sie zu einem Weg gebracht, der sie aus der Hölle hinausgeführt hatte. »Er hat sie wirklich zu täuschen vermocht.«
    El-Khamsin wirbelte um uns herum und hinüber zur Festungsmauer, wo er durch ein schmales Fenster wehte und durch ein anderes zurückkehrte. »Wenn ich einen Vorschlag unterbreiten dürfte«, heulte er, »wir sollten uns beeilen. Denn die Zeit drängt.«
    Die schwarzen Punkte bekamen Umrisse, die an Fledermäuse erinnerten. Dann an große Wesen mit menschlichen Formen und weit ausgebreiteten Schwingen. Wild und wütend schienen diese Schwingen zu schlagen und die Wesen der Festung des Lichtlords näher zu bringen.
    Eliza folgte meinem Blick.
    Dann schnippte sie mit den Fingern.
    Sagte nur: »Die Fegefeuer!«
    Die fünf Feuersäulen leisteten ihrer Anweisung Folge und brannten ihren Weg durch die Halle.
    »Sie beide müssen mit Emily unverzüglich nach Prag aufbrechen«, drängte sie Tristan Marlowe und mich. »Diese Fegefeuer werden Sie sicher dorthin bringen. Dann werden Sie auf sich allein gestellt sein.«
    Sariel, der etwas abseits stand, schaute nur in die Ebene hinaus, wo die dunklen Umrisse näher und näher kamen. »Es sind die Mala’ak ha-Mawet«, stellte er fest. »Sie haben uns gefunden.«
    Eliza knöpfte sich den Mantel zu.
    »El-Khamsin!«
    »Zu Euren Diensten, Liliza.«
    »Du kannst uns tragen, wie damals.«
    Der Wüstenwind fegte durch die große Halle, und seine wispernden Finger griffen nach den Teppichen, die orientalisch bunt den Boden bedeckten. Er prüfte den Stoff und ließ sie wehen und entschied sich am Ende für einen riesigen Teppich, der als Gefährt dienen würde.
    »Wir werden den Mala’ak ha-Mawet davonfliegen, Liliza.« Der Teppich schwebte einige Zentimeter über der Erde, und es sah aus, als wehe ein windiger Hauch unter ihm. Als wäre da etwas Lebendiges. »Steigt auf, und wir werden in die Wüstenei hinausfliegen.«
    Eliza tat wie geheißen. Sie reichte Aurora und Neil die Hand.
    »Auf einem Teppich«, bemerkte Sariel, »bin ich noch niemals geflogen.« Er lächelte sein Engelslächeln, und mit einem Mal war es ein wenig heller in der Halle. »So will ich es versuchen. Wenn Ihr erlaubt, El-Khamsin.« Und als der Wüstenwind mit einer kleinen Böe lächelte, da setzte auch der Urielit seinen Fuß auf den Teppich.
    »Setzt euch und haltet euch fest.«
    Emily schaute die Gefährten auf dem Teppich an. Dann trat sie vor und streckte beide Hände aus. Aurora ergriff die eine, Neil die andere.
    »Passt auf euch auf«, bat Emily die beiden, und so viele Momente, die sie geteilt hatten, waren auf einmal wieder da. Besuche am dunklen Fluss, die Cutty Sark, Regen und Schnee und Herbstlaub in Hampstead Heath, Rotherhithe, die U-Bahn, Leicester Square um 15:08 Uhr, die Northern Line.
    Ganz fest drückte Aurora ihre Hand. »Was da auch kommen mag.« Das leise Versprechen, das wie eine Verschwörungsformel im Verborgenen lebte und schon immer da gewesen war.
    Und Neil, der kein Freund großer Worte war, sah einfach nur ernst aus. »Bis bald«, sagte er, und Emily, die wusste, wie er es meinte, nickte stumm, weil ihr ein Kloß im Hals steckte.
    »Sie kommen!« Es war Sariel, der zur Wüstenei hinausdeutete, wo die dunklen Gabrielskrieger nahten.
    Emily spürte mit einem Mal eine Kälte in ihrem Herzen, die sie zu lähmen schien.
    Eliza, die den Gesichtsausdruck des Mädchens bemerkt hatte, sagte: »Das ist es, was sie tun. Man fühlt, als sei man innerlich bereits gestorben. Es ist an der Zeit, Emily. Wir dürfen nicht länger warten.« Sie schnippte mit den Fingern, und die Ringe daran klimperten leise. »El-Khamsin, bring uns fort.« Der Teppich hob sich. »Euch allen Licht und Leben. Und Glück, denn das werdet ihr brauchen.«
    Die Fegefeuer kamen über uns, und in der flammenden Wärme, die uns umgab, sahen wir, wie El-Khamsin den Teppich hinforttrug, wie schwarze Engel sich näherten,

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