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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Mutter die Tochter Liliths gewesen war. »Sie wird mir nichts antun. Denke ich.« Es war wenig Zuversicht in diesen Worten. Doch Hoffnung.
    »Ich liebe dich.« Neil sagte die Worte, als spräche er sie zum ersten Mal aus. »Jetzt, da wir uns wiedergefunden haben, was kann da noch passieren?« So voller Zuversicht. Und Licht.
    Dann hörten sie das laute Knistern und Zischen, das mit einem Mal die Luft erfüllte, und beide wussten sie, dass die Fegefeuer nach Pandaemonium zurückgekehrt waren. Doch da war noch etwas.
    »Ich kenne dieses Geräusch«, sagte Aurora. »Diesen Geruch.« Nach Wüste roch es. Nach heißem Sand und wilden Dünen und dem warmen Atem Atons. »El-Khamsin, der Wüstenwind, kommt wieder nach Pandaemonium.« Und dann zog Aurora ihren Freund hinaus auf den Balkon, wo sich ein Wirbel aus Schnee und Sand auf einem Brunnen niedergelassen hatte. El-Khamsin, der Wüstenwind, war tatsächlich wieder da.
    Emily war zu mir gekommen, um zu reden. Doch eigentlich sagte sie recht wenig, sah man von den kargen Andeutungen ab, die mich das Gespräch, das sie mit Tristan Marlowe geführt hatte, erahnen ließen.
    »Wir werden wachsam sein, wenn wir nach Prag gehen.« Ich knöpfte mir den Mantel zu und schlang den langen Schal um meinen Hals. »Die Fegefeuer werden uns nach Prag bringen.« Eliza hatte uns ihren Plan mitgeteilt, und eingedenk der Befürchtungen, die meine Schutzbefohlene geäußert hatte, schien es mir dennoch nichts zu geben, was uns von unserem Vorhaben ablenken sollte. »McDiarmid wird uns dort treffen, und mit ein wenig Glück finden wir den Tempel und die Lade des Bundes.«
    »Was ist, wenn wir in eine Falle laufen?«
    »Manchmal«, sagte ich ihr, »muss man die Falle erst zuschnappen lassen, um erkennen zu können, dass es eine Falle ist.«
    Das Mädchen sah mich verkniffen an. »Ist das Ihr Vorschlag?«
    »Haben Sie einen besseren?«
    Eliza Holland sprach mit dem Engel Sariel, der die Lichtlady auf ihrer Suche nach dem Limbus begleiten würde. »Ein Engel kann den Kreaturen hier unten gebieten«, hatte Eliza uns erklärt. »Es ist von Vorteil, wenn wir ihn an unserer Seite wissen.«
    Mr. Fox und Mr. Wolf standen noch immer in einer Ecke neben dem großen Kamin und unterhielten sich mit Tristan Marlowe. Worüber, war ihren regungslos schattenhaften Gesichtern nicht zu entnehmen.
    Emily sah dies alles und fühlte sich doch, als sei sie an einem anderen Ort. Es spukten so viele Gedanken und Gefühle in ihr, dass sie am liebsten laut geschrien hätte. Das Gespräch mit Aurora auf der Treppe war seltsam gewesen. Sie waren einander nah gewesen und doch wieder nicht. Da waren all die Erinnerungen, die sie teilten, all die Hoffnungen, die das Band zwischen ihnen so stark gemacht hatten. Doch gleichzeitig spürte Emily, dass Aurora glücklich war. Ja, sie wusste, dass es falsch war, ihr dieses Glück zu neiden. Aurora liebte Neil, und Neil liebte Aurora. In ihren Augen sah man es in jedem Augenblick, den sie zusammen waren. Wenn Aurora sprach, dann sang das Glück in ihrer Stimme, und wenn sie Emily berührte, dann streifte ein Teil dieses Glücks auch ihre Haut und ließ sie frösteln. Aurora hatte ihren Platz im Leben gefunden, und darum beneidete Emily sie so sehr, dass jede Sekunde ein Nadelstich in die Nacht ihres Herzens war. Sie wollte bei Adam Stewart sein, und Aurora zeigte ihr, wie viel sie verloren hatte, als sie ihn hatte gehen lassen.
    Doch nein, das war nicht richtig. Schließlich war er derjenige gewesen, der gegangen war. Er hatte nach Paris gehen wollen, um berühmt zu werden. Er hatte sich für die Musik entschieden, und nicht für Emily Laing, so einfach war das alles. Es war Adam Stewart gewesen, der sich entschieden hatte, und nicht sie selbst. Adam hatte sie verlassen, und das war etwas, das sie nie und nimmer würde vergessen können.
    Aurora Fitzrovia und Little Neil Trent waren ein Paar, so wie Emily Laing und Adam Stewart auch eines hätten sein sollen. Sie fühlte sich einsam, und die Gegenwart fremden Glücks tat so weh, dass sie es jedem missgönnte, der sie diesen Schmerz spüren ließ.
    »Sie sind mit den Gedanken ganz woanders«, stellte ich fest, nachdem ich ihr etwas erzählt und keinerlei Reaktion bekommen hatte. »Vermissen Sie ihn so sehr?«
    Emily blinzelte.
    Benommen.
    Antwortete ertappt: »Sie sehen viel.«
    Mehr sagte sie nicht dazu.
    Stand nur da und steckte beide Hände in die Manteltaschen.
    Das Tageslicht fegte die Nacht aus der Hölle, und wie damals, so

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