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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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nicht so an!«, herrschte Emily ihn an.
    Schweigen.
    Lauter, als Emily Stille jemals empfunden hatte.
    Dann, nach einer Weile, ergriff Adam ihre Hand. »Du musst das verstehen, Emmy. Wie oft haben wir schon darüber gesprochen.«
    Sie seufzte. »Ich weiß, dass die Musik dein Leben ist.« Sie musste daran denken, wie sie den Jungen mit dem zerwuschelten Haar und den warmen dunklen Augen in der Metro kennen gelernt hatte. In Cluny La Sorbonne war sie vor einem Kontrolleur geflüchtet, und Adam Stewart, der dort musiziert hatte, war ihr zu Hilfe geeilt, hatte ihr einen Fahrschein in die Hand gedrückt und dem Kontrolleur das Blaue vom Himmel herunter gelogen, um dem jungen Mädchen den Kopf zu retten. Damals hatte er Stücke von Bob Dylan, Bruce Springsteen und Johnny Cash gespielt und sich genauso gegeben wie die mittlerweile ergrauten Helden von einst. Emily hatte sich auf der Stelle in den Jungen verliebt, der sich ihrer angenommen hatte in der fremden Stadt der Lichter. Und Adam Stewart war ihr bis in die Hölle und wieder zurück gefolgt.
    Nach all den traurigen Erlebnissen, die sie die Hölle niemals würden vergessen lassen, waren sie dann nach London zurückgekehrt, und das normale Leben hatte Besitz von ihnen ergriffen. Soweit man von einem normalen Leben sprechen konnte. Emily hatte die Whitehall Schule für höhere Töchter und Söhne verlassen und besuchte nun das Mayfair College in der Duke Street – und Adam Stewart musizierte nach wie vor in den Straßen Londons und den U-Bahnhöfen und den Märkten und Grafschaften, die sich jenseits der Underground erstreckten.
    Emily betrachtete die Hand, die ihre hielt.
    Spürte den festen Griff.
    Dachte an all die schönen Momente, die sie miteinander erlebt hatten während der vergangenen Jahre.
    »Wenn ich nicht nach Paris gehe, dann werde ich es irgendwann einmal bereuen.«
    Am Ende waren es diese Worte, die eine Entscheidung brachten.
    Jedenfalls für Emily.
    Noch viel später würde sie sich an diese Worte erinnern.
    Ein einziger Satz nur, der ein Königreich zerstörte.
    »Wenn ich nicht nach Paris gehe, dann werde ich es irgendwann einmal bereuen.«
    Voller Wut zog sie ihre Hand zurück. »Du wirst es bereuen, wenn du nach Paris gehst!« Sie selbst, das war ihr klar, bereute seine Entscheidung schon jetzt und fragte sich, warum sie die Entschlossenheit in seinen Augen nicht schon früher bemerkt hatte. Vermutlich hatte er dem Le Chat Noir bereits zugesagt und einen Vertrag unterzeichnet. Warum also diese Farce? Vom ersten Moment an hatte sie gewusst, dass Adam gehen würde. Hatte geahnt, dass sie nichts daran würde ändern können, und befürchtet, dass sie es dennoch versuchen würde.
    »Du wirst also in London bleiben.« Es war Adam, der die Worte in Stein meißelte.
    »Ja, das werde ich. Hier bin ich daheim.«
    Dann schwiegen sie.
    Grabesstill.
    »Wirst du mir schreiben?«, fragte Emily schließlich und wusste nicht einmal, ob sie das überhaupt wollte.
    »Das werde ich.«
    Adam umarmte sie.
    Zärtlich.
    Drückte sie an sich, ganz fest, ganz fest.
    Emily jedoch blieb einfach stehen, wo sie stand, und erwiderte seine Umarmung nur halbherzig. Und bevor Adam ihr etwas zuflüstern konnte, hatte sie die Umarmung bereits wieder gelöst. »Sag jetzt nichts«, bat sie ihn, und als er ihr einen Kuss auf die Wange geben wollte, da drehte sie ihr Gesicht weg und begann die Bücherkiste, die neben der Kasse stand, zu leeren. »Ich habe zu tun.«Überaus konzentriert sortierte sie die kürzlich erst gelieferten Bücher zu Stapeln. »Geh einfach.« Die Worte schnürten ihr die Kehle zu. »Verschwinde!« Und ohne ihn anzusehen, flüsterte sie: »Pass auf dich auf.« Für einen Moment nur hob sie den Blick und sah ihm hinterher, wie er sich anschickte, den Raritätenladen zu verlassen.
    An der Tür drehte Adam sich noch einmal zu ihr um, und Emily dachte, dass er sich kaum verändert hatte seit ihrer ersten Begegnung. Nur die Entschlossenheit in seinen Augen war etwas, was sie vorher noch nie dort erblickt hatte.
    Trotzdem.
    Er sah nicht glücklich aus.
    Nicht an diesem Tag.
    Einfach nur zerwuschelt und traurig und irgendwie verloren.
    »Adam?«
    »Ja?«
    »Versprich mir, dass du auf dich aufpasst.«
    »Das werde ich.«
    Emily wollte noch etwas sagen, aber die Worte blieben ihr im Hals stecken.
    Adam drehte sich um.
    Die Tür fiel ins Schloss.
    Und er war fort.
    Es vergingen Augenblicke, bis Emily langsam zur Tür ging, den Riegel vorschob und den alten Raritätenladen

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