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Die Urth der Neuen Sonne

Die Urth der Neuen Sonne

Titel: Die Urth der Neuen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Wolfe
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zu beeindrucken.«
    »Es gibt so viele Welten«, erklärte sie mir. Mit einemmal duckte sie sich und sprang und stieg in die Luft auf wie ein großer blauer Vogel. Obwohl ich selber schon solche Sprünge gemacht hatte, war es seltsam, eine Frau dabei zu beobachten. Ihr Flug trug sie zwei Ellen oder mehr über die Plattform, auf der sie, so könnte man ungelogen sagen, sanft landete.
    Ohne mir nähere Gedanken zu machen, hatte ich mir die Mannschaftsquartiere eng wie das Vorschiff der Samru vorgestellt. Statt dessen nahm das Labyrinth aus großen Kabinen viele Geschosse ein, die sich zu den Gängen um den gemeinsamen Luftschacht öffneten. Gunnie sagte, sie müsse wieder auf Posten gehen, und meinte, ich solle mir eine leere Kabine suchen.
    Schon wollte ich sie darüber aufklären, daß ich bereits eine Kabine besaß, die ich erst vor einer Wache verlassen hatte; die Erklärung lag mir bereits auf der Zunge, aber irgend etwas hielt mich davon ab. Ich nickte und fragte nach der besten Lage, womit ich – was sie verstand – meinte, welche der ihren am nächsten wäre. Sie deutete darauf, und so trennten sich unsre Wege.
    Auf Urth sind die älteren Schlösser durch Kennworte gesperrt. Meine Prunkkabine hatte ein sprechendes Schloß, und obwohl die Luken keine Wörter brauchten und auch die Tür nicht, die Sidero aufgestoßen hatte, waren die olivgrünen Türen dieser Quartiere mit derartigen Schlössern ausgestattet. Die beiden ersten, denen ich mich näherte, eröffneten mir, daß die Kabine, über die sie wachten, besetzt sei. Es handelte sich wohl um wirklich alte Mechanismen; mir fiel auf, daß ein Persönlichkeitszerfall eingesetzt hatte.
    Das dritte Schloß forderte mich zum Eintreten auf mit den Worten: »Welch schöne Kabine!«
    Ich erkundigte mich, seit wann denn die schöne Kabine frei sei.
    »Ich weiß nicht, Herr. Seit vielen Reisen.«
    »Nenn mich nicht Herr!« erwiderte ich. »Noch habe ich mich nicht entschlossen, deine Kabine zu nehmen.«
    Es gab keine Antwort. Sicherlich ist die Intelligenz solcher Schlösser stark beschränkt; sonst wären sie vielleicht bestechlich und würden bestimmt bald überschnappen. Nach einem Moment ging die Tür auf. Ich trat ein.
    Es war keine schöne Kabine verglichen mit dem Prunkgemach, aus dem ich kam. Zwei schmale Kojen, ein Schrank und eine Truhe; Waschgelegenheit in der Ecke. Alles war dermaßen dick mit Staub bedeckt, daß ich mir gut vorstellen konnte, wie er in grauen Schwaden durch das Lüftungsgitter strömte, wobei die Schwaden nur für jemanden sichtbar wären, der imstande wäre, die Zeit zu komprimieren, wie das Schiff die Zeit komprimierte; falls jemand etwa ein Leben wie ein Baum hätte, für den ein Jahr ein Tag ist; oder wie der Gyoll, der seit ganzen Weltzeitaltern durch das Tal von Nessus strömt.
    Während ich dies überlegte, was weit mehr Zeit in Anspruch nahm als nun das bloße Niederschreiben, fand ich einen roten Lappen im Schrank, befeuchtete ihn im Waschgefäß und wischte Staub. Als ich sah, daß ich bereits den Truhendeckel und das Stahlgestell der einen Koje gereinigt hatte, wußte ich, daß ich mich, ohne es recht zu merken, zum Bleiben entschlossen hatte. Natürlich wollte ich meine Prunkkabine wiederfinden und mehr dort als hier schlafen.
    Aber ich wollte auch diese Kabine haben. Sollte ich mich langweilen, würde ich mich der Mannschaft anschließen und damit mehr über die Funktionen des Schiffes lernen denn als Passagier.
    Und dann war da noch Gunnie. Ich hielt viele Frauen in den Armen und machte mir nichts vor, was die Zahl anging – man merkt bald, daß die Vereinigung die Liebe verkrüppelt, falls sie sie nicht mehrt –, und ich dachte oft an die arme Valeria; dennoch dürstete es mich nach Gunnies Zuneigung. Als Autarch hatte ich wenige Freunde neben Vater Inire, und Valeria war die einzige Frau. Irgendwie erinnerte mich Gunnies Lächeln an meine glückliche Kindheit mit Thea (wie ich sie noch immer vermisse!) und die lange Reise nach Thrax mit Dorcas. Eine Reise, die ich seinerzeit als Gang in die Verbannung auffaßte, so daß ich jeden Tag weiterhastete. Jetzt wußte ich, daß dies in vielerlei Hinsicht der Sommer meines Lebens gewesen war.
    Ich spülte den Lappen wieder aus, den ich schon mehrmals – wie oft wußte ich freilich nicht – ausgespült hatte. Als ich mich nach der nächsten staubigen Oberfläche umsah, merkte ich, daß ich alle abgestaubt hatte.
    Die Matratze erforderte größeren Aufwand, aber irgendwie mußte

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