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Die Urth der Neuen Sonne

Die Urth der Neuen Sonne

Titel: Die Urth der Neuen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Wolfe
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einmal in Thrax beinahe verbrannt hätte bei lebendigem Leibe. Schon erwartete ich, daß es sich aufbäume und sein flammendes Herz auftue.
    Das tat es nicht, wie ich nicht feuerte, bis es zu spät war. Einen Moment verharrten wir regungslos; dann floh es rumpelnd und hopsend über die Kisten und Kästen wie ein tollpatschiger Welpe auf der Jagd nach dem munteren Knäuel, der er ist. Aus dem gemeinen Instinkt, den jeder besitzt, nämlich zu töten, was man fürchtet, feuerte ich. Der Strahl – mit tödlichem Potential, obwohl ich ihn ganz klein gestellt hatte zum Verschweißen der Schatulle – schoß durch die Luft und brachte einen massiv wirkenden Rohblock zum Tönen wie einen Gong. Aber das undefinierbare Gebilde war schon mindestens zwei Dutzend Ellen entfernt und im nächsten Moment um eine zum Schutz dick eingepackte Statue verschwunden.
    Jemand rief, und ich glaubte, Gunnies rauhen Alt zu erkennen. Ein Schwirrlaut wie von einem Pfeil, dann ein Schrei aus einer anderen Kehle.
    Das zottige Gebilde kam hopsend zurück, aber diesmal war ich besonnener und schoß nicht. Purn tauchte auf und feuerte sein Caliver ab, das er schwenkte wie eine Vogelflinte. Anstelle des Bolzens, mit dem ich rechnete, verschoß es ein Band, etwas Flexibles und Schnelles, das schwarz wirkte im seltsamen Licht und den Schwirrlaut erzeugte, den ich eben gehört hatte.
    Das schwarze Band traf das zottige Gebilde und schnürte es mit ein, zwei Schleifen zusammen, hatte aber anscheinend keine andere Wirkung. Purn schrie auf und hüpfte wie eine Heuschrecke. Ich war nicht darauf gekommen, daß auch ich in diesem großen Raum springen könnte, wie ich auf Deck gesprungen war. Nun folgte ich seinem Beispiel (weil ich in erster Linie Sidero nicht aus den Augen verlieren wollte, mit dem ich ein Hühnchen zu rupfen hatte) und hätte mir an der Decke fast den Schädel eingeschlagen.
    Während des Flugs jedoch hatte ich einen herrlichen Blick auf den Laderaum unter mir. Da war das zottige Gebilde, das unter der Sonne der Urth wohl gelbbraun gewesen wäre und schwarze Streifen aufwies, aber dennoch mit der Kraft der Verzweiflung umherhopste. Vor meinen Augen wurde es weiter von Sideros Caliver verunstaltet. Da war Purn dicht bei ihm und da waren Idas und Gunnie, wobei letztere sogar schoß, während sie in mächtigen Sätzen auf den Frachtbergen hin und her hüpfte.
    Ich landete bei ihnen, kletterte schwankend aufs gekippte Rohr einer Berg-Carronade und sah das zottige Gebilde erst heranhopsen, als es mir beinahe schon in die Arme lief. Ich sagte ›beinahe‹, weil es doch nicht zu einer Umarmung weder von meiner und schon gar nicht von seiner Seite kam. Nichtsdestoweniger hingen wir aneinander fest – die schwarzen Bänder hafteten ebensogut an meiner Kleidung wie an den schmalen Streifen (weder Fell noch Federn) der zottigen Kreatur.
    Nachdem wir von der Carronade gepurzelt waren, bemerkte ich bald eine weitere Eigenschaft der Bänder: wenn gedehnt, zogen sie sich noch enger zusammen, und das mit großer Kraft. Als ich mich zappelnd befreien wollte, war ich bald fester verschnürt denn je, was Gunnie und Purn ungemein belustigte.
    Sidero verschnürte das Gebilde mit weiteren Bändern und trug Gunnie auf, mich zu befreien, die daraufhin mit ihrem Dolch meine Fesseln durchschnitt.
    »Danke«, sagte ich.
    »Kommt immer wieder vor«, meinte sie. »Ich wurde mal so an einen Korb geheftet. Mach dir nichts draus.«
    Schon trugen Purn und Idas, von Sidero angeführt, die Kreatur weg.
    Ich stand auf. »Ich fürchte, ich bin es nicht mehr gewohnt, verlacht zu werden.«
    »Warst es mal? Siehst nicht so aus.«
    »Als Lehrling. Alle haben die jüngeren Lehrlinge ausgelacht, besonders die älteren.«
    Gunnie hob die Schulter. »Die Hälfte von allem, was man tut, ist komisch, wenn man’s recht bedenkt. Wie das Schlafen mit offenem Mund. Wenn man Quartiermeister ist, lacht keiner. Wenn nicht, stopft einem der beste Freund Staubflusen in den Mund. Versuch nicht, sie abzuziehen.«
    Die schwarzen Bänder hatten sich mit dem Flor meines samtenen Hemds verklebt, und ich versuchte, sie abzureißen. »Ich sollte ein Messer haben«, sagte ich.
    »Hast du denn keins?« Sie sah mich mitleidsvoll an; ihre Augen waren groß, dunkel und sanft wie die einer Kuh. »Aber ein Messer sollte jeder haben.«
    »Früher trug ich ein Schwert«, sagte ich. »Aber später nur mehr bei feierlichen Anlässen. Als ich meine Kabine verließ, hielt ich meine Pistole für mehr als

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