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Die Urth der Neuen Sonne

Die Urth der Neuen Sonne

Titel: Die Urth der Neuen Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gene Wolfe
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wäre.
    »Recht viel mehr gibt es nicht zu erzählen. Ich hatte Geld mit heimgebracht in einem seidenen Gurt, den ich drüben hatte anfertigen lassen, und ich bekam mehr Geld, als die Karavelle mich ausbezahlte. Auf Raten kaufte ich mir das Boot hier, und da bin ich nun. Aber noch beherrsche ich ein paar Brocken der xanthischen Zunge, und es gehen mir mehr über die Lippen, wenn ich jemanden so reden höre. Oder würden, wenn wir mehr Wasser und ein bißchen mehr zu essen hätten.«
    Ich erwiderte: »Dieses Meer hat zahlreiche Inseln. Ich sah einmal eine Karte im Hypotherm Classis.«
    Er nickte. »Ein paar Hundert werden’s sein und viele mehr, die auf keiner Karte stehen, die ich je gesehen habe. Man möchte meinen, ein Schiff könne nicht sämtliche davon verpassen, was aber möglich ist. Wenn man nicht besonderes Glück hat, kann man direkt zwischen den Inseln durchfahren, ohne sie zu bemerken. Viel hängt davon ab, ob es Tag oder Nacht ist, und noch viel mehr kommt es darauf an, wie hoch der Ausguck steht – ob in der Grostenge einer Karacke oder im Bug meiner Nußschale.«
    Ich hob die Schultern. »Wir können nur hoffen.«
    »Sprach der Frosch, als er den Storch sah. Aber seine Kehle war trocken, so daß er das Wort nicht ganz herausbrachte.«
    Eata betrachtete nun mich anstatt des Meeres. »Severian, weißt du, was mit dir passiert ist? Auch wenn du nur ein Traum der Cacogens bist?«
    »Ja«, entgegnete ich. »Aber ich bin kein Phantom. Und wenn doch, so ist das nicht mir, sondern dem Hierogrammat Tzadkiel zuzuschreiben.«
    »Dann erzähl mir, was dir passiert ist, genau wie ich dir erzählt habe, was ich erlebt habe.«
    »Gut, aber zuvor habe ich noch eine Frage an dich. Was geschah hier auf Urth nach meinem Weggang?«
    Eata setzte sich auf einen Kasten, von wo er zu mir aufschauen konnte, ohne den Kopf schief halten zu müssen. »Stimmt«, meinte er. »Du bist hinausgesegelt, um die Neue Sonne zu bringen, nicht wahr? Hast sie denn gefunden?«
    »Ja und nein. Ich erzähle dir alles, sobald du mir sagst, was auf Urth geschehen ist.«
    »Was dich vermutlich interessiert, davon weiß ich nicht viel.« Er rieb sich das Kinn. »Überhaupt bin ich mir nicht recht sicher, was wann passiert ist. Als ich mit Maxellindis zusammen war, warst du die ganze Zeit über Autarch, obwohl du, wie es hieß, meist abwesend warst und gegen die Ascier kämpftest. Als ich dann von den Xanthischen Ländern zurückkehrte, warst du weg.«
    Ich sagte: »Wenn du dort zwei Jahre gelebt hast, so mußt du acht Jahre mit Maxellindis zusammengewesen sein.«
    »Das könnte hinkommen. Vier oder fünf Jahre mit ihr und ihrem Onkel und hernach zwei oder drei mit ihr allein auf dem Boot. Jedenfalls war deine Autarchin nun Autarch. Es gab Gerede, weil sie eine Frau war, weil ihr angeblich die Sprachgewalt fehlte.
    Als ich mein ausländisches Gold gegen Chrysos eintauschte, war auf manchen dein und auf andern ihr Bild oder zumindest ein Frauenkopf. Sie heiratete Dux Caesidius. Es gab ein großes Fest in der ganzen Iubar-Straße und Fleisch und Wein für alle. Ich betrank mich und kam erst nach drei Tagen heim zum Boot. Angeblich war es eine günstige Heirat – sie konnte im Haus Absolut bleiben und sich ums Gemeinwohl kümmern, während er sich die Ascier vornahm.«
    »Ich kann mich an ihn erinnern«, sagte ich. »Er war ein guter Führer.« Es gab mir ein komisches Gefühl, als ich mich an das Falkengesicht erinnerte und mir vorstellte, wie sein grimmiger, griesgrämiger Besitzer bei Valeria lag.
    »Zuweilen hörte man, sie tat es nur, weil er dir ähnlich sah«, berichtete Eata mir. »Aber er sah wohl doch besser aus und war ein bißchen größer.«
    Ich dachte nach. Er wird sicher besser ausgesehen haben als ich mit meinem Narbengesicht. Andrerseits schätzte ich Caesidius etwas kleiner als mich, obwohl sich freilich jeder am größten wähnt, vor dem alle andern knien.
    »Schließlich starb er«, fuhr Eata fort. »Das war letztes Jahr.«
    »Soso.«
    Lange stand ich mit dem Rücken zum Schandeckel und überlegte. Der steigende Mond, der nun fast über mir prunkte, warf den Schatten des Mastes wie eine schwarze Schranke zwischen ihn und mich. Eata auf der andern Seite klang eigentümlich jugendlich. »Was ist nun mit der Neuen Sonne, Severian? Du hast mir versprochen, alles darüber zu erzählen.«
    Ich begann, aber als ich gerade schilderte, wie ich auf Idas eingestochen hatte, sah ich, daß Eata schlief.
     

 
Die versunkene Stadt
     
    Ich

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