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Die Vagabundin

Die Vagabundin

Titel: Die Vagabundin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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raus. Den Taglohn werd ich einbehalten, aber einen fünften Teil leg ich zurück, für deine Mitgift. Und jetzt macht euch fertig für den Kirchgang, aber gschwind.»
    Mitgift! Ans Verheiraten dachte ihr Stiefvater jetzt auch schon!Nur mit Mühe konnte Eva die Tränen zurückhalten. Wenigstens würde sie den heutigen Tag mit Josefina verbringen.

2
    Eva stand mit Niklas und ihrem Stiefvater in der milden Aprilsonne vor Sankt Gertraud, abseits der anderen. Längst waren sie zum alten Glauben, zur Heiligen Kirche Roms, übergetreten, zu diesen «papistischen Götzenanbetern», diesen «römischen Bluthunden», wie ihr Vater heimlich geschimpft hatte. Als Büttel in einer katholischen Bischofsstadt war ihm nichts anderes übriggeblieben, und Eva verstand ohnehin nicht so recht die Unterschiede zwischen dem alten Glauben und dem «lauteren Evangelium» der neuen Lehre. Selbst die Predigten wurden bei den Altgläubigen neuerdings zum Großteil in deutscher Sprache gehalten, grad so wie früher im protestantischen Glatz.
    Suchend spähte Eva zwischen den Kirchgängern hindurch, die jetzt nach dem Gottesdienst müßig und in losen Gruppen herumstanden. Aber statt ihrer Schwester erschien Bomeranz, der alte Nachtwächter – massig und fett wie ein Mastschwein und der Einzige, der sich in der Öffentlichkeit zu ihnen gesellte. Kein Wunder, war er doch grad so ein Geschmähter wie sie.
    Gallus Barbierer begrüßte seinen Vetter mit einem derben Schlag gegen die Schulter.
    «Na, Bomeranz, alter Katzbalger – endlich ausgeschlafen?»
    «Ja mei – du schaust auch nicht grad aus, als hättst viel geschlafen.» Der Nachtwächter grinste, wodurch sein schwammiges Gesicht noch breiter wirkte. «Übrigens warn ich dich hiermit: Wenn du schon nach der zehnten Stunde heimwärts torkeln musst, dann mach’s irgendwie leis. Ich kann nicht jedes Mal ein Aug zudrücken.»
    Er sah sich suchend um. «Wo ist eigentlich euer Goldschatzl, die Josefina?»
    «Wenn du etwa nur wegen der hier bist – die Josefina schlag dir gleich mal aus dem Kopf! Das Madl ist zu Besserem bestimmt, so wie Gott die geschaffen hat.»
    «Mir tät ja auch deine Jüngste gefallen – wenn die nur ein bisserl mehr Speck am Arsch hätte. Ah – da kommt ja eure Schöne.»
    Niklas hatte Josefina ebenfalls entdeckt und warf sich ihr in die Arme.
    «Entschuldigt bitte, dass ich so spät bin. Mein Dienstherr hatte nach dem Kirchgang noch was mit mir zu besprechen.»
    «Jessesmaria, wie du daherredst! Grad wie die Herrschaften selber!» Ihr Vater schnaubte, doch sein Blick schweifte voller Bewunderung über die Gestalt seiner hübschen Stieftochter. «Jetzt komm erst mal her und lass dich begrüßen, meine liebe Tochter.»
    Er zog sie an sich und tätschelte ihr dabei den Nacken. Wie immer, wenn Josefina von ihm umarmt wurde, drehte sie sich von ihm weg, als hätte er Aussatz. Eva entging nicht das ärgerliche Zucken um seine Mundwinkel.
    Dafür breitete nun Bomeranz die Arme aus.
    «Und was ist mit deinem lieben Oheim? Krieg ich wenigstens ein Busserl?»
    Ihre Schwester verdrehte die Augen, und Eva war sich sicher, dass sie beide dasselbe dachten: Diese alten Männer waren doch alle aus dem gleichen Holz geschnitzt.
    «Na, was ist? Ich lad euch Madln dann auch zu einem Krug Bier in den
Rappen
ein.»
    Nur das nicht, dachte Eva. Wenn die beiden Männer zusammen waren, ging es nur noch um Geld und Weiber, über die sie so verächtlich herzogen, dass es ein Graus war, dabeizusitzen.Viel lieber wäre sie an diesem schönen Tag mit Josefina allein gewesen, wagte indessen nicht, diesen Gedanken auch nur auszusprechen.
    Zu Evas Erstaunen wandte sich Josefina jetzt an den Vater und sagte mit fester Stimme: «Wir können ja nachkommen, Eva, Niklas und ich. Ich will jetzt lieber in die Sonne raus.»
    Woher nahm ihre Schwester diesen Mut? Gallus Barbierer sah sie nicht minder verdutzt an, und Eva fürchtete schon ein Donnerwetter. Stattdessen räusperte er sich und nuschelte nur: «Dann eben bis später.»
    Sie beeilten sich, aus der Stadt zu kommen, im Laufschritt fast, als ob ihr Vater sie im letzten Moment doch noch zurückhalten könnte. Am Innufer zog Josefina einen Ball unter dem Rock hervor. «Hier, Niklas. Hat mir die Haustochter für dich geschenkt.»
    Niklas blasses Gesicht begann zu strahlen.
    «Herrgottsakra!»
    «He, wenn du fluchst, nehm ich ihn dir gleich wieder weg. Und jetzt lauf.»
    Glücklich schlenderte Eva mit ihrer Schwester über den sonnigen Uferweg,

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