Die Vampir-Polizei
Dunkeln. Längst hatten sie ihre Lampe ausgeschaltet. Sie kamen und wollten nicht gehört werden. Wie Geister…
Die dritte Etage unterschied sich insofern von den anderen, als daß es einen Raum gab, der noch durch eine Tür versperrt war. Auf leisen Sohlen schlichen die Cops hin, nickten sich zu, und einer von ihnen hob sein Bein.
Er rammte den Fuß vor.
Der schwere Stiefel krachte gegen das Holz. Die Tür hielt der Wucht des Trittes nicht stand. Sie wurde aus ihrer Verankerung gerissen, splitterte, fiel in den Raum hinein, so daß der Aufschlag durch das Haus dröhnte wie ein Kanonenschuß.
Die Cops kümmerten sich nicht darum. Hatten sie sich bisher nur sehr langsam bewegt, wurden sie auf einmal schnell. Nach rechts und links tauchten sie weg, die hellen Lanzen ihrer eingeschalteten Lampen stachen von zwei verschiedenen Seiten her in den Raum und trafen das Ziel, auf das es den beiden ankam.
Es war ein Mann, der auf dem Boden lag und sich in eine alte Decke eingewickelt hatte.
Vielleicht hatte er geschlafen, möglicherweise tat er auch nur so. Jedenfalls bewegte er sich ziemlich langsam, als er sich auf die Seite rollte und den Kopf anhob.
Er schaute ins Lampenlicht, schützte dann die Augen vor der Helligkeit mit einer Hand und wirkte verschlafen.
Die beiden Cops standen da wie Säulen. Für den Erwachten mußte es nicht gerade angenehm sein, aus einer liegenden Stellung an den Männern hochzuschauen.
Sie waren die Angstbringer, die Angstmacher, und der Penner kroch aus seiner Decke. Die Cops ließen ihn.
Als er die schmutzige Wand erreichte, setzte er sich und versuchte zu reden, brachte aber kein Wort hervor. Nur ein pfeifender Atemzug drang über seine Lippen.
»Du bist Losch, das Schwein!« sagte einer der Cops.
»Nein, nein…«
»Heißt du nicht Bernie Losch?«
»Ja, schon, aber…«
»Also doch.« Diesmal hatte der andere gesprochen. »Und du weißt auch, weshalb wir gekommen sind?«
Der Mann am Boden wischte zitternd mit der Handfläche über sein Gesicht. Er schwitzte plötzlich. Seine Blicke suchten nach einem Ausweg, aber es gab nur die Chance, durch die Tür zu verschwinden, und die hatten die beiden Cops verbaut.
»Zu dir wollen wir!« hörte Losch das Flüstern.
»Na und?« Er fand endlich die Kraft, sich zu erheben. An der rauhen Wand schob er sich in die Höhe. Er blieb so stehen, daß die Cops sein Profil sahen.
»Du hast uns verraten!«
»Ich?« Losch kiekste. »Wie… wie käme ich dazu, euch zu verraten, verdammt? Ich habe mit euch nichts zu tun!«
»Das dachten wir auch!« Sie kamen näher. »Und… und was wollt ihr?«
Bernies Stimme bekam einen Unterton von Panik. »Dich holen!«
Bernie lachte gequält. »Holen? Mich? Ich will aber nicht weg. Ich hasse Gitter!«
»Du kommst nicht hinter Gitter!«
»Sondern?«
»Es ist ein anderes Reich, in das wir dich schaffen. Du warst eben zu neugierig. Die Nacht ist unsere Zeit. Du weißt selbst, daß wir in der Nacht unterwegs sind. Hast du nicht einmal von einer Vampir-Polizei gesprochen? Von Cops, die Blut trinken?«
»Ja, ja…« Bernie schabte mit beiden Handflächen über die Wand. Die rauhen Geräusche schienen ihn noch nervöser zu machen, als er tatsächlich schon war.
Die Cops hatten ihre Lampen gesenkt und leuchteten den Fußboden ab. Das Zimmer war bis auf einen alten Rucksack, der Bernie gehörte, leer. Er lag dicht neben einer zweiten Tür, die zu einer anderen Wohnung oder einer Abstellkammer führte. Da konnte er auch nicht fliehen, denn einer der beiden Polizisten baute sich vor der Tür auf. Bernie befand sich in der Klemme.
Und er wurde in den nächsten Sekunden mit der grausamen Wahrheit konfrontiert.
Die Eindringlinge schoben ihre Mützen in den Nacken. Ihre Gesichter zeichneten sich deutlich vom blassen Licht der Scheinwerfer ab.
Sie wirkten kalt, kantig und scharf geschnitten. Gefühle spiegelten sich dort nicht wider.
Schmallippig waren die Münder, die sich plötzlich öffneten. Sie zogen die Lippen zurück und grinsten wie Wölfe.
Aus den Oberkiefern wuchsen ihnen dolchartige Zähne. Die Cops waren — Vampire!
***
In ihren Augen lag eine glitzernde Kälte. Sie schauten das Opfer an, sezierten es mit gefühllosen Blicken. Bernie wurde den Eindruck nicht los, als hätte es ihnen besonders seine Schlagader angetan, die sich unter der dünnen Haut des Halses abzeichnete.
Dahin würden sie beißen — und saugen!
»Wir haben dich, Bernie! Und wir hassen Verräter, hast du verstanden? Verräter
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