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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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Professor klatschte in die Hände und befahl den Fliegern, ihr Saufgelage zu beenden. Zur Zähmung der Piloten, die jegliche Beherrschung vermissen ließen, hielten die Diener Zungenspatel mit Holzgriffen bereit. Die Berührung mit dem Silberblatt ist so schmerzhaft, dass sie einem Vampir den roten Durst schlagartig austreibt.
    Kräftige Hände richteten mich auf. Ich war fügsam wie eine zerbrochene Puppe. General Karnstein hatte mich bemerkt. Mit spitzem Finger ritzte er sein Handgelenk und hob sein Blut an meine Lippen wie Wasser an den Mund eines Verwundeten. Da ich nicht schlucken konnte, flößte er mir seinen Saft behutsam ein. Sein Geblüt ist rein und stark, und doch vergingen Stunden, bis ich wieder ganz bei Kräften war.
    Ich hob den Blick und betrachtete den Baron. Er kehrte mir den Rücken zu, und ich sah die Rötung meines Blutes in seinem ausrasierten Nacken. Dann verlor ich die Besinnung.
    In jener Nacht fand Meinsters Flieger den Tod. Murnaus Kopf verwandelte sich in einen riesenhaften Rattenschädel. Knochen brachen durch seine Haut. Tags darauf wurden wir aus dem Château entlassen, wir hatten unsere Schuldigkeit getan. Mehr kann
ich Ihnen nicht sagen. Eines dürfen Sie niemals vergessen, denn es ist der eigentliche Kern meiner Geschichte: Er hat sie geformt, er hat ihnen sein Blut vererbt, er hat sie zu dem gemacht, was sie sind.«
     
    Beauregard musste sie gebeten haben, sich präziser auszudrücken.
     
    »Ich spreche von Dracula. Er ist der Direktor des Fliegenden Zirkus, und der Rrote Baron ist seine Hauptattraktion.«

13
Dr. Moreau und Mr. West
    O bgleich die Grabenroste verbogen und verzogen waren, lief es sich auf ihnen besser als im Schlamm. Die oberste Schicht war gefroren, doch tiefe Fußstapfen ließen erkennen, dass andere bis zu den Knien im zähen Matsch versunken waren.
    »Wir bekommen hier nicht allzu viele Zivilisten zu Gesicht«, sagte Lieutenant Templar, ein ansehnlicher Neugeborener, mit spöttisch hochgezogener Augenbraue. »Die Blaublüter ziehen es vor, ihre Kriege von bequemen Lehnsesseln im Boodle’s aus zu führen.«
    »Ich verkehre nicht im Boodle’s Club «, gab Beauregard zurück, während er auf seine Schritte achtete.
    »Nichts für ungut. Es braucht Mumm, sich aus freien Stücken so weit vorzuwagen.«
    »Da haben Sie Recht. Aber ich fürchte, ich muss Sie enttäuschen. Ich bin nämlich keineswegs aus freien Stücken hier.«

    »Umso schlimmer.«
    Der Versorgungsgraben war zehn Fuß tief. Die Fugen zwischen den zur Befestigung der Wände dienenden Sandsäcken waren mit gefrorenem Schlamm verputzt.
    Ein Geschoss verfehlte die Linie, segelte in ziemlicher Höhe über sie hinweg und detonierte etwa hundert Yards entfernt auf einem mit Harschklumpen übersäten Feld. Erde regnete zu Boden. Templar schüttelte sich wie ein Hund und stand in eine Staubwolke gehüllt. Beauregard wischte über die Schultern seines Astrachan-Mantels.
    »Ein Ratsch-Bumm«, meinte der Lieutenant. »Tückische Biester. Der Fritz deckt uns schon seit einer ganzen Woche mit den kleinen Teufeln ein. Vermutlich will er den Graben einebnen und uns so den Weg abschneiden.«
    Durch den Versorgungsgraben gelangten Material und Männer an die Front. Wenn er eingeschossen wurde, musste die Blockierung umgehend beseitigt werden.
    Eine zweite Granate ratschte vorüber und riss mit lautem Bumm ein Loch in das geschundene Feld.
    »Dem Fritz scheint das Zielwasser ausgegangen zu sein. Zweimal geschossen, zweimal daneben.«
    Beauregard hob den Blick. Der frühabendliche Himmel war grau und mit windgepeitschten Erdkrumen gefleckt, die mit dem Rauch herübertrieben. In den tief hängenden Wolken erkannte er die undeutlichen Umrisse eines Flugzeugschwarms.
    »Wenn diese Flattermaxen dem Hunnen Meldung machen, werden uns die deutschen Kanoniere im Handumdrehen mit ihren Granaten den Kopf rasieren. Das wird alles andere als angenehm.«
    Zu Beginn des Krieges hatte ein Reporter in der Times eine ähnliche Situation beschrieben und die Moral an der Heimatfront mit einem Bild putzmunterer Tommies aufgebessert, die,
in der Gewissheit, dass die feindlichen Kanonen durchweg ihre Stellungen verfehlten, fröhlich Kapriolen schlugen. Eifrige Leser in Berlin setzten die deutsche Artillerie davon in Kenntnis, die daraufhin ihre Zielvorrichtungen justierte - mit verheerendem Ergebnis. Inzwischen war der Journalismus strengen Regeln unterworfen. Wohlmeinende Tölpel richteten mit ihren chauvinistischen Windbeuteleien weitaus

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