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Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig

Titel: Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lewis Harris
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bei Ochs und Esel groß?
    Fumio Chen tippte mir mit einer zusammengerollten Zeitung an den Hinterkopf. »Das ist die Sunny Hill Biene von letztem Monat«, sagte er. »Larch ist auf Seite drei.«
    Es gab nur vier Seiten.
    Der Unterricht begann, und ich legte die Zeitung beiseite. Unglaublich, aber wahr: Dumloch war noch langweiliger als am Vortag! Wie schaffte es ein einziger Mensch, die Welt geschichte komplett langweilig zu machen? Mathe war etwas besser - und die Lehrerin, Mrs Fry, hatte eindeutig ein Glasauge. Sie blinzelte, doch die braune Murmel bewegte sich nie. Der Sportunterricht war, wie er stets sein wird: unerträglich. Meine Beine sind einfach zu weiß, um sie zur Schau zu stellen - Superbeine, aber einfach zu weiß. Und muss ich wirklich im Sportunterricht schwitzen? Direkt vor dem Mittagessen? Außerdem dürfte unter Ärzten doch wohl Einigkeit darüber herrschen, dass Sit-ups für das Rückgrat alles andere als optimal sind. Leider war Coach Cooper (die nach Zigaretten stinkt) in diese Erkenntnisse nicht eingeweiht. Außerdem
wirkte sie völlig desinteressiert an allem, was ich zu diesem Thema beizusteuern hatte.
    Das Mittagessen konnte gar nicht schnell genug kommen.
    Diesmal hatte ich Waldfruchtsaft, Himbeermarmelade auf Weißbrot, Wassermelonenstücke und zwei rote Lakritzstangen dabei. Ich setzte mich an einen der langen Kantinentische und stieß einen Strohhalm in die Saftpackung. Dann entrollte ich die Schulzeitung, die Fumio mir in der ersten Stunde gegeben hatte. Neben mir knallte Dwight Foote sein Essenstablett auf den Tisch und ließ sich schwerfällig auf die Bank fallen. Dabei stieß er mir mit dem Ellbogen an den Unterarm, und Waldfruchtsaft kleckerte über mein Handgelenk. Ich verkniff mir einen Fluch und zog ein finsteres Gesicht.
    »Was gibt’s, Svetlana?« Er lächelte träge hinter seiner dicken Brille hervor. Blinzel. Blinzel.
    Ich rückte ein Stück von ihm ab. »Hast du schon mal davon gehört, dass man seinen Mitmenschen nicht zu nah auf die Pelle rücken soll, Foote? Oder legst du es darauf an, dich bei mir unbeliebt zu machen?«
    »Das soll wohl ein Witz sein? Bei dir kann man sich ja nur unbeliebt machen. Ich glaube, du bist asozial oder so.«
    »Deine Meinung wäre mir um einiges wichtiger,
wenn ich mir nicht die Makkaroni in deinem Mund ansehen müsste, während du sie zum Besten gibst.«
    Er schloss die Lippen und kaute schlecht gelaunt weiter.
    »Ich weiß dein Bemühen zu schätzen«, teilte ich ihm mit.
    Die Tische füllten sich, weil nun alle ihr Essen holten und sich setzten. Wandtransparente bejubelten den Sieg der Sunny Hill Spartans. Ein Plakat warb für das Frühlingsfest am Wochenende. Mr Dumloch watschelte mit einem Lunchpaket durch die Kantine und verschwand durch eine Schwingtür mit der Aufschrift Lehrerbereich. Drei Tische weiter erspähte ich den blonden Hinterkopf von Sandy Cross zwischen ihren Trabanten Marsha und Madison.
    Ich konzentrierte mich wieder auf die Schulzeitung und entdeckte den Bericht über Miss Larch. Auf einem unscharfen Schwarzweißfoto stand sie vor der Schule neben dem Fahnenmast. Die Überschrift lautete: »Sunny Hill heißt Miss Larch willkommen.« Darunter standen der Name Fumio Chen und zwei Absätze, in denen es hieß, dass Larch begeistert darüber war, nun zur Sunny-Hill-Schule zu gehören, und sich ungemein auf die Zusammenarbeit mit den anderen Lehrern und den Schülern freute. Chens knallharte Enthüllungsstory verriet nicht nur ihr Lieblingsessen und den Namen ihres Hundes, sondern
deckte auch auf, dass ihr Sternzeichen die Fische waren. Tolle Arbeit, Fumio! Als ich mich dem Ende des Berichts näherte, kribbelte es mir elektrisch das Rückgrat herunter, und mir stieg der Geruch von verdorbenem Essen in die Nase. Ich sah auf.
    »Das ist keine gute Aufnahme von mir, was?«, flüsterte Miss Larch, langte über meine Schulter und tippte mit einem langen roten Fingernagel auf die Seite. »Hättest du kein besseres Foto nehmen können, Dwight?«, fragte sie.
    Neben mir druckste Dwight Foote: »Es war ein gutes Bild; es ließ sich nur nicht gut drucken.« Diesmal hatte er den Mund voll Hähnchenfleisch.
    »Iss bitte mit geschlossenem Mund, Dwight«, mahnte Larch.
    Dann beugte sie sich so weit herunter, dass sie nur noch Zentimeter von mir entfernt war, und blies mir ihren nach Kirschbonbon riechenden Atem ins Gesicht. »Interessiert dich diese Geschichte, Svetlana?« Sie nahm die Hand von der Zeitung und legte sie mir auf die

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