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Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig

Titel: Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lewis Harris
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des Wassers in den verputzten Röhren und den Flügelschlägen der Motten am Fenster. Anscheinend entging mir nicht der kleinste Laut. Ich vergrub den Kopf im Kissen, um die Geräusche nicht mehr zu hören, die einst so leise und nun betäubend laut waren, doch das half nichts.
    Meine Mutter machte sich Sorgen, denn ich sah ständig müde aus. Unter meinen Augen bildeten sich
schwarze Ringe. Ich verlor den Appetit. Zu essen machte mir keine Freude mehr. Die früher heiß geliebten Bananen schmeckten nun furchtbar. Brokkoli hatte ich immer schlimm gefunden, aber nun fand ich ihn noch schlimmer. Ich verabscheute Karottenkuchen, ich hasste heiße Schokolade, und Orangensaft brachte mich auf die Palme. Ich konnte Zitronenschnitten, Blaubeeren und grüne Erbsen nicht ausstehen. Sogar bei Fürst-Pückler-Eis musste ich würgen (jedenfalls bei Schoko; Erdbeer aß ich gern, und Vanille war mir egal). Und gegen Spaghetti, Lasagne, Ravioli und andere Nudeln hatte ich auch nichts, sofern sie in Tomatensoße schwammen. Auch gegen ein innen blutiges Steak mit jeder Menge Ketchup war nichts einzuwenden. Oder gegen Rotkohleintopf, rote Bohnen mit Reis oder einen Roten Schnapper mit roter Paprikasoße und einer Prise Paprikapulver. Oder eigentlich gegen alles Rote.
    Also aß ich rotes Essen und fühlte mich besser.
    Und dann fing ich an, unterm Bett zu schlafen.
    Du hältst das vermutlich für unbequem, aber ich schlief wie ein Baby. Jeden Abend, wenn ich mit dem Lesen fertig war, schaltete ich das Licht aus, kroch mit der Decke unters Bett und schlief den Schlaf der Toten. Oder der Untoten. Es war, als fiele ich in ein Koma, in dem meine seit Kurzem so hochempfindlichen Sinne endlich zur Ruhe kamen.

    Bis letzte Nacht.
    Nun warf ich mich wieder im Bett herum, glaubte diesmal aber, dass Miss Larch mich mit ihren roten, albtraumhaften Fingernägeln würgte. Als der Wecker morgens klingelte, fuhr ich aus einem unruhigen Schlaf und knallte mit dem Kopf gegen den Holzrahmen unterm Bett. »Gute Güte«, brummte ich und rieb mir die Beule, die mir bereits an der Stirn schwoll. Kein berauschender Einstieg in den Tag.
    »Und ich soll dich heute wirklich nicht wieder zur Schule bringen?«, fragte Dad und sah von den Sportergebnissen in der Zeitung auf.
    »Mit dem Rad sind es doch nur zehn Minuten«, beruhigte ich ihn. Ich hatte beschlossen zu strampeln.
    Mom war schon aus dem Haus, um an der High-School als Vertretungslehrerin zu arbeiten, und Dad würde auch gleich fahren, um zu tun, was Systemanalytiker in der Wirtschaft so tun. Ich aß meinen Erdbeerjoghurt auf, nahm Brotdose und Schultasche und holte mein Rad aus der Garage.
    Die Sonne war gerade über den Dächern der Cherry Street aufgegangen. Ich glitt aus der Einfahrt und fuhr langsam am Nachbarhaus vorbei. Lange Schatten krummer Bäume fielen in den Vorgarten und kletterten am Backsteinhaus der Knochenlady hoch, deren schwarze Vorhänge zugezogen waren. Bewegte sich einer am Eckfenster im ersten Stock? Silberne
Buchstaben auf dem schwarzen Briefkasten verkündeten: Lenora Bones.
    Plötzlich quietschte es hinter mir, grelles Klingeln erschreckte mich, und klappernd rasten drei Räder vorbei und hätten mich fast umgefahren. Ich schwankte auf meinem Rad, verlor das Gleichgewicht und musste mich mit dem Fuß abstützen, um nicht zu stürzen. Diese Trottel!
    Sandy Cross und ihr Gefolge radelten johlend und kreischend weiter. »Los, Stephanie!«, riefen sie. »Los, du Trantüte, sonst kommst du zu spät!«
    Idiotinnen! Die Trampolinexzesse hatten ihnen das Vogelhirn anscheinend völlig durchgerührt. Langsam fuhr ich ihren kleiner werdenden Gestalten nach und sah mich dabei ein letztes Mal zum Haus der Knochenlady um. Am Eckfenster war der schwarze Vorhang etwas beiseite gezogen, als spähte jemand aus dem Dunkel hervor.
    Ich erreichte die Schule ein paar Minuten zu früh. Als ich in Mr Dumlochs Unterricht hinter Sandy Cross saß, musste ich mich schwer beherrschen, um ihr nicht in die blonde Mähne zu greifen und ihr einen Schlag aufs Ohr zu verpassen.
    Der Gestank von Dumpy Dumlochs Parfüm besserte meine Laune nicht. Der Lehrer wälzte sich hinter seinem Schreibtisch, ging mit dem Finger die Liste durch und rief die Schüler auf. »Dwight Foote?«

    »Hier«, sagte Foote und ließ die Antwort in ein Gähnen übergehen. Der Mund öffnete sich zu einer Höhle mitten in seinem Riesengesicht. Ob es ihm zu anstrengend war, sich eine Hand vor den Schlund zu halten? Wurden diese Kinder denn

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