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Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig

Titel: Die Vampirin - Lieber untot als todlangweilig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lewis Harris
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damit alle anderen. Ich wollte zuschlagen, wollte sie stoppen. Sie war ein Ungeheuer, abscheulich und schändlich und... wunderschön.
    Ihre Haut war schneeweiß und makellos, und rabenschwarzes Haar umgab ihr perfekt geschnittenes Gesicht wie ein glänzendes Kissen. Ihr schlanker Hals, ihre zarten Finger und langen Beine waren so wohlproportioniert wie die einer Göttin. Ein glattes Kleid hüllte ihren Supermodelkörper in seidiges Schwarz. Ihre Lippen waren voll und rot. Ein Puls schlug in ihrer leuchtenden Kehle, doch ihr Herz nährte sich von gestohlenem Blut. Ihr Mund war fleckig, als hätte sie Brombeeren gegessen, doch
das hatte sie ganz sicher nicht. Auf dem Nachttisch stand ein Wasserglas, das am Boden ganz schwarz war. Schwarz von geronnenem Blut.
    Es durchschauerte mich.
    Foote schlotterte neben mir und gaffte Larchs bluttrunkenen Körper an. Ich schob meinen Holzpfahl wieder in den Gürtel und zeigte auf den Pfahl, den er umklammert hielt.
    Seine Miene fragte: Was?
    Ich stieß den Zeigefinger an seinen Pfahl und tippte mir dann an die Brust.
    Wieder kam nur: Was?
    Nicht zu fassen!
    Ich tippte mir an die Brust, zeigte dann auf Larchs Brust, ergriff den Holzhammer mit beiden Händen und holte mächtig aus. Foote trat einen Schritt zurück. Ich warf ihm einen wütenden Blick zu und bleckte die Zähne. »Tu es!«, befahl ich ihm lautlos, gab mir alle Mühe, ihn durch blanke Willensanstrengung in Bewegung zu setzen, und war bereit, ihm einen Schlag mit dem Holzhammer zu verpassen, falls er mir nicht gehorchte.
    Er streckte den Pfahl aus. Das spitze Ende bebte in seinen schlotternden Händen. Auch seine Schultern zitterten. Wie seine Lippen. Und die Knie. Und die angstgeweiteten Augen blinzel-blinzel-blinzelten hinter der Brille. Gespiegeltes Kerzenlicht tanzte in ihren
dicken Gläsern. Er hielt den Pfahl über Larch, und die tödliche Spitze zitterte nur Zentimeter über ihrer linken Brusthälfte.
    Grr...
    Sein Vater war Kardiologe, und dieser dämliche Foote wusste nicht mal, wo sich das Herz befand! Ich hätte ihm den Holzhammer am liebsten auf den Holzkopf geknallt. »Weiter rüber«, flüsterte ich.
    Foote runzelte die Stirn, bemerkte seinen Fehler und hielt den Pfahl so, dass er genau auf die Brustmitte zielte.
    Oha.
    Ich schluckte. Mit aller Gewalt müsste ich zuschlagen, um ihr den Pfahl durchs Brustbein zu hämmern. Würde mir das gelingen? Und was, wenn ich danebenschlug? Der Holzhammer lastete schwer wie Stein in meinen schweißnassen Händen. Ich konzentrierte mich auf den zitternden Pfahl, doch er verschwamm, und ich kniff kurz die Augen zu. Larchs Gesicht trieb unter mir wie eine weiße Maske. Die Kerze spuckte schwache Flammen. Der Puls an Larchs Hals pochte im Rhythmus ihres Herzschlags.
    Bumm-bumm.
    Bumm-bumm.
    Bumm-bumm.
    »Mach schon«, quengelte Foote.

    Aber ich konnte es nicht. Meine Arme waren zu Wackelpudding geworden, und meine Willenskraft hatte sich aufgelöst. Der Holzhammer bebte in meinen Händen. Stahlhart war ich gewesen, nun aber gummiweich. Ich wollte zerschmelzen wie die Kerze, die spuckend ihren Geist aufgab.
    Tu es!, rief ich innerlich und befahl mir zu handeln.
    Ich hob den Hammer höher.
    TU ES!
    Die Tür auf der anderen Seite des Flurs öffnete sich mit einem Klicken, und plötzlich stand Mr Dumloch im Pyjama da. Der fette, schreckliche Kerl füllte die Tür aus und kratzte sich gähnend. Zum Zuschlagen bereit, stand ich über Larch gebeugt reglos da. Foote schluckte schuldbewusst und zog fast verlegen den Pfahl weg. Dumloch schaute von seinem Kratzen auf und war erst erschrocken, dann verwirrt. Dann kam er brüllend und mit wabbelndem Fett auf uns zugestürmt.
    Foote wich schreiend zurück und fuchtelte mit dem Pfahl vor sich herum.
    Auf dem Bett klappten Larchs strahlend grüne Augen auf. Svetlana! Ihre Stimme blühte in meinem Kopf auf. Was für eine Überraschung!
    Ich riss den Hammer hoch, doch es war zu spät. Ihre Krallenfinger schlossen sich um mein Handgelenk und drückten so fest zu wie stählerne Tentakel. Der Hammer
entglitt mir und krachte zu Boden. Sie drehte mir den Arm mit roher Gewalt um und zwang mich so in die Knie. Meine Wange presste sich in den Teppich. Sie verdrehte mir den Arm noch weiter. Ich glaubte für einen Moment, die Schulter würde aus dem Gelenk springen. Der Schmerz war reißend - wie ein elektrischer Schlag, der durch den ganzen Arm fuhr.
    Dumloch hatte Foote in den Schwitzkasten genommen, und meinem Komplizen fiel der Pfahl aus der

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