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Die Vampirjaegerin - Till the End of Time

Die Vampirjaegerin - Till the End of Time

Titel: Die Vampirjaegerin - Till the End of Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Hellwich
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war, ließ er den Schlauch fallen, bewegte sich, ohne Sayura aus den Augen zu verlieren, auf die Nische zu, um ihr schließlich ein Handtuch zuzuwerfen. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, tauschten sie Handtuch gegen ein Bündel Kleidung. Dies bestand aus einer dünnen Stoffhose sowie langärmligem Oberteil in Grau und einem Paar weißer dünnhäutiger Schuhe aus einer Art dickerer Plastikfolie.
    „Los, komm her!“, befahl der Mann, nachdem Sayura angezogen war. Wieder griff er sie grob am Arm und zerrte sie in den nächsten Raum. Hier befanden sich zwei weitere Männer und eine Liege, wie man sie in jedem Operationssaal finden konnte. Sayura wich reflexartig zurück und entwischte dem Griff des Mannes. Sie verließ den Raum und rannte auf die Ausgangstür zu. Alles, was sie je in ihrer Ausbildung über Stressbewältigung, Angst­management und Kampf gelernt hatte, war verloren gegangen, vergessen. Das Monster Angst in ihr hatte all das verschlungen. Sie hämmerte mit ihren Armen gegen die Tür und schrie laut um Hilfe. Sie kreischte, weinte und rief abermals panisch nach Hilfe.
    Plötzlich griffen sie mehrere Hände und rissen sie weg von der Tür. Sie strampelte, trat und schlug um sich. Einer der Männer verlor nach kurzer Zeit die Geduld und schlug Sayura mit der Faust ins Gesicht. Sie sah bunte Blitze vor ihren Augen und gab ihren Widerstand auf.
    Sie weinte laut und stotternd, als sie auf der grünen Liege in dem weißen Raum an Armen und Beinen festgeschnallt wurde.
    Als der dritte der Männer ihr nun mit einer unverhältnismäßig großen Einstichnadel einen peripheren Venenzugang in ihrer linken Ellenbeuge legte, hielt ihr Körper dieser enormen Angstsituation nicht mehr stand. Ihr Gesicht schmerzte. Sie wurde ohnmächtig. Noch nie kam sie sich einsamer, verletzlicher und gedemütigter vor als in diesem letzten Moment, den sie noch bewusst erlebte.

    Zur selben Zeit irrte jener Vampir, dem die Flucht gelungen war, ziellos in der Nacht umher. Er war nun ein Vampir. Das, was einst menschlich in ihm gewesen war, versuchte zu begreifen, was geschehen war, und stieß an seine Grenzen. Tagsüber versteckte er sich im Abwasserkanal. Er kannte nur die Gerüchte um den Mythos Vampir; für den Fall, dass sie wahr waren, wollte er nicht durch die Sonne unter Schmerzen verbrannt werden. Diese Menschen aus diesem widerwärtigen Labor hatten ihm viele Dinge über seine neuen Kräfte erklärt, nicht aber, wie er mit diesem neuen Dasein allein und auf sich gestellt leben konnte. Was sollte er jetzt tun? Sollte er zu seinen Eltern gehen und um Hilfe bitten? War das zu gefährlich für ihn oder gar für sie? Vielleicht warteten jene Entführer bereits dort auf ihn. Er sollte seine Eltern nicht unnötig gefährden. Sollte er zu Francesca gehen, seiner Freundin? Nein. Er kannte sie gerade einmal drei Wochen, sie waren bisher noch nicht einmal über die sexuelle Ebene ihrer Beziehung hinausgekommen. Nach Hause gehen konnte und wollte er nicht, schließlich hatten sie ihn genau vor seiner Haustür feige von hinten überfallen, betäubt und ihn dann mit diesem Wesen in einen Raum gesperrt. Als diese Kreatur ihre Zähne in seinen Hals schlug, war das zwar ein unbeschreiblich großer Schmerz, jedoch nichts im Vergleich zu dem des Sterbens seines Körpers. Alles in ihm blieb stehen. Alles verkrampfte. Jedes Organ, jede Zelle hauchte ihr Leben aus. Sein Leben.
    Als das tote Blut aus der offenen Schlagader des Vampirs seinen Mund benetzte, war das wie ein Trost. Er verschlang so viel davon, wie er konnte. Er wollte leben, egal wie. Von diesem Moment an bekam er alle zwei bis drei Tage kalte Blutkonserven zu trinken, die diesen brutalen Hunger, dieses suchtähnliche Bedürfnis nach Blut zumindest ansatzweise stillten. Es schmeckte widerlich, aber er spürte, wie es sein Leben verlängerte. Und dann war dieses Mädchen, das angab, Vampirjägerin zu sein, bewusstlos in seine Zelle geworfen worden. So verrückt all das war – sie war der Beweis, dass er all das wirklich erlebte, dass der Mythos Vampir wirklich existierte. Seine neuen vampirischen Sinne hatten sich überschlagen: Er hörte Sayuras Herzschlag, das Rauschen ihres Blutes, roch ihren Geruch und konnte ihre Gedanken lesen, und irgendetwas an ihr nahm ihm plötzlich seine Angst.
    Und nun war er hier, im Abwasserkanal seiner Geburtsstadt, und obwohl er bis zu den Knien in dieser widerwärtigen Brühe aus Wasser, Urin und Kot stand, fror er nicht. Überhaupt fror er kaum noch,

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