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Die Vampirjaegerin - Till the End of Time

Die Vampirjaegerin - Till the End of Time

Titel: Die Vampirjaegerin - Till the End of Time Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Hellwich
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Realität und Traum verflochten sich zu einem Gewirr an Bildern aus Tod, Verderben und Hoffnung; Hoffnung darauf, frei zu sein.
    Sayura wurde aber auch schwächer. Sie lag zumeist nur noch auf dem Boden und schlief. Die Rattenbisse, die Kälte und der Hunger störten sie jetzt nicht mehr. Sie hatte keine Kraft, sie hatte nicht einmal mehr Gedanken in ihrem Kopf. Sie wusste in ihren seltenen klaren Phasen nur, dass sie bald sterben würde.
    In diesem Nebel registrierte sie irgendwann, dass ihr plötzlich kein Blut mehr abgenommen wurde, sondern dass sie irgendetwas gespritzt bekam. Die eitrige Flexüle wurde entfernt, ebenso wie die schwere Halsfessel. Jemand wusch sie. Die Rattenangriffe hörten ebenfalls auf. Angst hatte sie keine mehr. Sie hoffte vielmehr darauf, dass sie ihr etwas spritzen würden, was sie erlösen würde, wenn es hier schon keinen Ausweg gab.
    Aber sie starb nicht.
    Entgegen ihrer Annahme kam sie zu Kräften. Sie schlief noch immer viel, aber sie war am Leben. Sie fragte sich oft, ob dieser Kreislauf aus Aderlass bis zur Erschöpfung und medizinisch unterstütztem körperlichem Wiederaufbau nun andauern würde, bis die Entführer genug von ihr hatten. Sie wollte nicht jahrelang hier gefangen sein, nicht jahrelang zwischen Leben und Tod pendeln müssen, nur weil es ihren Entführern eben gefiel. Das war Folter. Sie machte sich nicht die Mühe, jemanden zu befragen, erhielt sie doch ohnehin keine Antworten. Sie wünschte, dieser Vampir wäre hier und würde diesen Figuren einfach den Garaus machen. Schon wieder hoffte sie auf die Hilfe eines Vampirs! Ausgerechnet sie, die seit Jahren Hunderte von Vampiren vernichtet hatte. Lächerlich!

    Endlich hatte er sie gefunden. Nein! Sie hatte ihn gefunden. In letzter Sekunde. Er hatte Hunger, war beherrscht von dem Gedanken nach Blut, griff Menschen bei Nacht an, trank winzige Schlucke und verschwand wieder in der schützenden Dunkelheit. Er war ausgemergelt. Seine Moral hielt ihn noch davon ab, Menschen auf diese Art zu töten. Er wollte jedoch mehr, sich einmal richtig satt trinken, keine niederen Tiere mehr als Ersatz auslutschen. Er hatte bereits im Versuchslabor gelernt, Tiere zu sich zu rufen. Sie liefen wie hypnotisiert auf ihn zu, er musste sie nur noch greifen und leer trinken. Diese Eigenschaft machte er sich vor allem im Park zunutze: Ratten, Hase, Füchse, Frösche – alles, was in einem Stadtpark keucht und fleucht. Obwohl er es theoretisch gelernt hatte, gelang es ihm nicht, Menschen auf diese Art zu sich zu rufen. Dafür fehlte ihm offenbar noch die Erfahrung – oder er hatte einfach einen wichtigen Schritt vergessen.
    Warmes Tierblut war um einiges angenehmer als das kalte Menschenblut aus den Blutkonserven, die er während seiner Gefangenschaft erhalten hatte. Auch wenn Tierblut schlicht nach Dreck schmeckte, war es zumindest warm. Als er seine Zähne dann erstmals in eine Frau geschlagen hatte, erlebte er beinah einen orgiastischen Zustand. Ihr Blut war warm und seidig, mit ihm rann Leben seine Kehle hinunter und erwärmte seinen Körper. Er konnte ihre Gedanken und ihren Herzschlag spüren, es war fantastisch. Ihre Angst zu trinken und in sich aufzunehmen, war machtvoll. Dennoch ermahnte ihn etwas in seinem Inneren, diese junge Frau, die bei Nacht ohnehin unsicher durch die Straßen gehuscht war, am Leben zu lassen. Es war das eine, jenen maskierten Mann mittels Genickbruch zu töten, aber dieses Mädchen umzubringen, brachte er nicht über sich. Er wusste, dass auch dies nur noch eine Frage der Zeit sein würde. Aber seit er von dieser jungen Frau getrunken hatte, bekam er den menschlichen Geschmack des Blutes nicht mehr aus seinem Sinn. Bei dem Gedanken daran, nun wieder Tierblut trinken zu müssen, wurde ihm übel.
    Mit den Worten: „Durch dein auffälliges Verhalten lässt du uns noch alle auffliegen, du Stümper!“, hatte sich Lena ihm genähert – eine Vampirin, die einen kleinen eigenen Clan anführte. Lena war seine Rettung. Sie konnte ihm zeigen, was er war. Und sie hatte vom ersten Augenblick an Interesse an diesem Rohdiamanten von Vampir gehabt, hatte sie ihn schließlich bereits eine Weile beobachtet. Er war neu in der Gegend und, vermutlich ohne es selbst zu wissen, auf eine Art charismatisch und anziehend, wie sie es zuletzt vor 300 Jahren bei ihrem vampirischen Erzeuger gesehen hatte. Dieser junge Vampir brauchte dringend Hilfe, wollte er in dieser Welt überleben; und sie würde ihm diese Hilfe, wenn auch nicht ganz

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