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Die Vampirjaegerin

Die Vampirjaegerin

Titel: Die Vampirjaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelia Atwater-Rhodes
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Mein Vater tat das gerne.« Er fasste sich rasch, doch seine Stimme klang immer noch scharf, als er weitersprach: »Er verkaufte mich für weniger als eine Flasche Whiskey an Jeshickah. Ich hätte mich gegen ihn wehren können – ich war damals zwanzig Jahre alt und hatte auf unserem Grund und Boden genauso viel Macht wie er –, doch ich war froh wegzukommen.«
    Er wandte sich von Turquoise ab, mit Bewegungen so geschmeidig und zornig wie die eines ruhelosen Tieres im Käfig.
    »Warum wollte Jeshickah Sie?«, fragte Turquoise. Auch wenn sie diesen unseligen Auftrag so schnell wie möglich hinter sich lassen wollte, war sie doch ehrlich an seiner Geschichte interessiert.
    Jaguar drehte sich zu ihr um und erwiderte: »Warum wollte Daryl dich?«
    »Antworten Sie mir dann auch?« Als Jaguar nickte, erklärte sie so knapp wie möglich: »An meinem achtzehnten Geburtstag nahm mich mein Vater mit nach New York zu einem Musical. Wir kamen erst spät zurück, und mein Vater ging ins Bett, während ich in der Hotellobby blieb, um mir die Leute anzusehen. Ich war naiv. Als Daryl auf mich zukam, nahm ich nichts weiter wahr, als dass er gut aussah und offensichtlich flirten wollte. Wir waren in einem großen Raum mit vielen Leuten. Keine Gefahr. Ich erkannte nicht, was er war – ich wusste nicht einmal, dass es Vampire gibt –, bevor er mich biss.«
    »Daryls Familie ist physisch schwach«, erläuterte Jaguar. »Aber wenn einer von ihnen in dein Bewusstsein eindringt, denkst du nicht einmal mehr daran, dich zu wehren. Gegenüber einem ungeschützten menschlichen Geist brauchte er nicht stark zu sein.«
    Turquoise hob eine Augenbraue. »Offensichtlich musste er das doch.« Schnell schloss sie ihre Geschichte. »Vielleicht war er aber auch nur unvorsichtig. Auf jeden Fall ist es ihm nicht gelungen, meinen Geist zu beeinflussen. Ich habe mich gegen ihn gewehrt, ihm mein Wasserglas an die Schläfe gehauen und ihn getreten...«
    Sie erinnerte sich an diese Szene gerne, lieber als an die nächste: »Auf jeden Fall habe ich genug Aufhebens gemacht, dass die Leute aufmerksam wurden. Er musste mich loslassen ... zumindest für den Augenblick.«

    Jaguar nickte. Er konnte sich den Rest denken, wenn auch nicht in allen Einzelheiten. Daryl tötete seine Opfer meist nicht, aber er verlor auch nicht gerne eines. Hätte Catherine sich nicht gewehrt, wäre ihr Kontakt mit der Welt der Vampire auf diese eine Nacht beschränkt geblieben. Doch da sie sich ihm widersetzt hatte, war Daryl umso fester entschlossen, seinen Anspruch auf sie durchzusetzen.
    »Daryl hasst dich zu sehr, um dich freiwillig gehen zu lassen«, stellte Jaguar fest,
    »und selbst bei seinem Temperament hätte er dich nicht ernsthaft verletzt, wenn er nicht vorhatte, dich umzubringen. Trotzdem bist du irgendwie entkommen und eine Jägerin geworden. Wie?«
    »Ich habe mich gegen ihn gewehrt. Ich kam heraus und schloss mich Bruja an«, antwortete Turquoise ausweichend und in einem Ton, der andeutete, dass das Thema für sie beendet war. Eine der Bedingungen, die Nathaniel für seine Hilfe gestellt hatte, war, dass sie über seinen Anteil an ihrer Flucht Schweigen bewahrte.
    »Was ist mit meiner Frage?«
    »Jeshickahs Sklavenausbilder müssen schön, intelligent und völlig skrupellos sein und über das verfügen, was sie den Ausbilderinstinkt nennt – den Instinkt, eine Person zu beobachten, ihre Schwächen ausfindig zu machen und sie zu zerstören.« Er hielt inne und fügte hinzu: »Ich hatte mich als fähig erwiesen.
    Außerdem kam hinzu, dass Jeshickah Formwandlerblut mochte.«
    Er äußerte diese Worte ebenso emotionslos wie Ravyn, als sie den Geschmack ihres Meisters an Exoten beschrieb. Turquoise fragte sich, ob sie ihre eigenen Erfahrungen als Sklavin jemals ebenso gleichmütig würde schildern können.
    Und sie erkannte, wie tief die Wurzeln von Jeshickahs Besitzanspruch reichten.
    Die Jahre nicht mitgezählt, bevor sein Vater ihn verkauft hatte – ein sehr kleiner Teil seines langen Lebens –, war Jaguar nie frei gewesen.
    Schönheit und Intelligenz, das konnte sie in Jaguar immer noch erkennen. Nicht aber die Skrupellosigkeit. »Was hat sich geändert?«, fragte sie.
    »Hundert Jahre ohne Jeshickah«, antwortete Jaguar. Er sprach langsam und wählte seine Worte mit Bedacht. »Als Midnight abbrannte, überlebte eine meiner Sklavinnen. Sie gehörte mir, seit sie vier Jahre alt war. Ich hatte sie bei einem meiner vielen Versuche, Jeshickah zu ärgern, gekauft, denn

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