Die Vampirjaegerin
durcheinanderbringen.
Aber ihn zurückzulassen, hieße, ihn sterben zu lassen.
Sie nickte kurz.
»Wenn du rauskommst, empfehle ich dir, dich zu verstecken, bis Jeshickah weg ist. Sie wird ein Riesenspektakel veranstalten.«
Turquoise lächelte angestrengt.
Er zögerte und sie sah Furcht, Verlangen, Sehnsucht und jede Menge Bedauern in seinem Gesicht.
»Ich bezweifle, dass du je in meine Welt zurückkehren möchtest, selbst wenn Jeshickah weg ist. Aber hättest du etwas dagegen, wenn ich dich in deiner Welt besuche?«
Turquoise schluckte und versuchte, den Kloß in ihrem Hals herunterzuschlucken. Jaguar hatte ihr Leben bereits genug durcheinandergebracht.
Eric würde es noch komplizierter machen. Es war nicht gut, länger als nötig mit einem Vampir in Verbindung zu bleiben.
»Ich werde eine Weile verschwinden«, antwortete sie. »Wenn ich nicht will, dass du mich findest, wirst du das auch nicht.« Das war ehrlich und gab ihr Zeit zum Nachdenken.
Er akzeptierte die Antwort. »Viel Glück, Audra.« Dann verschwamm die Welt vor ihren Augen und er war verschwunden.
Kapitel 16
Jaguar war kaum verschwunden, als Turquoise sich umwandte, um die Mauer zu untersuchen. An den Natursteinen gab es genug Halt für die Hände, sodass man gut hochklettern konnte. Es würde einfach sein, die Mauer zu überwinden.
Zögernd drehte sie sich zu Eric um. Er war vierzehn, ein Kind noch, egal was er bereits erlebt hatte. Er brauchte eine Familie; stattdessen hatte er Midnight. Er brauchte einen Vater; stattdessen hatte er Jaguar, der derart in seine Machtspiele verstrickt war, dass er sich kaum selbst helfen konnte.
Sie wurde sentimental und das war gefährlich. Es war Zeit, Midnight zu verlassen, solange sie noch konnte.
»Willst du mit mir kommen?«, fragte sie, obwohl ein letzter Funken Klarsichtigkeit ihr von ihrem Angebot abriet und die Alarmglocken schrillen ließ.
Eric nickte.
»Es wird hart werden«, warnte sie ihn. »Ich kann nicht gut auf andere Leute aufpassen.« Plötzlich sah sie Daryl vor sich, wie er Tommy niederschlug. Sie versuchte, das Bild abzuschütteln, aber es wollte nicht verschwinden.
»Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen«, versicherte Eric ihr.
Bitte macht, dass ich nicht zulasse, dass ihm etwas passiert, betete Turquoise zu allen möglichen höheren Mächten.
»Wir klettern über die Rückwand. Bleib oben möglichst geduckt. Kannst du überhaupt klettern?«
Eric nickte.
Turquoise half dem Jungen hoch und wartete, bis er an den rauen Steinen sicheren Halt gefunden hatte, bevor sie ihm folgte. Um sich nicht scharf als Silhouetten gegen den Himmel abzuzeichnen, blieben sie auf dem Dach geduckt und liefen schnell zur Rückseite.
Hier war die Mauer glatt und bot keine Möglichkeit hinunterzuklettern.
Nirgendwo war eine Wache zu sehen, als Turquoise sich am Rand festhielt und so weit wie möglich hinunterließ, bevor sie ihren Griff löste und sprang. Sie streckte die Hände aus, um Eric zu helfen, der es ihr gleichtat.
In dem Moment, als Eric hinabfiel, nahm sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr, verwischte Farben – einen Puma. Sie sah, wie er seine Muskeln zum Sprung anspannte.
Als sie Eric hinter sich und aus der Sprungrichtung der Katze schob, verlor sie selbst das Gleichgewicht, sodass sie rückwärts in den Kies fiel, als das Wesen sie erreichte. Sie sah Sterne und fühlte, wie die Krallen ihre Haut ritzten.
Zu ihrem Glück zögerte der Wächter. Turquoise gehörte zu Midnight und der Puma wollte ihr keine bleibenden Schäden zufügen. Turquoise nutzte den Augenblick, um ein Knie zwischen sich und die Katze zu stemmen und sie mit voller Kraft wegzustoßen, sodass sie ein paar Schritte zurücktaumelte.
Jetzt war Turquoise im Nachteil, denn sie hatte keine Ahnung, wie man sich am effektivsten gegen eine Großkatze wehrt. Am besten erschien es ihr noch, wegzulaufen und sich zu verstecken. Sie glaubte, über das Tor kommen zu können, bevor der Puma ihr folgen konnte, wenn sie ihn nur lange genug aufhalten konnte, dass Eric zuerst flüchten konnte.
»Eric, los, über den Zaun!«, rief sie.
Der Puma versuchte, dem Jungen den Weg abzuschneiden, aber Turquoise sprang das Raubtier an und traf es mit ihrem ganzen Gewicht in die Seite. Es knurrte und wandte sich ihr zu.
Glücklicherweise versuchte der Formwandler nur, sie so lange aufzuhalten, bis sein Meister erschien. Turquoise war dem Wächter dankbar, dass er das Eigentum seines Arbeitgebers nicht verletzen wollte, und
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