Die verbannte Braut (German Edition)
geheiratet hatte und seine neu angetraute Braut allein nach Ravenloft schickte, so zeigte es jedenfalls niemand. Zumindest bisher nicht. Morgen würde sie den Rest der Belegschaft kennenlernen. Dann würde sie ja sehen.
Es klopfte an der Tür.
„Ja bitte!“
Zwei junge Dienstboten betraten mit Eimern in den Händen das Zimmer. Sie füllten das warme Wasser in die große Wanne im Bad und verschwanden wieder. Augenblicklich klopfte es erneut und zwei weitere Bedienstete brachten ihr Gepäck herein. Eine Frau mit einem Tablett folgte ihnen auf dem Fuße.
„Euer Essen, Mylady.“
„Stell es bitte dort auf den Tisch am Fenster“, sagte Eve. „Wie ist dein Name?“
Das Mädchen stellte das Tablett ab, drehte sich zu Eve um und knickste.
„Ellie, Mylady.“
„Danke Ellie. Sorge bitte dafür, dass auch meine Zofe etwas zu Essen erhält.“
„Schon geschehen, Mylady. Habt Ihr noch einen Wunsch?“
„Nein. Das ist alles.“
Ellie nickte und verschwand.
Nachdem die Wanne von den Dienstboten bis zum Rand gefüllt worden war, und sie erneut allein im Zimmer zurückblieb, schlenderte sie ins Bad und steckte vorsichtig einen Finger ins Wasser, um die Temperatur zu prüfen. Wie sie vermutet hatte, war es viel heißer, als sie es bevorzugte und so setzte sie sich erst einmal zu Tisch und aß etwas von dem Stew und trank ein Glas gewürzten Cidre. Danach entkleidete sie sich und stieg in das jetzt angenehm warme Wasser. Mit geschlossenen Augen genoss sie das wunderbare Gefühl des warmen Wassers auf ihrer Haut. Die Wanne war so groß, dass sie sich bequem ausstrecken konnte und sie streckte seufzend die müden Glieder. Zum ersten Mal seit ihrer Entführung fühlte sie sich entspannt und für eine Weile verdrängte sie alle Sorgen.
Als sie am nächsten Morgen die Treppe hinabstieg, um ihr Frühstück einzunehmen, fiel ihr Blick auf eine junge Frau, die in der Eingangshalle die Spiegel polierte. Die Bedienstete hatte in ihrer Arbeit innegehalten und bedachte Eve mit einem Blick so voll von offenkundigem Hass, dass es Eve kalt den Rücken hinunterlief. Sie musste sich zwingen, den Blick nicht abzuwenden und somit ihre Schwäche zu zeigen. Sie setzte eine hochmütige Miene auf und hoffte, dass sie überzeugend genug war und man ihr nicht ansehen konnte, wie unwohl sie sich fühlte.
Als sie am Fuße der Treppe der Frau den Rücken zukehrte, um auf die Tür zum Frühstückszimmer zuzuschreiten, fühlte sie die mörderischen Blicke wie Dolchstöße in ihrem Rücken. Sie fragte sich, warum die junge Frau ihr so einen Hass entgegenbrachte. Sie war froh, die Tür des Frühstückszimmers hinter sich schließen zu können.
Als sie später von Beth im Haus herumgeführt wurde und ihr nach und nach alle Bediensteten vorgestellt wurden, erwartete Eve mit Unbehagen ein erneutes Zusammentreffen mit der Frau, die sie offensichtlich als Feindin betrachtete. Als es schließlich so weit war und Beth ihr die junge Frau als Roana vorstellte, konnte sie nicht umhin, sich über das ungehörige Verhalten der Angestellten zu ärgern. Roana bedachte sie nicht nur mit offenem Missfallen, sie reckte auch noch hochmütig das Kinn und zeigte keinerlei Respekt.
Na warte, dir werde ich schon beikommen
, schwor sich Eve im Stillen.
Als sie weiter gingen und durch einen Seitenausgang ins Freie traten, fasste sich Eve ein Herz und sprach Beth auf die junge Frau an.
„Ich muss gestehen, dass Verhalten von dieser Roana gefällt mir nicht. Ist sie immer so?“
Beth bedachte sie mit einem Blick, den Eve schwer zu deuten wusste. War es Mitleid oder Unbehagen? Vielleicht beides. Die Bedienstete seufzte kaum hörbar, ehe sie antwortete.
„Mylord persönlich hat sie eingestellt. Sie hat einen gewissen Sonderstatus hier im Haushalt. Ehrlich gesagt mag niemand sie hier. Sie arbeitet auch viel weniger als andere Bedienstete. Vielleicht könnten Mylady mit Ihrem Gatten reden, wenn er zurückkehrt. Niemand würde Roana vermissen, das kann ich Euch versichern.“
Eve runzelte die Stirn. Irgendwie gefiel ihr die ganze Sache nicht und ein Verdacht keimte in ihr auf. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte und noch weniger, wie sie Beth auf ihren Verdacht ansprechen könnte. Zu sehr fürchtete sie die Antwort. Also ließ sie es erst einmal auf sich beruhen. Sie konnte nur hoffen, die hochmütige Bedienstete nicht allzu oft zu Gesicht zu bekommen.
„Dann zeige mir jetzt den Küchengarten“, sagte sie schließlich und Beth schien sichtlich
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