Die verbannte Braut (German Edition)
erleichtert, dass das leidige Thema erst einmal vom Tisch war.
***
Eve war jetzt eine Woche auf Ravenloft und konnte sich nicht über mangelnden Komfort oder schlechte Bedienung beschweren. Roana war ihr jedoch nach wie vor ein Dorn im Auge – und im Herzen. Wie sie vermutet hatte, war die aufmüpfige Bedienstete die Geliebte ihres Mannes. Ronan hatte ihr hier eine Stellung im Haus verschafft, da er eine Frau solch niedriger Herkunft nicht offiziell zu seiner Mätresse machen konnte. Sie hatte weder Erziehung, noch Bildung genossen und konnte offenbar außer einem hübschen Gesicht nichts vorweisen. Beth hatte Eve über alles ins Bild gesetzt, nachdem Eve sich endlich getraut hatte, nachzufragen. Im Verlauf der Woche hatte Eve zur Genüge mitbekommen, wie schlecht das Benehmen von Roana war und wie sehr sie von allen hier gehasst wurde. Doch niemand schien etwas unternehmen zu können. Der Lord hatte deutlich gemacht, dass Roana nahezu unantastbar war. Eve hätte Roana am liebsten einfach entlassen, fürchtete jedoch die Konsequenzen, die unweigerlich bei der Rückkehr ihres Gatten dadurch entstehen würden. Er würde ihr eigenmächtiges Handeln in dem speziellen Fall sicher nicht gutheißen.
Seufzend schlenderte Eve durch ihr Zimmer. Sie warf einen Blick aus dem Fenster und seufzte erneut. Es regnete in Strömen und sie konnte nicht aus dem Haus. Gerade jetzt hätte sie gern einen Ausritt unternommen, um für eine Weile alles zu vergessen. Irgendwie musste sie sich vom Grübeln ablenken.
„Wenn ich nur meine Farben und Pinsel hätte“, sagte sie leise. „Und meine Staffelei.“
Eine Idee formte sich in ihrem Kopf. Es war ohnehin an der Zeit, ihre Eltern von ihrer Hochzeit und ihrem Verbleib zu unterrichten. Sie würde ihnen schreiben und sie einladen, nach Ravenloft zu kommen. Sie könnten Eves Malsachen und noch andere, persönliche Dinge mitbringen.
„Das ist es!“, rief sie begeistert aus und setzte sich an ihren Schreibtisch.
Sie nahm ein Blatt Papier, Feder und Tinte zur Hand und begann, ihren Eltern einen Brief zu schreiben.
***
Ronan rollte sich aus dem Bett und streifte einen Morgenmantel über. Er bedachte die beiden nackten Schönheiten in dem breiten Bett mit keinem Blick. Die Nacht mit den beiden heißblütigen Spanierinnen hatte nicht vermocht, sein Verlangen zu stillen. Egal wie oft er gekommen war, die Bilder seines trügerischen Eheweibs waren nicht aus seinem Kopf verschwunden, genauso wenig das Verlangen nach ihrem weichen, perfekten Körper. Nur eine Nacht mit ihr hatte ihn für alle Frauen verdorben. Er war unfähig, seinen Hunger zu sättigen. Vielmehr schien mit jeder Frau, die er nahm, sein Verlangen nach Henrietta größer zu werden. Er hatte gehofft, dass die räumliche Entfernung ihm helfen würde, sie aus seinem Kopf zu bekommen, doch das hatte nicht funktioniert. Also hatte er sich mit unzähligen Frauen vergnügt, in der Hoffnung, seinen Hunger zu stillen. Doch wie es schien, funktionierte auch diese Taktik nicht. Sein Weib war wie eine Sirene, die mit verlockender Stimme nach ihren ahnungslosen Opfern rief. Kein Wunder, dass sein unerfahrener Bruder so tragisch sein Leben beendet hatte. Wenn schon Ronan nicht in der Lage war, dieses Weib aus seinem Kopf zu bekommen, wie erst musste es Jeremiah ergangen sein?
Ronan schlenderte zum Fenster und starrte in die Nacht hinaus. Es war schwül und trotz des offenen Fensters kam kaum Luft in den Raum. Er konnte in der Ferne die Wellen rauschen hören. Es war etwa eine Meile zum Meer. Vielleicht würden ein Spaziergang und ein Bad in den Fluten des Mittelmeeres ihm gut tun. Entschlossen wandte Ronan sich vom Fenster ab und durchquerte den Raum. Seine Kleidung lag über den Boden verstreut. Er klaubte Hose und Hemd zusammen und zog sich hastig an.
Das Wasser vermochte, ebenso wenig wie all die Frauen, die er in den vier Wochen seit seiner Hochzeit gehabt hatte, sein heißes Blut zu kühlen. Erschöpft vom Kampf gegen die Wellen und sein Verlangen, ließ sich Ronan in den Sand fallen. Die Wellen spülten über seine Beine hinweg. Er lag eine Weile mit geschlossenen Augen da und versuchte, an nichts zu denken. Es wollte ihm nicht gelingen. Ohne dass er etwas dagegen tun konnte, wanderten seine Gedanken zu seiner Hochzeitsnacht. Das schlechte Gewissen beim Gedanken daran, wie brutal er sie entjungfert hatte, wurde bald abgelöst von einem verzehrenden Verlangen, als er sich ins Gedächtnis rief, wie
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