Die verbannte Braut (German Edition)
zu verfolgen. Er lenkte seine Aufmerksamkeit auf das Geschehen und seine Umgebung. Vielleicht konnte er doch etwas tun. Irgendetwas! Verdammt!
Die Rufe verstummten und der Priester trat neben den Altar. Ein Kuttenträger brachte dem Priester einen Kelch und einen Dolch. Beide Utensilien reich mit Edelsteinen verziert. Nachdem der Priester den Kelch und den Dolch an sich genommen hatte, trat er hinter den Altar und hielt die beiden Utensilien hoch.
"Seht den heiligen Kelch und den heiligen Dolch. Seht das liebliche Opfer für unseren geliebten Meister. Preist unseren Meister, der in seiner Güte für seine Kinder sorgt. Heil Satan!"
Die Frau auf dem Altar schrie und flehte um Hilfe. Ronan versuchte, sich gegen seine vier Wachen zu wehren, doch erfolglos.
***
Eve beobachtete, wie man Ronan den Sack vom Kopf nahm. Ihr Herz schlug schneller, als sie seinen Anblick in sich aufnahm. Falls sie beide heute sterben würden, dann hatte sie ihn wenigstens noch einmal gesehen. Sie wusste jetzt sicher, dass sie ihn liebte. Vielleicht hatte sie ihn schon von Anfang an geliebt. Sie konnte sich noch gut an diesen ersten Kuss in der Kutsche erinnern. Nie zuvor und niemals danach hatte ein Mann es geschafft, sie so fühlen zu lassen. So sehnsüchtig, so schwach und gleichzeitig so lebendig. Es gab nur eine Erinnerung, die kostbarer war als dieser erste Kuss und das war die letzte Nacht, die sie zusammen verbracht hatten. Die Erkenntnis, dass er ihre Gefühle erwiderte, war so süß, so mächtig. Sie war bereit, mit dieser Erkenntnis zu sterben. Zumindest hatte sie eines in ihrem Leben noch erreichen können. Etwas, was sie lange Zeit nicht für möglich gehalten hatte. Sie hatte die Liebe gefunden. Dieselbe Liebe, die ihre Eltern und Ronans Eltern verband. Für diesen Augenblick erlaubte sie sich, glücklich zu sein. Was auch immer jetzt kommen mochte. Sie war glücklich.
Ronan wandte den Kopf und blickte suchend umher, bis sein Blick sie fand. Ihre Blicke verschmolzen miteinander. Sie sah die Liebe in seinem Blick, aber auch den Schmerz.
Mach dir keine Sorgen um mich, Liebster. Ich stehe das durch. Mit dir.
Als hätte er sie verstanden, nickte er leicht, ehe die Stimme des Priesters seine Aufmerksamkeit auf den Altar richtete.
"Freunde", sagte der Priester. "Wir haben heute ein ganz besonderes Programm. Freut Euch mit mir. Heil Satan!"
"Heil Satan!", erklangen die Rufe der anderen Kuttenträger.
Eve beobachtete mit mulmigem Gefühl wie dem Priester ein Kelch und ein Dolch auf einem roten Kissen gereicht wurden und dieser mit den Utensilien hinter die auf dem Altar liegende Henrietta trat. Sie wollte die Augen schließen, nicht sehen, was da gleich ohne Zweifel geschehen würde, doch sie konnte den Blick nicht abwenden.
"Seht den heiligen Kelch und den heiligen Dolch. Seht das liebliche Opfer für unseren geliebten Meister. Preist unseren Meister, der in seiner Güte für seine Kinder sorgt. Heil Satan!"
Henrietta schrie und flehte um ihr Leben und Eve schloss nun doch die Augen, als sie sah, wie der Dolch auf Henrietta hinabfuhr.
Schreie ertönten und Gesang. Diese Bastarde sangen! Eine junge Frau wurde geschlachtet und diese perversen Schweine sangen!
***
Ronan sah voller Entsetzen, wie der Dolch auf die junge Frau hinabfuhr. Ihre panischen Schreie erfüllten das Gewölbe. Die Kuttenträger fingen an zu singen, ein unheimlicher, monotoner Gesang. Sein Blick glitt hektisch zu Eve. Sie hatte die Augen geschlossen und er war froh darüber. Wenn sie dies hier überleben würden, wäre es schon schwer genug zu verarbeiten. Besser, wenn sie nicht auch noch die Bilder dieses entsetzlichen Mordes vor Augen haben würde.
Angewidert sah Ronan, wie der Priester der Frau die Pulsader aufschnitt und ihr Blut in den Kelch quoll. Er wehrte sich erneut ohne Erfolg. Es war nutzlos und zu spät ohnehin. Gerade verstummten die Schreie der Frau und ihre panisch geweiteten Augen wurden blicklos.
In diesem Moment entstand plötzlich ein Tumult und Ronan wandte sich um. Die Männer von Scotland Yard stürmten das Gewölbe, allen voran sein Freund Marcus. Ronan atmete erleichtert auf.
An der Zeit, mein Freund
, dachte er noch, ehe er plötzlich einen Schmerz in seiner Seite spürte und er erstaunt an sich hinabblickte. Ein Messer steckte in seiner Seite. Dann kam ein Schlag auf seinen Hinterkopf und Schwärze hüllte ihn ein. Dass er hart auf dem Boden aufschlug, spürte er schon nicht mehr. Ebenso wenig hörte er Eves entsetzen
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