Die verbannte Braut (German Edition)
inneren Tumult unter Kontrolle zu bringen. Er musste Ruhe bewahren. Nur wenn er einen kühlen Kopf behielt, konnte er Eve retten.
Hufgeklapper ließ ihn die Straße hinab blicken. Da kam eine Kutsche auf ihn zu und er hatte so eine Ahnung, dass dies seine Eskorte zur Hölle selbst war. Die Kutsche hielt vor ihm und die Tür ging auf. Es war dunkel, so konnte er niemanden im Inneren erkennen, doch die offene Tür war offenkundig genug. Er raffte sich zusammen und stieg in die Kutsche, welche sich augenblicklich wieder in Bewegung setzte.
Ronan wusste, dass ein Mann auf dem Platz gegenübersaß, doch mehr als die schemenhaften Umrisse konnte er nicht erkennen. Ein Vorhang vor dem Fenster verhinderte, dass das Licht der Straßenlaternen seine Begleitung preisgeben könnte. Wer auch immer es war, er sprach kein Wort. Eine dunkle Aura ging von der Person aus. Wenn es nach Ronans Empfinden ginge, hätte es der Teufel selbst sein können.
***
Es war dunkel in der Kutsche und Eve konnte kaum etwas sehen. Henrietta saß ihr gegenüber und schluchzte. Seit Lord Saints sie in dem Büro an den Stuhl gefesselt hatte, hatte sie fast ununterbrochen geweint. Hin und wieder hatte sie versucht, ihren einstigen Geliebten umzustimmen, doch alles, was sie dafür geerntet hatte, waren Schläge gewesen. Das einst makellose Gesicht ihrer Cousine war schließlich geschwollen und blau gewesen. Die Lippe aufgeplatzt und das linke Auge komplett zugeschwollen. Eves Groll hatte sich längst in Mitleid gewandelt. Mochte Henrietta ihr auch vieles angetan haben, zu sehen, wie sie misshandelt wurde, war furchtbar für sie. Sie hatte jedes Mal versucht, Lord Saints davon abzubringen, ihre Cousine weiter zu schlagen, doch er hatte nur gelacht. Sie hatte fest damit gerechnet, er würde sie für ihre Einmischung auch schlagen, doch er schien zumindest im Moment keine Absicht zu haben, ihr wehzutun.
"Henrietta? Hörst du mich? Vie... vielleicht kann Ronan uns retten. Verzweifel nicht", versuchte Eve, ihre Cousine zu beruhigen.
Das Schluchzen verebbte. Einen Moment herrschte Stille, ehe Henriettas hasserfüllte Stimme durch den kleinen Raum der Kutsche schnitt.
"Halt die Klappe, du dumme Gans!
Du
bist doch an allem Schuld. Nur weil du mit deinem hübschen kleinen Arsch vor seiner Nase rumgewackelt hast, will er mich jetzt nicht mehr. Ich
hasse
dich!"
Der offenkundige Hass ihrer Cousine tat weh. Zwar waren sie sich nie besonders nah gewesen, doch trotzdem hatte Eve in Henrietta so etwas wie eine Freundin gesehen. Immerhin waren sie zusammen aufgewachsen. Eve seufzte. Zumindest hatte Henrietta aufgehört zu weinen.
Es war eine lange Fahrt, und als die Kutsche endlich hielt, war Eve müde und erschöpft. Einzig ihre Aufregung hielt sie wach. Die Tür wurde geöffnet und ein maskierter Mann half den beiden Frauen beim Aussteigen. Eve sah, dass sie sich auf einem ländlich gelegenen Anwesen befanden. Sie hatte wegen der langen Fahrt schon vermutet, dass sie London verlassen haben mussten.
"Vorwärts!", drängte der Maskierte.
Er hatte eine Pistole in einer Hand und zog Eve vorwärts mit der anderen.
Henrietta wollte schon davonlaufen, doch ein zweiter Mann erschien und packte sie unsanft am Arm. Henrietta schrie vor Schmerz auf. Schreiend und flehend stolperte sie hinter dem Mann, der sie am Arm hielt, hinterher. Man führte die beiden Frauen um das Haus herum zu einem Kellereingang. Eve verspürte ein beklemmendes Gefühl. Das Gefühl wurde noch stärker, als sie feststellte, dass vom eigentlichen Kellerraum noch eine weitere Treppe in die Tiefe führte und eben diese Treppe drängte der Mann neben ihr sie hinab. Fackeln waren an den Wänden entzündet und warfen unheimliche Schatten. Die Stufen waren steil und schlüpfrig. Hinter ihr zeterte Henrietta noch immer.
Schließlich hatten die Treppen ein Ende und sie gingen einen langen Gang entlang. Rechts und links waren Zellen, die offensichtlich einmal als Kerker gedient hatten, nun zu Eves großer Erleichterung jedoch leer zu sein schienen. Nach einer Abzweigung gelangten sie in einen großen, gewölbeartigen Raum, der von unzähligen Kerzen und Fackeln erleuchtet war.
Kapitel 18
A m Ende des Raumes führten drei große Steinstufen zu einem Podest, auf dem ein großer steinerner Altar stand. Zu Eves Entsetzen diente der Altar offenbar dazu, dass man einen Menschen darauf festschnallen konnte. Auch die dunklen Flecken auf dem Stein ließen nichts Gutes erahnen. Rechts und links vom Altar
Weitere Kostenlose Bücher