Die verbannte Braut (German Edition)
mich selbst von ihren … Qualitäten überzeugen."
Ronan ballte seine Hände zu Fäusten. Der Gedanke, dieser fette, widerliche Kerl könnte sich über Eve hermachen, war fast mehr als er ertragen konnte. Die Versuchung, den Bastard auf der Stelle zu töten war beinahe übermächtig.
"Wir sind da", verkündete der Duke und tatsächlich hielt die Kutsche kurz darauf an.
Die Tür öffnete sich.
"Nach Euch", sagte der Duke und Ronan stieg aus der Kutsche.
Vier Männer erwarteten ihn. Sie fesselten seine Hände auf den Rücken und stülpten ihm einen Sack über den Kopf. Er fragte sich, wozu sie sich die Mühe machten, ihm den Sack überzustülpen, wo er doch ohnehin sterben sollte. Bekanntlich konnten tote Vögel nicht mehr singen.
Man führte ihn, erst über unebenes Terrain, dann kamen sie an Stufen, die ihn so unerwartet trafen, dass er gefallen wäre, wären da nicht seine vier Wachen, die ihn festhielten. Die Stufen waren steil und schlüpfrig. Als sie unten angelangt waren, ging es eine Weile geradeaus, ehe sie plötzlich stehen blieben. Er konnte zwar nichts sehen, doch er war sich sicher, dass sie einen Raum betreten hatten. Es schien heller zu sein und er meinte, leise Stimmen hier und da zu vernehmen. Dann hörte er etwas, was sein Blut in den Adern gefrieren ließ.
"Ronan."
Es war ihre Stimme. Sie war tatsächlich hier. Er wandte unwillkürlich den Kopf in die Richtung, aus der ihre Stimme gekommen war, auch wenn er sie nicht sehen konnte. Es machte ihn fast wahnsinnig, dass er nicht sehen konnte, ob sie in Ordnung war. Hatten diese Bastarde ihr schon etwas angetan? Er spürte, wie erneut Rage in ihm hochkochte, und wehrte sich, doch seine Wachen hielten ihn fest. Es war nutzlos und reine Kraftverschwendung. Er musste seine Kräfte für den richtigen Moment aufheben. Ronan zwang sich, Ruhe zu bewahren.
Als man ihn zum Weitergehen drängte, kam er jedoch nur widerwillig mit. Die vier Männer schleiften ihn vorwärts, bis sie erneut anhielten. Mit einem Ruck wurde der Sack von seinem Kopf gerissen. Automatisch glitt sein Blick zuerst in die Richtung, in der er Eve vermutete, bis er sie fand. Sie war an die Wand, rechts von ihm gekettet.
Er las die Versicherung in ihrem Blick, dass sie ihn liebte und das es ihr gut ging. Er bewunderte ihre Stärke. Er nickte ihr kaum merklich zu, versicherte ihr, dass er bei ihr war. Was immer geschehen mochte. Sie waren zusammen. Ihr Gewand war noch unversehrt. Offenbar hatte man sich noch nicht an ihr vergriffen. Erleichterung machte sich in seinem Inneren breit. Er hoffte nur, dass Scotland Yard nicht zu lange auf sich warten ließ. Wenn seine Eingeweide ihm nichts Falsches erzählten, dann würde es schon bald ungemütlich hier werden. Bei seinem Rundblick war ihm auch die auf den Altar geschnallte, weibliche Person nicht entgangen. Er hoffte, man würde der Frau nichts antun, ehe Hilfe kam. Er hatte nicht den Magen dafür, zuzusehen, wie man eine junge Frau missbrauchte und tötete. Erst recht nicht, wenn er in einer so verdammt hilflosen Position war, wie gerade jetzt.
Der Priester in der weißen Kutte erhob seine beiden Hände und jegliche Gespräche im Raum verstummten. Es ging offenbar los, mit was auch immer hier gleich stattfinden sollte.
Verdammt Marcus. Wo bleibst du. Ich könnte deine Hilfe jetzt wirklich gebrauchen
, dachte er beunruhigt.
"Freunde", erklang die Stimme des Priesters. "Wir haben heute ein ganz besonderes Programm. Freut Euch mit mir. Heil Satan!"
"Heil Satan!", ertönte es von den anderen Kuttenträgern.
Ronan knurrte leise. Er hätte zu gern gewusst, wer alles unter diesen Kutten verborgen war. Sein Blick glitt über die verhüllten Gestalten, doch die Form allein gab die Identität der einzelnen Männer nicht preis. Er hielt es noch nicht einmal für sicher, dass es sich nur um Männer handelte. Einige Personen waren eher klein und zierlich. Der Gedanke, Frauen könnten freiwillig an so etwas teilnehmen, erfüllte ihn mit Unbehagen. Sein Blick kam zurück zu dem Priester und zu der auf dem Steinaltar liegenden Frau. Sie hatte den Kopf zur Seite gewandt und starrte ihn an. Ihre Augen vom Weinen gerötet und voller Furcht.
Er fluchte innerlich. Zwar war er froh, nicht Eve dort oben zu sehen, doch auch das konnte sich noch ändern, sollte nicht bald etwas geschehen. Wo blieben die Männer bloß? Hatten sie die Spur verloren? Was, wenn sie nicht kommen würden? Der Gedanke war zu schrecklich, als dass er sich erlaubte, ihn länger
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