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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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Chinesen in ihrer Meisterdisziplin des Vordrängelns ebenbürtig waren. Mit einer entschuldigenden Geste kam der Polizist zurück und stellte sich neben Marion. Er war ein überaus schüchterner Mann, dem die Aufgabe, Marion zu begleiten, sichtlich unangenehm war.
    Marion nutzte die Wartezeit und betrachtete den imponierenden Museumsbau. Bei ihrem Besuch mit Greg und Jenny war sie so auf die Ausstellung konzentriert gewesen, dass sie das Gebäude kaum beachtet hatte. Das Museum war erst Anfang der neunziger Jahre eröffnet worden, aber die symmetrische Anlage und die geschwungenen Satteldächer ließen es aussehen wie einen Tang-Palast, eines Kaisers würdig. Trotz der gekachelten Fassade war das Museum ein gelungener Bau.
    Nach ein paar Minuten waren die Italiener versorgt und versammelten sich auf dem Vorplatz um ihren Reiseleiter, der ihnen mit Hilfe eines Mikrofons die Verhaltensregeln für die nächste Stunde klarmachte: nichts anfassen, kein Blitzlicht, keine Getränke und immer brav in der Gruppe bleiben. Selbstverständlich hörte niemand zu.
    Marion stellte sich der Kassiererin vor. Kaum hatte sie ihren Namen genannt, trat ein Chinese, der schon eine Weile an der Absperrung gestanden hatte, auf sie zu und begrüßte sie überschwenglich.
    »Fräulein Reu-Ta! Ich freue mich, Sie in unserem schönen Museum willkommen zu heißen.«
    »Direktor Guan?«
    »Vizedirektor, aber nennen Sie mich ruhig Direktor«, sagte er und brach in ein donnerndes Lachen aus. Vizedirektor Guan genoss es offensichtlich, dass sein Vorgesetzter außer Haus war. Der Mann war etwa fünfzig Jahre alt und sehr massig. An seinen fleischigen Fingern trug er mehrere protzige Ringe mit großen, bunten Steinen, und seine Fingernägel waren manikürt. Sein Anzug und die Schuhe sahen teuer aus, ebenso die randlose Brille, die für sein großflächiges Gesicht zu filigran war. Seine exakt geschnittenen Haare waren tiefschwarz, und Marion vermutete, dass er sie hatte färben lassen. Ein selbstgefälliger, eitler Mann. Marion tat es fast leid, dass ausgerechnet er die Jadefigur in Empfang nehmen würde, sobald die Polizei sie freigab.
    »Kommen Sie, kommen Sie«, sagte er eifrig. »Ich bin sehr neugierig, was Sie mir bringen. Der Herr Kommissar hat sich zu dem Thema ausgeschwiegen.«
    Sie setzten sich in Bewegung, und der Polizist folgte ihnen. Stirnrunzelnd sah Vizedirektor Guan ihn an und sprach kurz auf Chinesisch mit ihm.
    »Muss Ihr Aufpasser uns begleiten?« fragte er Marion anschließend. »Ich sehe keinen Grund dazu, und die Uniform könnte die Touristen nervös machen.«
    »Nein. Meinetwegen kann er warten.«
    Nach einem kurzen Wortwechsel kehrte der Polizist zu seinem Auto zurück, während Marion und Vizedirektor Guan den Platz vor dem Hauptgebäude des Museums überquerten. Über eine breite Treppe erreichten sie die gewaltige, von chinesischen Schulklassen und ausländischen Reisegruppen verstopfte Besucherhalle. Vizedirektor Guan führte Marion in den linken Seitenflügel. Sie liefen durch mehrere Ausstellungsräume, bis Guan vor einer unauffälligen Tür innehielt und sie mit einer codierten Karte öffnete. Höflich trat er einen Schritt zurück.
    »Nach Ihnen, Fräulein Reu-Ta.«
    »Danke.«
    Sobald sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, verstummte das Gemurmel der Museumsbesucher, und nur das leise Summen der Heizungsanlage war zu hören. Marion sah einen langen Flur mit vielen Türen hinunter. Einige davon standen offen, aber es war niemand zu sehen. Die Angestellten hatten bereits Feierabend.
    * * *
    Li Yandao hieb ungeduldig auf die Hupe. Es half ihm, Aggressionen abzubauen. Außerdem machten alle anderen Fahrer ihrem Ärger auf dieselbe Art und Weise Luft.
    Der Lärm passte zu Li Yandaos Stimmung. Der Russe war ihm entwischt, Ling wusste höchstwahrscheinlich über die letzte Nacht Bescheid, es war schon nach vier, und Ma Li Huo war längst im Museum. Was für ein Tag.
    Der Verkehr auf der Zhuque Dajie war völlig zum Erliegen gekommen. Der Fahrer des Wagens vor ihm stieg aus und spähte die Straße hinauf. Li Yandao ließ das Seitenfenster runter.
    »Was ist da los?«
    »Ein Unfall. Ich kann Sirenen hören. Mann, ich hab’s eilig!«
    »Nicht nur du«, sagte Li Yandao. Bis zum Museum waren es höchstens noch zwei Kilometer, und er saß fest. Auf den Fahrradweg konnte er wegen eines Gitters nicht ausweichen, und die nächste Seitenstraße war unerreichbar weit entfernt. Nachdem er eine Weile lang vor sich hin geschimpft

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