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Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition)

Titel: Die verborgene Botschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steffanie Burow
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Polizeiauto stand auf der Rampe vor dem Hoteleingang. Ein uniformierter junger Polizist hielt ihr höflich die Autotür auf. Marion lehnte sich entspannt zurück. Die ganze verrückte Geschichte würde in weniger als einer Stunde zu Ende sein.
    * * *
    Li Yandao schob sein Handy in die Tasche zurück und beugte sich zu dem Mann auf dem Vordersitz.
    »Konzentrieren Sie sich, Mann! Wo ist der verdammte Fahrradladen?«
    Liu Xinrongs Kopf pendelte von rechts nach links und wieder zurück. Wo war der verdammte Fahrradladen, die verdammte Straße? Sie mussten gleich zu Beginn falsch abgebogen sein, und er hatte den Fahrer immer tiefer in das Gewirr des Viertels dirigiert. Seine Ehre als Taxifahrer stand auf dem Spiel, aber er war so durcheinander, dass sich in seinem Kopf alles drehte. Als sie um eine weitere Ecke bogen, erinnerte Liu Xinrong sich endlich.
    »Dort! Sehen Sie den kleinen Gemüsestand an der Ecke? Biegen Sie rechts ab, das ist die richtige Straße.«
    Der Fahrer lenkte den Zivilwagen viel zu schnell in die enge Gasse und wich einer entgegenkommenden jungen Frau aus, die eine riesige karierte Tasche auf ihrem Fahrrad balancierte. Dabei hätte er beinahe einen flauschigen weißen Schoßhund überfahren. Aus einem der Häuser eilte eine robuste Mitvierzigerin auf die Straße und ergriff den verängstigten Hund. Die geballte Faust schüttelnd, den kläffenden Köter unterm Arm, zeterte sie dem Auto hinterher und konnte sich gerade noch vor dem zweiten Wagen in Sicherheit bringen, der ihnen in hohem Tempo folgte. Liu Xinrong fragte sich, ob die Frau sie auch verfluchen würde, wenn sie wüsste, dass sie es mit der Polizei zu tun hatte. Wahrscheinlich. Wenn es um ihre vergötterten Hündchen ging, fürchteten seine Landsleute nicht Tod noch Teufel noch den Arm des Gesetzes.
    »Stopp! Das ist der Laden!«, rief Liu Xinrong erleichtert.
    Der Fahrer trat auf die Bremse. Im selben Moment sprangen Li Yandao und der Zivilpolizist neben ihm aus dem Auto. Der zweite Wagen kam Zentimeter hinter ihnen zum Stehen, und fünf Männer, ebenfalls in Zivil, sprangen heraus und rannten hinter Li Yandao in den dunklen Fahrradladen.

    Zwei Minuten später standen Li Yandao und ein älterer weißhaariger Mann namens Ling Jiao in der vollständig ausgeräumten Wohnung, die Nikolai höchstwahrscheinlich als Unterschlupf gedient hatte. Nur ein abgewetztes, monströses Sofa zeugte davon, dass hier überhaupt Menschen gelebt hatten.
    »Ausgeflogen samt Gepäck«, sagte der Weißhaarige. Er war der Dienstälteste seiner Abteilung und leitete die Fahndung. Als Li Yandao noch in Xi’an gearbeitet hatte, war Ling Jiao sein Mentor gewesen, aber auch er hatte nichts gegen Li Yandaos Versetzung nach Kashgar unternehmen können. Damals war Li Yandao ein aufstrebender junger Polizist in der internationalen Abteilung gewesen. Vielversprechend, aber zu moralisch, was ihn letztendlich zu Fall gebracht hatte. »Was hat ihn gewarnt?«
    »Nichts«, antwortete Li Yandao, »er ist einfach vorsichtig.«
    »Seit dieser Taxifahrer seine Aussage gemacht hat, frage ich mich, woher Nikolai eigentlich wusste, dass die Deutsche um diese Zeit in Xi’an eintrifft. Er ist von Tashkent über Urumqi geflogen, so viel steht fest, und sie kam via Hongkong aus Deutschland.«
    Li Yandao zuckte die Achseln. »Vielleicht geht es gar nicht um sie.«
    »Aber wenn er nicht wegen Fräulein … wie heißt sie noch?«, fragte Ling.
    »Reu-Ta.«
    »Wenn er nicht ihretwegen hier ist, warum dann? Ein neuer Diebstahl? Ein Treffen mit seinem Boss? Wir müssen ihn aufspüren. Ich habe das Gefühl, dass wir mit seiner Hilfe einen ganz dicken Fisch an Land ziehen können.«
    »Schön wär’s. Wie machen wir weiter?«
    »Wir müssen die Nachbarn befragen.«
    »Kann ich das dir und deinen Leuten überlassen? Ma Li Huo und der Vizedirektor erwarten mich um vier im Museum. Vielleicht schaffe ich es doch noch rechtzeitig.«
    Ling Jiao verengte die Augen. »Ma Li Huo? Du hast nicht zufällig eine Schwäche für diese deutsche Dame?«
    »N-nein.«
    Ling Jiao winkte ab. »Sei wenigstens diskret. Und jetzt verschwinde. Wir schaffen es auch ohne dich.«
    * * *
    Kurz vor Marion waren zwei Reisebusse mit italienischen Touristen beim Museum angekommen, und es blieb ihr nichts anderes übrig, als den Andrang vor der Kasse abzuwarten. Der junge Polizist, der sie hergefahren hatte, versuchte sich zur Kassiererin durchzukämpfen, aber er hatte nicht mit dem Protest der Italiener gerechnet, die den

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