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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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Kollegen missmutig nach. Fluchend stapfte er hinterher und überlegte, ob es nicht sinnvoll wäre, die schwere Schutzweste abzulegen.
    Die Antwort bekam er in der neunten Etage, wo Kornilows Ausrüstung in einer Ecke lag. Auf der kugelsicheren Weste entdeckte er außerdem das Sakko und die Krawatte seines Chefs. Den Major selbst traf er vier Stockwerke weiter oben wieder: Er saß auf einem schmutzigen Fensterbrett, rauchte und war stinksauer. Nun warf auch Schustow Ballast ab, und als Kornilow ausgeraucht hatte, setzten sie den beschwerlichen Weg gemeinsam fort.

    Im fünfzehnten Stock holten sie Waskin ein, der den Kontakt zum SEK auch längst verloren hatte. Er pfefferte gerade seine Schutzweste in die Ecke und setzte sich frustriert auf die Treppe.
    »Weichei«, stichelte Kornilow und marschierte an ihm vorbei, obwohl er selbst nach Luft rang.
    »Ich kann nicht mehr«, jammerte Schustow. »Wie weit ist das denn noch?«
    »Noch zwei Stockwerke«, keuchte Kornilow. »Wir sind so gut wie oben.«
    Der Kapitän fluchte.
    »Kornilow! Sollen wir dich rauftragen?«, rief jemand von weiter oben; es war die Stimme des SEK-Kommandeurs.
    »Du kannst mir mal den Schuh aufblasen, Klim«, versetzte der Major gereizt.
    »Schau mal, was hier oben los ist!« Klim wartete, bis Kornilow um die Ecke bog, dann trat er mit dem Fuß gegen den Schotterhaufen. »Frag mich nicht, wie sie das hingekriegt haben.«
    »Sieht nicht gut aus«, urteilte Kornilow. »Ist jemand nach oben vorgedrungen?«
    »Hier nicht«, erwiderte Klim munter, führte den Major in das Büro und zeigte ihm das Loch in der Decke. »Aber hier ist sogar eine Abkürzung.«
    Kornilow inspizierte die kreisrunde Öffnung, durch die man den blauen Himmel sehen konnte, dann blickte er nachdenklich auf den nassen Boden.
    »Hat es etwa geregnet?«

    »Fürst«, flüsterte Santiago. »Es ist höchste Zeit, Fürst!«
    Als Lubomir, der auf dem Tisch stand, dies hörte, lachte er und breitete die Arme aus.
    »Kraft meiner Geburt beschwöre ich die Macht des Herrscherhauses Lud, alle Kraft des Regenbrunnens und alle Kraft der Erde …«
    Die Gestalt des Zauberers erzitterte, seine Konturen verschwammen und veränderten sich, als würde er ein Trugbild erzeugen. Der Zeitpunkt für den Entscheidungskampf um die Macht in der Verborgenen Stadt war gekommen und Lubomir konzentrierte alle ihm zur Verfügung stehenden Kräfte. Sein Herzschlag hallte durch das Kabinett wie ein Donnergrollen.
    Artjom verkroch sich in einem schmalen Spalt zwischen zwei Schränken, setzte sich auf den Boden und beobachtete von dort das weitere Geschehen.
    Als der Zauberer seine Metamorphose vollendet hatte, stand ein hünenhafter, breitschultriger Krieger mit aggressiven Gesichtszügen auf dem Tisch. Seine langen weißblonden Haare waren mit einem goldenen Stirnreif fixiert, den ein riesiger Smaragd schmückte. An seinem muskulösen Oberkörper trug er eine ärmellose, offene Fellweste, und in den Händen hielt er eine schwere Streitaxt. Ein grünlicher Schein umhüllte die furchterregende Gestalt, und aus der breiten Klinge der Axt schlugen grüne Funken.
    Mit seinem kraftvollen und selbstbewussten Auftreten ließ der Kämpfer keinen Zweifel daran, dass er sich bereits als sicherer Sieger fühlte.
    Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Boten, doch
seine eiskalten, stechend grünen Augen verhießen nichts Gutes.
    »Und du jämmerlicher Wurm hattest es auf mein Herz abgesehen?«, spottete er.
    Santiago antwortete nicht. Stattdessen veränderte auch er auf haarsträubende Weise seine Physiognomie. Der Kommissar warf sein Stilett weg, sprach eine unverständliche Formel und reckte die Arme. Schwarzer Nebel hüllte ihn ein. Der Körper des Nawen wurde gleichsam von innen nach außen gekehrt: Haut und Muskeln rissen auf, und aus den Spalten wuchsen neue Körperteile hervor. Als der Nebel sich lichtete, stand dem mächtigen Boten ein alptraumhaftes Monster gegenüber.
    Aus seinem kleinen, runzeligen Gesicht lugten bösartige, kohlrabenschwarze Augen, die in tiefen Höhlen saßen. Den Kopf entstellten hässliche Auswüchse und lange, zugespitzte Ohren. Aus der lippenlosen Mundöffnung ragten zwei schwarze Hauer, zwischen denen eine gespaltene Reptilienzunge hervorzuckte. Am Rücken des Ungeheuers befanden sich zwei kleine, häutige Flügel, die auf und ab schlugen, wenn es die Schultern bewegte. Es war so riesig, dass es dem Boten gerade in die Augen schauen konnte, obwohl jener immer noch auf dem Tisch

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