Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung
Lieber«, freute sich die Schwarzhaarige und strahlte. »Wer sind denn die Gipsköpfe, die du da mitgebracht hast?«
»Ich bin Franz de Geer«, teilte der Tschud würdevoll mit, während er versuchte, durch das Loch in der Decke zu klettern. »Kapitän der Garde des Großmagisters.«
»Freut mich aufrichtig, Kapitän«, flötete Jana höflich und half ihm hinauf. »Vielen Dank, dass Sie gekommen sind.«
»Wo ist Lubomir?«, fragte de Geer. »Und wo sind wir?«
»Wir sind im Gefängnis in der vorletzten Etage. Lubomirs Kabinett befindet sich ein Stockwerk höher. Dort führte eigentlich eine Wendeltreppe hinauf, doch sie ist soeben verschwunden.«
»Und die Wachen?«
»Die sind hinter dieser Tür. Sie haben sich nicht sehen lassen, seit hier dicke Luft ist.«
»Rothauben?«
»Ja.«
»Kümmert euch um sie«, befahl de Geer seinen Rittern, die einer nach dem anderen durch das Loch kletterten. »Cortes, und was wird aus unserem Freund hier?« Der Kapitän zeigte auf den Fotografen.
»Was habt ihr mit mir vor?«, wimmerte Juschlakow, während Cortes ihn an einem aus der Wand ragenden Eisenring festkettete.
»Keine Sorge, Juschlakow«, beschied der Söldner. »Sie werden bald abgeholt.«
»Das ist also das miese Schwein«, sagte Jana und musterte den verängstigten Alex voller Verachtung. »Ich habe hier übrigens auch jemanden.«
Stolz zeigte die junge Frau ihren Rettern die außer Gefecht gesetzte Lana, über deren Wange sich ein violetter Bluterguss beulte.
Als das Gebäude nicht mehr schwankte, kroch Pulle zögerlich unter dem Tisch hervor und sah sich um. Die Wachstube bot ein Bild der Verwüstung. Der Ausgang zum Treppenhaus war verschüttet. Die von den Tschuden herausgesprengte Tür lag an der gegenüberliegenden Wand und hatte den Uibujen Fräse unter sich begraben. Pulverdampf waberte durch den Raum, der Boden war mit Patronenhülsen übersät und in der Wand gähnte ein riesiges Loch, durch das der Baron Metscheslaw sich in den Liftschacht verabschiedet hatte.
»Die Herrscherhäuser haben sich verbündet«, stellte Säbel nüchtern fest. »Zeit, sich aus dem Staub zu machen. «
»Wir stehen auf der Seite von Lubomir«, krächzte Pulle und sah den Einäugigen hasserfüllt an. »Alle anderen sind unsere Feinde, ich schwör’s dir, ey!«
»Das kannst du vergessen, Pulle«, entgegnete der Fötido-Boss grinsend und fingerte mit den Händen an seinem Waffengürtel. »Du hast doch nicht im Ernst geglaubt, dass ich gegen den Dunklen Hof kämpfen würde?«
»Hä?«
»Was bist du für ein Idiot!« Säbel zog seinen Yatagan. »Um Imperator der Rothauben zu werden, muss man sich nicht unbedingt einem Zauberer anbiedern. Es genügt vollständig, wenn man seine Rivalen aus dem Weg räumt. In diesem Moment säubern meine Jungs die Stadt von deinen Desastros, und ich werde mir dich vorknöpfen. «
»Verrat!«
Pulle blickte sich hilfesuchend um, doch niemand sah sich bemüßigt, auch nur einen Finger für ihn krumm zu machen. Es waren von beiden Clans gleich viele Rothauben anwesend und deshalb zogen sie es vor, erst einmal abzuwarten, wer von den beiden Führern siegen würde.
»Dein letztes Stündchen hat geschlagen, Greenhorn«, verkündete Säbel forsch. »Wenn wir Santiago deinen Hohlkopf geben, wird er uns gehen lassen. Schließlich hast du den Nawen umgebracht.«
Ein Teil des Publikums schien die Meinung des Einäugigen zu teilen und bekundete dies mit zustimmendem Geraune. Säbel bekam Oberwasser.
»Eine Zukunft gibt es nur mit Lubomir!«, konterte Pulle und zog drohend seinen Yatagan. »Er wird den Dunklen Hof vernichten, und du wirst diesen Raum nicht lebend verlassen, ich schwör’s dir, ey!«
Die aggressive Stimmung der Clanführer übertrug sich aufs Publikum.
»Mach ihn fertig, Säbel!«
»Ich setze einen Fünfziger auf Pulle, der ist jünger!«
»Da halte ich dagegen!«
Die Rothauben waren jetzt in ihrem Element und zückten begeistert die Geldscheine. Schon nach kurzer Zeit türmte sich ein ordentliches Sümmchen auf dem Tisch.
Dann begann der Kampf und der ganze Hass, der sich zwischen den beiden Rivalen aufgestaut hatte, brach sich Bahn. Es war von vornherein klar, dass diese Auseinandersetzung mit dem Tod eines der Clanführer enden würde, einen anderen Ausgang hätte niemand akzeptiert. Schon gar nicht die Zuschauer, die mit ihren Favoriten mitfieberten und begierig darauf waren, Kasse zu machen.
Während die Klingen ineinanderrasselten und Anfeuerungsrufe durch die
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