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Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung

Titel: Die verborgene Stadt - Die Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Panov
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ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Ich muss Ihnen das Herz entnehmen, Bote«, sagte Santiago beinahe entschuldigend, »solange es noch schlägt.«
    Wie ein Schlachter schnitt der Naw den Brustkorb des Zauberers auf und riss ihm sein Herz, einen pulsierenden grünen Klumpen, aus dem Leib. Lubomir schlug der Länge nach auf den Boden, und sein Körper fing Feuer.
    Der Großmagister nahm die sichtlich betroffene Königin bei der Hand. Santiago ging zum Kohlenofen, warf das noch schlagende Herz des Boten in die Glut und hielt die Hand darüber.
    »Im Namen der Mächte der Dunkelheit verfluche ich dieses Herz.«
    Über dem Kohlenofen bildete sich schwarzer Dunst. Der Großmagister stellte sich neben den Kommissar und streckte ebenfalls die Hand vor.
    »Im Namen der Mächte des Feuers verfluche ich dieses Herz.«
    Aus dem Kohlenofen schlug eine Flamme.
    »Ihr seid dran, Königin.«
    Eine dritte Hand streckte sich über den pulsierenden Klumpen in der Glut.

    »Im Namen der Mächte der Erde verfluche ich dieses Herz.«
    Der Kohlenofen spie Asche und Rauch. Drei Hände und drei Mächte hatten sich darüber vereint, und ein leises Stöhnen erfüllte den Raum. Das Herz des Boten schlug noch ein letztes Mal, dann hauchte es sein Leben aus.
    »Das war’s«, konstatierte Santiago trocken, spuckte in die Glut und sah sich um. »Ortega, wo sind Sie?«
    »Stets zu Diensten, Kommissar.« Die Luft vor Santiago begann zu flirren und bildete einen Wirbel. Aus dem Portal trat ein hochgewachsener Mann in einem dunkelblauen Anzug in das Kabinett. »Es ist alles bereit.«
    »Geleiten Sie unsere Gäste zum Fürsten«, befahl Santiago. »Ich sammle die Übrigen ein.«
    Ortega nickte und entbot der Königin eine galante Verbeugung.
    »Darf ich bitten, Eure Majestät?«
    Die Königin trat in das Portal ein.
    »Was für ein schöner Kampf«, schwärmte der Großmagister. »Es kommt nicht oft vor, dass unsere Herrscherhäuser Seite an Seite kämpfen.«
    »Ganz meine Meinung, das war bemerkenswert«, pflichtete Santiago bei.
    De Saint-Carré verließ das Kabinett durch das Portal.
    Unentschlossen kroch Artjom zwischen den Schränken hervor.
    »Folgen Sie ihnen«, nickte ihm Santiago zu. »Auch Sie werden erwartet.«
    Artjom ging auf das Portal zu, doch dann blieb er noch
einmal stehen und blickte sich nach dem Kommissar um.
    »Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie nicht möchten, dass jemand von Ihrem kleinen Geheimnis erfährt? «, fragte er.
    »In der Tat.«
    »Sie können sich auf mich verlassen. Ich würde nur gerne verstehen, wie …«
    »Die Neugierde der Humos ist legendär, und mir imponiert dieser Charakterzug Ihres Volks«, unterbrach ihn Santiago und sah ihn nachsichtig an. »Der Fürst des Dunklen Hofs trägt eine enorme Verantwortung gegenüber den Nawen und gegenüber den Vasallenvölkern des Herrscherhauses. Er kann sich weder Gefühle noch Schwächen leisten. Aus diesem Grund hat der Fürst nach seiner Thronbesteigung meine Wenigkeit erschaffen, als eine Art Gefäß, in dem alle Charaktereigenschaften, die ihn stören würden, eingeschlossen sind. Alles Übrige habe ich mir selbst erarbeitet. Sind Sie damit zufrieden?«
    »Absolut.«
    »Dann benutzen Sie jetzt bitte das Portal. Es ist Zeit für uns, diesen Ort zu verlassen.«
     
    »Ein richtiges Gefängnis«, murmelte Kornilow, als er die an den Säulen herabhängenden Ketten betrachtete.
    »Und das hier war die Wachstube«, rief Schustow, der in der aufgebrochenen Tür stand. »So wie es aussieht, sind hier die Fetzen geflogen!«
    »Gibt’s Überlebende?«
    »Nein.«

    »Schade.«
    »Patron, hier oben ist ein richtiger Garten«, vermeldete Waskin, der aus dem Loch über Kornilows Kopf herabschaute. »Mit einem richtigen Teich! Kommen Sie und schauen Sie sich das an.«
    »Gibt’s da oben Überlebende?«
    »Nein.«
    »Dann komme ich nicht extra hoch.«
    Der Kopf des Leutnants verschwand, und Kornilow schlenderte langsam durch den Raum. Er sah dabei zu, wie die SEK-Beamten die heulenden Mädchen befreiten, inspizierte sorgfältig die blitzenden Mordbestecke, die auf einem fahrbaren Tischchen lagen, und begab sich schließlich zu dem kriminellen Subjekt, das völlig verstört in einer Ecke kauerte.
    Kornilow hatte von vorneherein gewusst, dass er Juschlakow hier so vorfinden würde – an die Wand gekettet und umgeben von Zeuginnen der Anklage. Er zündete sich in aller Ruhe eine Zigarette an.
    »Ist das nicht ein bisschen zu einfach, Andrej?«, fragte Schustow. »Meinst

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